Methodisten streiten über Abstimmung zur Homosexualität

Männer auf Regenbogenflagge
© Foto: DusanManic/istockphoto/Getty Images
Zwei Männer sitzen auf einer Parkbank auf einer Regenbogenflagge.
Methodisten streiten über Abstimmung zur Homosexualität
Die weltweit rund zwölf Millionen Mitglieder zählende Evangelisch-methodistische Kirche streitet über eine Grundsatzabstimmung zum Umgang mit Homosexualität.

Ende Februar hatten die Delegierten der Generalkonferenz auf ihrer Tagung in den USA ihre restriktive Haltung vor allem gegenüber gleichgeschlechtlichen Ehen bestätigt. Danach kam es zu Spannungen, einige warnten bereits vor einer Spaltung der Kirche. Nun sei eine Untersuchungskommission eingerichtet worden, um möglicherweise irreguläre Stimmabgaben im Februar zu prüfen, teilte der Informationsdienst der Kirche mit.

Bei der Versammlung in St. Louis im US-Staat Missouri stimmten die Delegierten nach einer emotional geführten Debatte mit 438 zu 384 Stimmen für ein Papier, dem zufolge die Kirche an ihren Vorschriften gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und gegen in Partnerschaft lebende schwule und lesbische Pastoren festhält. Fragen über die Teilnahme von nicht stimmberechtigten Delegierten wurden in der vergangenen Woche erstmals in der Tageszeitung "New York Times" aufgeworfen.

Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe

"Wenigstens vier Stimmzettel" wurden laut "Times" von nicht autorisierten Personen abgegeben. Die Zeitung berief sich auf Kirchendokumente und Interviews. Die Personen sollen aus afrikanischen Kirchendelegationen stammen, die entscheidend gewesen seien bei der bewilligten Resolution. Im Informationsdienst der methodistischen Kirche ist von "einer sehr begrenzten Zahl" irregulärer Stimmen die Rede. Laut dem Sekretär der Generalversammlung, Gary Graves, ist die Zahl nicht hoch genug, um das Resultat der Abstimmung zur gleichgeschlechtlichen Ehe zu verändern.

Allerdings sei eine Entscheidung der Generalversammlung über den Modus der Abspaltung von Gemeinden von der Kirche mit knappen 402 zu 400 Stimmen getroffen worden. Graves erklärte, er rechne vor Herbst mit dem Bericht der kirchlichen Untersuchungskommission über mögliche Unregelmäßigkeiten.

Unabhängig von der Kontroverse über die Stimmabgabe will der Rechtshof ("Judicial Council") der Evangelisch-methodistischen Kirche bei seiner Sitzung vom 23. bis 26. April prüfen, ob alle Regelungen in dem Beschluss von St. Louis zum Umgang mit Homosexualität mit der Verfassung der Kirche konform sind. Der Rechtshof ist das oberste rechtliche Gremium der Kirche.

Ihre Haltung zur Homosexualität beschäftigt die Methodisten seit Jahren. In den USA haben einige methodistische Pastoren gleichgeschlechtliche Ehen gesegnet. Konservative US-Kirchenmitglieder und besonders alle Mitglieder aus Afrika lehnen das grundsätzlich ab. Rund sieben Millionen der nach Kirchenangaben 12,6 Millionen Methodisten leben in den USA. Dort verliert die Kirche seit Jahren Mitglieder, wie aus Kirchenstatistiken hervorgeht. In afrikanischen Ländern dagegen gewinnt sie stark dazu. Der Methodismus betont verbindlichen Glauben, intensives Bibelstudium, soziales Engagement und praktische Dienste der Nächstenliebe.

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist eine evangelische Freikirche, die aus einer christlichen Erweckungsbewegung in England im 18. Jahrhundert hervorging. Führende Persönlichkeiten am Anfang der Bewegung waren die Brüder John und Charles Wesley. Zur EmK in Deutschland zählen sich rund 51.000 Kirchenmitglieder und Kirchenangehörige in rund 500 Gemeinden. Die methodistische Kirche ist bewusst nicht nationalstaatlich organisiert, sondern arbeitet über Ländergrenzen hinweg. Die EmK gehört zum Weltrat Methodistischer Kirchen, in dem mehr als 70 Kirchen methodistischer Tradition verbunden sind, zu denen sich über 51 Millionen Menschen zählen.