Fernsehwochenvorschau: Heilige Steine

Eine Gruppe Menschen läuft auf den Mont St. Michel zu.
© Foto: ZED/ARTE
Auch die Kirche auf dem Mont-Saint-Michel gehört zu den sakralen Bauwerken, die in der Arte-Sendereihe besucht werden.
Fernsehwochenvorschau: Heilige Steine
Fernsehwochenvorschau vom 15. bis 21. Dezember 2018
Der Sender Arte widmet sich an vier Samstagen "Sakralen Bauwerken". Die Dokumentationsreihe beginnt am 15.12. um 20.15 Uhr. Der erste Film führt von Jerusalem nach Delhi, von Córdoba nach Kairo, von Istanbul nach Isfahan und gewährt Einblicke in die muslimische Sakralarchitektur. Und was sich sonst noch im Fernsehen anzuschauen lohnt in der kommenden Woche.

15.12., Arte, 20.15 Uhr: „Sakrale Bauwerke“

Die erste Folge dieser vierteiligen Dokumentationsreihe gewährt Einblicke in die muslimische Sakralarchitektur. Moscheen zeugen vom Glauben der Menschen und von der Macht großer muslimischer Herrscher. In ihrer Vielfalt, Schönheit und Größe erzählen sie die Geschichte des Islams, der jüngsten der drei monotheistischen Religionen. Der Islam entstand im 7. Jahrhundert nach Christus, nach Judentum und Christentum. Von der Arabischen Halbinsel aus traten der Prophet Mohammed und seine Schüler ihren Siegeszug durch die ganze Welt an. Der Islam verbreitete sich rasant und ließ neue Gotteshäuser entstehen: die Moscheen. Geniale Bautechniken, riesige Räume, raffinierte Verzierungen: Die Gebetsstätten, die auch heute noch von Gläubigen besucht werden, sind Denkmäler großer muslimischer Dynastien der Vergangenheit. Die Dokumentation führt von Jerusalem nach Delhi, von Córdoba nach Kairo, von Istanbul nach Isfahan und gewährt Einblicke in die muslimische Sakralarchitektur: Der Felsendom in Jerusalem ist ein Meisterwerk des Umayyaden-Stils und der erste muslimische Sakralbau, der außerhalb Arabiens, der Geburtsstätte des Islams, errichtet wurde. Auch die Mezquita-Catedral im spanischen Córdoba zeugt vom architektonischen und künstlerischen Können der Umayyaden. Ihr Bau begann im 8. Jahrhundert als Moschee. Im Zuge der Reconquista wurde sie zur Kathedrale umgewidmet. Heute ist sie ein Symbol für die jahrhundertelange Präsenz der Muslime auf der Iberischen Halbinsel. Die Ibn-Tulun-Moschee in Kairo ist typisch für den abbasidischen Stil. Sie wurde im 9. Jahrhundert errichtet und gehört damit zu den ältesten Moscheen in der ägyptischen Hauptstadt. Später beherrschte mit den Osmanen eine weitere große Dynastie die Geschichte. Sie erbauten etwa die Süleymaniye-Moschee in Istanbul, zu Ehren von Sultan Süleyman dem Prächtigen. Ihre harmonische Form, ihre terrassierten Medresen und ihr lichtdurchflutetes Inneres machen sie zu einem besonders bemerkenswerten Bauwerk. Die weiteren Teile folgen an den kommenden Samstagen.

15.12., Arte, 23.25 Uhr: „Streetphilosophy: Sei mal wild!“

Raus in den Wald, raus aus der Gesellschaft, raus aus vorgefertigten Lebensentwürfen, denkt sich Ronja von Rönne in dieser Folge „Streetphilosophy“. Mit dem Philosophen Milosz Paul Rosinski unternimmt sie einen Roadtrip in die Brandenburger Wildnis - mit einem rostigen VW-Bus, Proviant und Campingkocher. Beim Zusammenpacken erzählt Ronja von ihrer Begegnung mit Lommel, der in den Siebzigern den Motorradclub „Born to be wild“ gegründet und drei Jahre im Gefängnis verbracht hat. Heute ist er fast siebzig Jahre alt. Fordert ein wildes Leben irgendwann seinen Tribut? Gibt es Dinge, die Lommel bereut? Und ist Wildheit ein Privileg der Jugend - oder kann man auch im Alter noch wild sein? Das versucht Ronja am Rande eines Bikertreffens herauszufinden.
Milosz erinnert sich unterdessen an seine Begegnung mit dem Landvermesser Martin Ullner, dessen Beruf das Gegenteil von wild ist. Er vermisst Grundstücke, schafft mit seinen Messgeräten Ordnung und Klarheit, wo vorher Chaos war - und schlichtet dadurch auch Nachbarschaftskonflikte. „Ich schaffe Grenzfrieden“, sagt Martin. Stimmt das? Oder hat Rousseau recht, wenn er behauptet, dass mit der Abgrenzung von Privateigentum Krieg und Leid in die Welt kommen? Dabei scheint die Zivilisation doch eindeutig Vorteile für uns Menschen zu haben. Auch Rousseau hat schließlich erkannt, dass es einen Gesellschaftsvertrag braucht. Und muss man überhaupt die Stadt verlassen, um Wildheit zu finden? Vielleicht reicht es schon, sich eine Maske aufzusetzen und durchzudrehen - wie beim Karneval. Das erinnert Ronja an eine orgiastische Kostümparty in Kreuzberg, bei der sie den Kostümverleiher Wolf und seinen Gewandmeister König Klaus kennengelernt hat. Für die beiden ist klar: Wildheit liegt in der Natur des Menschen, und ein Kostüm gibt ihm die Möglichkeit, ein ganz anderer zu sein; und sei es für eine Nacht.

16.12., ARD, 17.30 Uhr: „Lieder zum Advent“

Anstelle der Reportagereihe „Echtes Leben“ präsentiert die ARD die schönsten Lieder zu der schönsten Zeit des Jahres. Wenn die Tage kürzer und kälter werden, wird es besinnlich. Mit dem Advent beginnt die Vorweihnachtszeit. Auch rund um den historischen Kaischuppen im Hamburger Hafen ist es ruhig – bis rund 450 Menschen aus Norddeutschland zusammenkommen, um das Hafenmuseum Hamburg aus dem Winterschlaf zu wecken. Ein großes Adventssingen verwandelt den Schuppen für einen Tag in einen Ort der Vorfreude. Chorleiter, Komponist und musikalischer Leiter der Sendung Niels Schröder. Er verleiht den klassischen Liedern mit seinen Arrangements Glanz, der sich in den Augen der Sängerinnen und Sängern widerspiegelt. Zwischen den Liedern erzählt Moderator und Sänger Yared Dibaba eine Geschichte zum Advent: „Der Engel in der Stadt“ wurde extra von der Hamburger Autorin Susanne Niemeyer für die Sendung geschrieben. „Lieder zum Advent“ ist ein Konzert der besonderen Art. Mit einem dynamischen Ton aus rund sechzig Tonspuren und Kameras nah an den Menschen ist unter der Regie von Michael Valentin eine Sendung entstanden, die dem Zuschauer das Gefühl gibt, mittendrin zu sein.

16.12., ZDF, 18.00 Uhr: „Kein Geld für’n Supermarkt“

Fast 1,5 Millionen Menschen sind in Deutschland auf Lebensmittelspenden angewiesen. Arme, Alte, Männer, Frauen, Kinder holen sich regelmäßig Essen bei der Tafel ab, um satt zu werden. Bedürftige bekommen dort Lebensmittel kostenlos oder für wenige Euro. Michael Beck stellt in seinem Film unter anderem die Rentnerin Bärbel Kappus vor. Auch sie war lange auf die Tafel angewiesen. 700 Euro Rente waren einfach zu wenig, um monatlich über die Runden zu kommen. Zwischenzeitlich schlug sie sich mit Putzjobs durch; mit dem Thema Armut im Alter hat sie sich zwangsläufig intensiv beschäftigen müssen. Mittlerweile hilft sie anderen Bedürftigen bei Problemen und rechtlichen Fragen. Ein weiterer Protagonist der Reportage lebt in Bremerhaven, eine der ärmsten Städte Deutschlands. 11.000 Kunden zählt die Tafel dort. Ihr Chef Reiner Giese versucht mit entspannter norddeutscher Gelassenheit, sich von den vielen Problemen nicht entmutigen zu lassen, und unterstützt, wo es geht.
60.000 ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten in über 2.000 Läden und Ausgabestellen.
Seit die Essener Tafel zeitweise keine Ausländer mehr aufnahm und in Bremerhaven gegen Tafelmitarbeiter wegen Unterschlagung ermittelt wurde, gibt es auch Kritik an den Tafeln. Sie seien weder sozial noch nachhaltig, sagt zum Beispiel der Soziologe Stefan Selke. Der Staat werde durch sie aus seiner sozialen Verantwortung gelassen. Beck beschreibt, wie die Tafeln mit diesem Gegenwind umgehen und wie ihre Konzepte für die nächsten Jahre aussehen.

16.12., ZDF, 0.00 Uhr: „Precht: Frisst der Kapitalismus die Demokratie?“

Die demokratischen Werte einzelner Staaten werden immer häufiger durch einen global und rücksichtslos agierenden Kapitalismus konterkariert. Welche Maßnahmen würde Robert Habeck ergreifen, wenn er Regierungsverantwortung erteilt bekäme? Wie soll Kräfteverhältnis zwischen Demokratie und Kapitalismus in Zukunft aussehen? Darüber spricht Richard David Precht mit dem Parteivorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck. Als der Ostblock zusammenbrach, verkündete der Philosoph Francis Fukuyama das „Ende der Geschichte“. Der Kapitalismus, gepaart mit einer rechtsstaatlichen Demokratie, war für ihn nicht nur der Sieger im Kalten Krieg, sondern die optimale und endgültige Staatsform. Heute ist klar, dass es ein Ende der Geschichte nie gegeben hat; an die friedliche Koexistenz von Kapitalismus und aufgeklärter Demokratie glauben auch immer weniger Menschen. Ob Bankenrettung, Steuerflucht oder Lohndumping: Meist gewinnt der Spekulant und selten der Bürger. Die Angst vor massenhafter Migration und Überfremdung tut ein Übriges, das Vertrauen, das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Gefühl der Teilhabe zu untergraben, welche eine intakte Demokratie ausmachen. Immer mehr Menschen gelangen zu der Überzeugung, dass autoritäre Staaten wie China doch so viel effizienter auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren. Um energisch und gewinnbringend auf die Globalisierung zu reagieren, brauche es angeblich nicht die bewusst langsamen weil vorsichtigen demokratischen Prozesse, sondern rigorose Durchsetzungskraft, Abschottung und die ungeteilte Macht im Staat. In Europa, dort, wo es die Demokratie nach vielen Mühen geschafft hat, sich auch über Landesgrenzen hinweg zu verflechten, droht sie gegenwärtig wieder auseinanderzubrechen. Ob Großbritannien, Ungarn, Polen oder Italien: Es grassiert die Flucht in den Alleingang, und es gibt kaum noch den Glauben an globale Solidarität und ein faires Miteinander. Hat der Kapitalismus mehr auf die Demokratie abgefärbt als umgekehrt? Auch die Digital-Konzerne aus dem Silicon Valley spielen längst nach eigenen Regeln. Ihre Produkte müssen nicht nur weniger Sinn als Profit machen, sie dienen in erster Linie auch nur dazu, dem freien Bürger sein Ureigenes abzujagen: seine Daten.

16.12., Tagesschau24, 20.15 Uhr: „Der alte Mann und die Wüste“

Bei einem jährlich stattfindenden Etappen-Marathon in Marokko, dem „Marathon des Sables“, legen die Läufer eine Strecke von bis zu 250 Kilometern zurück. Der Film begleitet den knapp siebzigjährigen Volker Voss, der das Laufen erst im Rentenalter für sich entdeckt hat. Spät im Leben hat er damit begonnen, seine Ziele zu erreichen. Aber er hat es geschafft. Die größte Veränderung in seinem Leben aber war die Entdeckung des Laufens. Nun, mit fast siebzig Jahren, macht er sich auf, einen Wüstenmarathon zu schaffen. Filmautor Yousif Al-Chalabi reist mit Volker Voss in die Wüste Marokkos und folgt dem Rhythmus der Berber-Trommeln, Schritt für Schritt, von Düne zu Düne, über unendliche Geröllfelder immer das Gesicht eines alten Mannes im Zentrum, der lachend dies die Zeit der Altersweisheit nennt - ganz unvernünftig 250 Kilometer lang, mal quälend, mal ganz leichtfüßig, aber immer ganz bei sich. Denn es ist nie zu spät, sein Leben zu ändern und Dinge zu erleben, die in einem normalen Leben unmöglich wären. Man muss nur den ersten Schritt machen; so wie Volker Voss in der Wüste Marokkos.

16.12., Tagesschau24, 21.02 Uhr: „Herausforderung Wüste“

Mit 19 Kamelen ziehen sie durch die Wüste, schlafen auf Sand und ernähren sich von der einfachen Kost der Berber. 14 Frauen und Männer setzen sich den Strapazen einer Karawane aus, um mehr über sich herauszufinden. Dafür haben sie sogar Mobiltelefon, Uhr und Kosmetika abgegeben. Für die 78-jährige Margarete ist der Weg durch die Wüste eine Begegnung mit der Endlichkeit des Menschen. Nirgendwo sonst, erzählt die ehemalige Hebamme, habe sie sich über Leben und Tod, den Sinn des Ganzen intensiver auseinandergesetzt. Martine erlebt die Wüste als Ort der Geborgenheit. Sie liebt es, den Sand am ganzen Körper zu spüren. Seit 25 Jahren begleitet Agnes von Helmolt „Sinnsucher“ durch die Wüste. Dabei erlebt sie stets neu, wie sehr die Sahara Menschen öffnet und ihnen die eigenen, oft verborgenen Gefühle und Gedanken, offenbart. Für die Karawanenführerin ist die Wüste auch ein idealer Ort für spirituelle Erfahrungen: „Die Wüste ist ein Tor zum Raum der Ewigkeit.“ 14 Tage lang hat Filmemacher Max Kronawitter eine Wüstenkarawane begleitet. Dabei hat er mit seinem Team nicht nur faszinierende Wüstenlandschaften eingefangen. Erstaunlich offen schildern die Teilnehmer in der Reportage, was die Wüste mit ihnen macht.

17.12., 3sat, 22.25 Uhr: „Eine Armlänge Welt“

Sven Fiedler hat das Usher-Syndrom, eine Krankheit, bei der Hör- und Sehvermögen langsam schwinden und er immer mehr von seiner Umwelt isoliert wird. 2017 bricht er mit einem Team von Assistentinnen auf, begleitet von der Filmemacherin Susanne Bohlmann: Er will den 800 Kilometer langen Jakobsweg nach Santiago de Compostela meistern. Zwei Jahre lang hat Sven seine große Reise akribisch geplant. Schritt für Schritt bewältigt er mit Hilfe seiner sich abwechselnden Helferinnen die 800 Kilometer lange Strecke durch Frankreich und Spanien. Längst zählen nicht mehr das gemeinsame Unterwegssein, sondern das bloße Vorankommen und der Kampf gegen einen fatalen Vertrauensverlust auf beiden Seiten. Manch’ verzweifelte Assistentin reist mit dem Gefühl des Versagens und der absoluten Hilflosigkeit ab. Sven wird erst wieder zu Hause in seinem kleinen Reich in Rottweil zu Ruhe und Ausgeglichenheit finden und über seinen Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung reflektieren, den er sich in der Wirklichkeit der Reise trotz aller Unterstützung nicht erfüllen konnte. Susanne Bohlmann hatte mit der Reisegruppe verabredet, den Beginn und das Ende der Wanderung zu dokumentieren. Als sich jedoch gegen Ende des ersten Drehblocks die Konflikte zwischen Sven und seinen Assistentinnen abzeichneten, entschied sie sich zu bleiben und ohne ihr Filmteam die Reise zu dokumentieren. Langsam verstand sie, warum Svens Begleiterinnen, die ihn zum Teil schon lange kannten, nicht mehr zu ihm durchdrangen. Die Autorin erfasst das Wesentliche der Situation Svens, vor allem seine Einsamkeit in einer von optischen und akustischen Reizen abgeschlossenen Innenwelt.

17.12., 3sat, 23.45 Uhr: „37 Grad: Die Pfandjäger“

In den letzten Jahren hat sich das Flaschensammeln zu einem gesellschaftlichen Phänomen entwickelt. Nadja Kölling hat für ihre Reportage drei „Pfandjäger“ begleitet. Burkhard (79), Nicole (57) und Bruno (70) bessern mit dem Pfand nicht nur ihre schmale Haushaltskasse auf. Sie schätzen am Flaschensammeln auch die Bewegung, die sozialen Kontakte und die feste Tagesstruktur. Alle drei sind Flaschensammler aus Überzeugung. Burkhard ist ein klassischer „Lebenskünstler“: Er hat als Bildhauer gearbeitet, einen Flohmarkt organisiert, war Musiker. Seit fast zwölf Jahren sammelt er nachts am „Café Glocksee“ in Hannover die Pfandflaschen des Partyvolks. Mit seinem Einkaufswagen steht Burkhard im Hof und unterhält sich mit den jungen Leuten. Inzwischen ist er dort zu einer Art Kultfigur geworden. Das Flaschensammeln hilft ihm, seinen Tag zu strukturieren. Er könnte sich nicht vorstellen, im Altersheim am Stadtrand darauf zu warten, dass das Essen kommt. Burkhard lebt allein, seine sozialen Kontakte finden hauptsächlich im Umfeld des Cafés statt. 2017 hatte er einen Herzinfarkt, seitdem braucht er mehr Ruhe und ist nicht mehr so fit, aber das Flaschensammeln bringt ihn in Bewegung und unter Menschen. Nicole stammt aus Düsseldorf. Am Anfang hatte sie große Hemmungen, in einen Mülleimer zu greifen. Manche Leute schauen weg, andere mitleidig, aber meistens, sagt sie, werde sie gar nicht wahrgenommen: „weil Armut unsichtbar macht.“ Seit 2011 ist die diplomierte Sozialarbeiterin aufgrund eines schweren Rückenleidens und eines Wirbelimplantates erwerbsunfähig. Sie kann keinem normalen Job mehr nachgehen, weil sie unter chronischen Schmerzen leidet. Plötzlich blieben der alleinerziehenden Mutter nach Abzug ihrer Fixkosten nur noch knapp 100 Euro im Monat. So begann sie mit dem Pfandsammeln. Nicole ist es gewohnt zu kämpfen, sich durchzubeißen. So oft es ihre Gesundheit zulässt, verlässt sie frühmorgens ihre Wohnung und sucht die Straßen ab. Bruno kommt an richtig guten Tagen auf einen Stundensatz von knapp fünf Euro. Sein Revier ist die Reeperbahn. Wie Burkhard sammelt auch er, wenn die anderen feiern. Aber die Konkurrenz unter Pfandjägern ist groß, nicht selten kommt es zu Revierkämpfen. Betrunkene Kiezbesucher sind ebenfalls eine potenzielle Gefahr. Bruno versucht, sich aus allem Ärger rauszuhalten. 2008 kam er aus dem Osten nach Hamburg, um hier einen Job zu finden, trotz dreier Ausbildungen vergeblich. Nadja Kölling hat Burkhard, Nicole und Bruno ein halbes Jahr lang in ihrem Alltag begleitet.

17.12., Arte, 19.40 Uhr: „Re: Die Bar der Hoffnung“

Nur wenige Schritte vom Bahnhof des 25.000-Einwohner-Städtchens Ventimiglia entfernt betreibt Delia Buonomo das kleine Bistro „Hobbit“. Bis zum Sommer 2015 war ihr Café sehr beliebt bei den Einwohnern von Ventimiglia. Die älteren Männer aus der Nachbarschaft spielten dort stundenlang Karten, aßen und tranken. Doch dann kamen die Flüchtlinge. Vor drei Jahren fing alles an, als Delia auf dem Bürgersteig vor ihrer Bar Mütter mit ihren Kindern vor Hunger weinen sah. Delia bat sie herein, gab ihnen zu essen und zu trinken. Ihre Solidarität sprach sich schnell herum, die Flüchtlinge nennen sie heute „Mamma Africa“. Allen voran der Sudanese Jacopo Osman Mohammad, der für Delia mittlerweile eine Art Sohn geworden ist. Doch die Nächstenliebe wird für Delia zum Problem: Weil sie die Geflüchteten oft gratis versorgt, droht ihr selbst inzwischen die Pleite. Denn viele ehemalige Stammkunden meiden heute ihr Bistro. Manche beleidigen und bespucken Delia sogar. Der Film berichtet über einen italienischen Grenzort, der mit der aktuellen Flüchtlingssituation völlig überfordert scheint, und über eine Frau, die selbstlos ihr Leben der Hilfe für Andere widmet.

18.12., BR, 22.00 Uhr: „Stille Nacht“

„Stille Nacht“ gilt als das bekannteste Weihnachtslied. Bis heute wurde es in über 300 Sprachen und Dialekte übersetzt und schlägt damit Brücken zwischen den Kontinenten. Weltbekannt wurde das Lied durch Bing Crosbys Weihnachts-Radiosendung 1934: Die Aufnahme von „Silent Night“ verkaufte sich bis heute 30 Millionen mal und ist somit die drittbestverkaufte Musiksingle aller Zeiten. Für die Dokumentation präsentieren internationale Stars aus Pop und Klassik wie Joss Stone, Kelly Clarkson, Rolando Villazon, Anggun, The Tenors, die Wiener Sängerknaben und das Mozarteumorchester Salzburg ihre eigenen Versionen von „Stille Nacht“ und andere Weihnachtslieder, die für diesen Film exklusiv vorgestellt werden. Schauspieler Peter Simonischek erzählt die ungewöhnliche Geschichte des Liedes von seiner Entstehung 1816/1818 bis heute: Wie kam es Lied in die Welt? Wer hat es aus Österreich in die USA transportiert? Wie kam es zu Bing Crosby? Wie machte er „Stille Nacht“ 117 Jahre nach der Entstehung zum Welthit? Und welche Bedeutung hat diese herzerwärmende Komposition heute noch? Herzstück des Films ist die Rekonstruktion eines Ereignisses während des Ersten Weltkriegs. „Stille Nacht“ wurde damals am Weihnachtsabend im Schützengraben von den Deutschen angestimmt, die Engländer sangen dann plötzlich mit. Das führte tags darauf zu einem Waffenstillstand und machte „Stille Nacht, heilige Nacht“ zum ewigen Friedenslied.

18.12., Tagesschau24, 21.32 Uhr: „Gebet statt Alkohol“

Bruder Gediminas ist Franziskaner-Mönch. Er hat sich dem Kampf gegen die Alkoholsucht in seinem Heimatland verschrieben. In Litauen ist Alkohol ein riesiges Problem. Laut WHO wird nirgends in der EU so viel getrunken wie hier. Jedes Jahr sterben durchschnittlich 2.900 Männer und 950 Frauen an den Folgen des Alkohols; das sind 30 Prozent aller Todesfälle. Gediminas hat mitten im Nirgendwo ein Kloster errichtet. Hier hilft er den Menschen, sich von ihrer Sucht zu befreien und Gott zu finden. Doch das ist nicht immer eine einfache Aufgabe. Der Mönch ist landesweit für seine Arbeit bekannt. Doch wer seine Hilfe möchte, muss beweisen, dass er es ernst meint. Das weiß auch Valentina. Die Kulturjournalistin ist Alkoholikerin und seit fünf Monaten im Kloster. Ihre Motivation: Sie darf ihr Enkelkind nur kennenlernen, wenn sie trocken ist. Das karge Klosterleben gibt ihr Ruhe, die harte Arbeit hilft ihr dabei, ihr bisheriges Leben zu überdenken. Kochen, Holzhacken, Feuer machen, Schafe treiben, Putzen: Jede Woche bekommt sie einen anderen Dienst. Doch ihre Tage im Kloster sind gezählt. Sie fürchtet sich vor der Rückkehr in den Alltag. Immerhin kann sie jederzeit ins Kloster zurückkehren kann.

19.12., Phoenix, 20.15 Uhr: „Kriege im Namen Gottes - Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht“

Die vierteilige Dokumentar-Reihe erzählt die dramatische Geschichte der Kreuzzüge aus arabischem Blickwinkel. Der historische Rückblick beginnt mit der Eroberung Jerusalems im Jahr 1099. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts hatten die Kreuzritter nicht nur die heilige Stadt eingenommen, sondern auch weite Teile der muslimischen Levante erfolgreich erobert. Die al-Aqsa-Moschee, drittheiligste Stätte des Islam, war ihnen ebenfalls in die Hände gefallen. In den von ihnen eroberten Landstrichen etablierten sie ein neues Herrschaftssystem. Sie vertrieben die ursprüngliche Bevölkerung, Muslime, Juden und Christen, und begannen, Jerusalem mit Westeuropäern zu besiedeln. Die weiteren Teile befassen sich mit der Rückeroberung durch Salah ad-Din und den Bemühungen von Richard Löwenherz, Jerusalem im Dritten Kreuzzug ein zweites Mal zu erobern; die Reihe schließt mit dem Ende der „Heiligen Kriege“ 1291. Aufwändig nachgestellte Szenen und zahlreiche Aufnahmen historischer Quellen aus dem Nahen Osten bilden den Rahmen für Einschätzungen und Statements der renommiertesten Historiker des arabischen Raums. Die Teile drei und vier zeigt Phoenix morgen.

19.12., BR, 19.00 Uhr: „Stationen: Die Rückkehr der Engel“

In der Adventszeit sind sie wieder überall präsent: als Bilder, Figuren, Christbaumschmuck - Engel in vielerlei Gestalt. Manche musizieren, bringen Licht ins dunkle Grau, strahlen goldene Wärme aus, andere bieten Schutz oder lassen uns schmunzeln. Und dann gibt es noch die „echten Engel“. Zumindest behaupten einige Menschen, sie seien schon einem Engel begegnet. „Einer, der sehr nüchtern nach dem Wohin und Woher fragt und uns sehr gegen unseren Willen dahin zurückschickt, wo wir eben davonlaufen wollen - der kann ein Bote Gottes, ein Engel sein“, meint der dänische Philosoph Sören Kierkegaard. Gibt es die „Mittler“ tatsächlich, und woran erkennt man sie?
Benedikt Schregle macht sich kurz vor Weihnachten auf die Suche nach himmlischen Boten in magischen Zeiten.