Bischof Ulrich fordert zum Dialog mit Kirchenfernen auf

Gerhard Ulrich
© Christian Charisius/dpa
Gerhard Ulrich, Landesbischof der Nordkirche, gestikuliert während eines Interviews. Am 31. März 2019 endet die Amtszeit von Landesbischof Ulrich.
Bischof Ulrich fordert zum Dialog mit Kirchenfernen auf
Bischof Gerhard Ulrich hat die evangelische Kirche zum Ende seiner Amtszeit dazu aufgerufen, mit jenen Menschen im Dialog zu bleiben, "die nicht zu uns gehören". Ende März geht er als erster Landesbischof der 2012 gegründeten Nordkirche in Ruhestand.

Um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben, "muss Kirche aus sich herauskommen, nicht ganz dicht sein", sagte Gerhard Ulrich vor der Landessynode der Nordkirche in Rostock-Warnemünde. Kirche solle an fremde Orte gehen, "auf Marktplätze, in Fabrikhallen, in Theater, Kinos und Messehallen".

Sie dürfe nicht aufhören zu reden und "sich einzumischen, teilzunehmen am gesellschaftlichen Dialog, ihre unverwechselbare Stimme einzubringen in all die Unsicherheit und Angst hinein", sagte Ulrich, der bis 2018 auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) war. Dazu gehöre es auch, über den Verlust an Bedeutung von Religion und Kirche in dieser Gesellschaft zu reden. Zum 31. März geht Ulrich als erster Landesbischof der 2012 gegründeten Nordkirche in den Ruhestand.

Fähigkeit zum Dialog entscheidend

Mit Blick auf kirchliche Missbrauchsfälle forderte Ulrich seine Kirche auf, weiterhin "Unrecht aufzuarbeiten und sich somit der Schuld zu stellen". Als 2010 Betroffene aus Ahrensburg den Mut gefunden hätten, mit dem ihnen zugefügten Leid an die Öffentlichkeit zu gehen, hätten sie die Kirche gezwungen, ein "dunkles Kapitel" aufzuschlagen: "Wir mussten sehen, dass Amtsträger ihnen anvertraute Menschen unsägliche Gewalt angetan hatten und die Organisation versagt hat, weil sie sie nicht geschützt hat."

Die Fähigkeit zum Dialog werde für die Zukunft nach innen und außen entscheidend sein, so Ulrich weiter. "Unsere Landeskirche ist ein Ergebnis der Wende vor fast 30 Jahren, ein Ergebnis der friedlichen Revolution, die die trennende Mauer zum Einsturz brachte und Grenzzäune überwand." Noch sei der Weg des Zusammenwachsens der drei ehemaligen Landeskirchen mit ihren unterschiedlichen Kulturen und Geschichten nicht abgeschlossen: "Doch wir sind schon gut vorangekommen."

Das Kirchenparlament tagt noch bis 2. März in Rostock-Warnemünde und in Greifswald. Ein Themenschwerpunkt ist die Wahl des künftigen Bischofs im Sprengel Mecklenburg und Pommern. Die Wahl des Nachfolgers von Andreas von Maltzahn (Schwerin) und Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) steht an diesem Freitag an: Kandidaten sind der Dresdner Superintendent Christian Behr (58) und der mecklenburgische Ökumenepastor Tilman Jeremias (52).

Die Nordkirche erstreckt sich über die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sie hat rund zwei Millionen Mitglieder in 987 Kirchengemeinden mit ihren 1.900 Kirchen.