Würzburger Kinderporno-Fall: Beschuldigter in U-Haft

Kinderporno-Fall Würzburg
© Daniel Karmann/dpa
"Praxis vorübergehend geschlossen"; steht auf einem Zettel am Eingang zur einer Praxis für Logopädie. Der im Würzburger Kinderporno-Fall verhaftete Sprachtherapeut schweigt zu den Vorwürfen. Der Mann soll Kinderpornos, auf denen kleine Jungen zu sehen sind, im sogenannten Darknet verbreitet haben.
Würzburger Kinderporno-Fall: Beschuldigter in U-Haft
Ermittler gründen Soko zur Auswertung des gefundenen Materials
Die Ermittler im Würzburger Kinderporno-Fall haben eine eigene Sonderkommission gegründet. So wollen sie schneller herausfinden, wer die betroffenen Kinder sind und wo sich die Taten abgespielt haben. Der tatverdächtige Logopäde sitzt in U-Haft.

Die Ermittler im Würzburger Kinderporno-Fall wollen am Freitag offenbar weitere Informationen bekanntgeben. Oberstaatsanwalt Christian Schorr von der Zentralstelle Cybercrime bei der Bamberger Generalstaatsanwaltschaft sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage, der beschuldigte Logopäde befinde sich inzwischen in Untersuchungshaft. Es bestehe zudem die "realistische Möglichkeit", dass sein gestern ebenfalls festgenommener und inzwischen wieder freigelassener Lebenspartner von den pädophilen Machenschaften des Mannes nichts gewusst hat. Die Kripo Würzburg hat nun eigens die Sonderkommission "01-2019" zur Aufklärung des Falls gegründet.

Laut Mitteilung von Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und Polizeipräsidium Unterfranken hat der zuständige Ermittlungsrichter Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie der Herstellung und Verbreitung von kinderpornografischen Schriften erlassen. Schorr sagte, es sei noch unklar, wie viel Zeit die Auswertung des Materials in Anspruch nehmen werde. Der Oberstaatsanwalt sprach von einer dreistelligen Zahl an Kinderpornos. Der oder die Täter hätten offenbar sehr darauf geachtet, dass die betroffenen Kinder - allesamt wohl Jungen im Kindergartenalter - und die Örtlichkeiten nicht leicht zu identifizieren sind.

Kita bleibt geöffnet

Das evangelische Dekanat Würzburg zeigte sich am Mittwoch in einer ersten Stellungnahme zu den Vorkommnissen "schockiert und sehr bestürzt" - der Lebenspartner des Logopäden war stellvertretender Leiter einer evangelischen integrativen Kita im Stadtteil Heuchelhof. Auch der Beschuldigte selbst war dort und in anderen Einrichtungen offenbar als Therapeut tätig. Dekanin Edda Weise teilte mit, da sich die Ermittlungen nicht gegen die Einrichtung selbst richteten, bleibe die Kita weiter geöffnet. Die Kita gilt mit ihrer integrativen Ausrichtung für Kinder mit und ohne Behinderung als Vorzeige-Einrichtung. Polizei und Seelsorger standen den Eltern als Ansprechpartner zur Verfügung.

Oberstaatsanwalt Schorr sagte, je kooperativer der Festgenommene sei, desto schneller könne man aufklären. Bislang sei allerdings keine große Kooperationsbereitschaft erkennbar - der Tatverdächtige machte keine Angaben zur Sache. Man könne bislang nicht definitiv ausschließen, dass nicht auch Kinder aus der Würzburger Kita unter den Opfern des Tatverdächtigen sind. Laut Schorr gibt es "konkretes Beweismaterial" dafür, dass der festgenommene Logopäde, der auch ab und zu in der Kita tätig gewesen sein soll, die Kinderpornos produziert hat. Deshalb gebe es "auch starke Hinweise darauf", dass der beschuldigte Mann auch selbst am Missbrauch beteiligt war, erläuterte Schorr.

Der Oberstaatsanwalt bestätigte auf Anfrage Medienberichte, nach denen es bei dem gefundenen Material nicht nur um Nacktbilder oder Aufnahmen anzüglicher Posen gehe, sondern es würden ganz explizit sexuelle Handlungen an Kleinkindern gezeigt. Angesichts der Fülle des Materials gehen die Ermittler davon aus, dass sich die Taten über mehrere Jahre hinweg gezogen haben. Auf seiner Internetseite warb der Beschuldigte, der im Stadtgebiet zwei Praxen für Logopädie betreibt, zum Beispiel mit seinem Kinderturn-Angebot oder für "bewegte Kindergeburtstage in der Erlebnisturnhalle". In der Region war er unter Kita-Fachkräften für seine Fortbildungen zu "bewegter Erziehung" bekannt.

Am Mittwochabend hatten die Ermittler mehrere Objekte in Würzburg durchsucht. Beteiligt waren neben der Kriminalpolizei Würzburg und der Bamberger Zentralstelle Cybercrime auch die Bereitschaftspolizei, ein Spezialeinsatzkommando, Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) sowie die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta. Die Behörden waren dem Mann im Rahmen eines umfangreichen Ermittlungsverfahrens zur Verbreitung von kinderpornografischem Material im Darknet auf die Spur gekommen