Kirchliche Kundgebung für Gewaltfreiheit in Chemnitz

In Chemnitz haben am Sonntag rund 1.000 Menschen ein Zeichen gegen Gewalt und Fremdenhass gesetzt.
Foto: Monika Skolimowska/dpa
Teilnehmer der Kundgebung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Chemnitz unter dem Motto: "Wir in Chemnitz - aufeinander hören, miteinander handeln".
Kirchliche Kundgebung für Gewaltfreiheit in Chemnitz
In Chemnitz haben am Sonntag rund 1.000 Menschen ein Zeichen gegen Gewalt und Fremdenhass gesetzt. Sie folgten am Nachmittag einem Aufruf der evangelisch-lutherischen Kirche zu einer Kundgebung auf dem Neumarkt.

Die Versammlung stand unter dem Motto: "Wir in Chemnitz - aufeinander hören, miteinander handeln". Zu den Teilnehmern gehörten auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Landesbischof Carsten Rentzing.

Anlass für die Kundgebung waren die Ausschreitungen in Chemnitz vor rund einer Woche. Sie folgten auf den gewaltsamen Tod eines 35-jährigen Deutschen am Rande des Stadtfestes. Er war erstochen worden, mutmaßlich von zwei Asylsuchenden. Zwei Tatverdächtige, ein 22-jähriger Iraker und ein 23-jähriger Syrer, sitzen in Untersuchungshaft. Der Vorfall löste zum Teil gewaltsame Demonstrationen aus dem rechten Spektrum aus.

Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen, spracht auf der Kundgebung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Chemnitz am Sonntag.

Sorge über radikale, gewaltbereite Minderheiten

Der evangelisch-lutherische Kirchenbezirk in Chemnitz hatte die gewalttätige Instrumentalisierung der tödlichen Attacke durch radikale Demonstranten auf das Schärfste verurteilt. "Als Kirche sind wir besorgt darüber, dass radikale, gewaltbereite Minderheiten in unserer Gesellschaft das Gewaltmonopol des Staates infragestellen", hieß es. Es bleibe Aufgabe der staatlichen Behörden, die Vorfälle aufzuarbeiten und Täter ihrer gerechten Strafe zuzuführen.



Der Aufruf der Kirchen zur Demonstration war von zahlreichen Organisationen unterstützt worden, darunter Theater, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Jüdische Gemeinde, die Caritas und der Sächsische Flüchtlingsrat. Am Samstag hatten rund 11.000 Menschen bei drei Demonstrationen und Kundgebungen verschiedener politischer Lager demonstriert. Die Atmosphäre war angespannt, die Polizei konnte mit einem Großaufgebot von über 2.000 Beamten Zusammenstöße der einzelnen Lager verhindern.

Gewaltmonopol liege beim Staat

Ministerpräsident Kretschmer lobte am Sonntag am Rande der kirchlichen Kundgebung den Polizeieinsatz vom Vortag.Die Polizei habe hervorragende Arbeit geleistet, der Staat habe bewiesen, dass er das Gewaltmonopol habe. Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) sagte auf der Kundgebung: "Ein mündiger Bürger weiß, dass er Menschen nicht hinterherlaufen darf, die den Hitlergruß zeigen." Den knapp 1.000 Kundgebungsteilnehmern rief sie zu: "Wir sind in der Mehrheit, nicht die Rechtsradikalen." Sie wolle allen die Hand reichen, die Sorgen haben und verzweifelt sind, sagte Ludwig.