Pflegerin abgeschoben: Fürther Pfarrer kritisiert "Gnadenlosigkeit"

Die Kirche Sankt Martin in Fürth
Foto: St.Martin in Fürth
Die Kirche Sankt Martin in Fürth, wo Familie K., Anfang 2017 drei Monate lang in Pfarrer Haucks Gemeinde im Kirchenasyl war.
Pflegerin abgeschoben: Fürther Pfarrer kritisiert "Gnadenlosigkeit"
Der Fürther evangelische Pfarrer Kuno Hauck äußert sich empört über die Abschiebung einer angehenden Altenpflegerin mit ihrer Familie in die Ukraine. Svitlana K., ihre neunjährige Tochter und ihr Mann seien am Mittwochmorgen abgeschoben worden, teilte Hauck am Donnerstag mit.

In einem Brief an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kritisiert der Pfarrer scharf die derzeitige Flüchtlingspolitik. Einen ähnlichen Brief hat er nach eigenen Angaben an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geschrieben. Er sei entsetzt und schäme sich, "mit welcher Gleichgültigkeit, Hartherzigkeit und Gnadenlosigkeit mit Geflüchteten in unserem Land umgegangen wird", heißt es in den Schreiben.

Pfarrer Kuno Hauck

Die Familie K., die Anfang 2017 drei Monate lang in Haucks Gemeinde im Kirchenasyl war, stamme aus dem umkämpften Bürgerkriegsgebiet Donezk. Die ausgebildete Krankenschwester Svitlana K. habe vor knapp zwei Jahren eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Altenpflegerin begonnen. Die Schulleitung bescheinigte ihr kürzlich überdurchschnittliche Leistungen, erklärt der Pfarrer. Die Frau habe einen Ausbildungsvertrag für eine dreijährige Ausbildung als staatlich anerkannte Altenpflegerin gehabt.

Hauck bezeichnet es als "unglaubwürdige politische Sonntagsreden", angesichts eines Pflegenotstands ausländische Fachkräfte holen zu wollen, aber Fachkräfte, die bereits die deutsche Sprache beherrschten und gute Arbeit in der Pflege leisteten, "ohne Anerkennung der erreichten Integrationserfolge gnadenlos abzuschieben".

Hauck kritisiert außerdem, Ausländerbehörden, die "ganz bewusst Geflüchtete gesellschaftlich ausgrenzen". Menschen, die selbst für sich sorgen könnten, würden Sozialhilfe erhalten, Ausbildung und Arbeitsmöglichkeiten würden ihnen verwehrt.

Die bayerische Diakonie hatte bereits Anfang Juli einen Abschiebestopp für Flüchtlinge gefordert, die in der Pflege arbeiten. Es grenze an "Irrsinn", motivierte, ausgebildete Migranten des Landes verweisen, obwohl wir mancherorts aus Personalmangel keine Pflegebedürftigen mehr aufnehmen können, sagte Diakoniepräsident Michael Bammessel.