Basel vor dem Eurovision Song Contest

Vereinigte Basler Fastnachtscliquen beim Umzug im Basel am 15.05.2025
epd-bild/Christine Siefer
Künsterlinnen und Künstler des ESC ziehen in einer bunten Parate am 14. Mai durch Basel.
Vereint durch Musik
Basel vor dem Eurovision Song Contest
Im Vorfeld des ESC haben einzelne Länder, Sender und Künstler den Ausschluss Israels vom Wettbewerb gefordert. Die European Broadcast Union, der Zusammenschluss aller teilnehmenden Rundfunkanstalten, und Organisatorin des ESC hatte sich aber dagegen entschieden und setzt auf das Motto "United by Music", das seit 2023 dauerhaft gilt. 16 Länder und ihre Acts treten heute (Donnerstag) in Basel im Halbfinale an.

Das schrille Pfeifen der Piccolo-Flöten der Vereinigten Basler Fasnachtscliquen ist schon von Weitem zu hören. Mit bunten Kostümen und bemalten Gipsmasken schließen sie sich einer Parade an, die einmalig in der Geschichte des Eurovision Song Contest (ESC) ist. Zum weltgrößten Musikwettbewerb treffen in der Gastgeberstadt Basel zwei Welten aufeinander: die lokale Tradition und die internationale Moderne.

Wo könnte das Zusammenführen der Nationen besser funktionieren als im Herzen Europas, im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und der Schweiz? Im Heimatland des ESC, denn 1956 entstand hier die Idee, Europa nach dem Zweiten Weltkrieg wieder näher zusammenzubringen.

Auf einer rund 1,3 Kilometer langen Strecke vom Basler Rathaus über die Mittlere Brücke bis hin zum Messegelände ziehen die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler des ESC, jeweils gefolgt von lokalen Trachtengruppen, Schulklassen sowie Musikvereinen mit traditionellen Instrumenten über den türkisfarbenen Teppich. So gehen gerade noch die Künstler aus Aserbaidschan und die Sängerin aus Georgien vorbei, da mischt sich der wummernde Bass ihrer Songs mit den Klängen der Schweizer Drehorgel-Freunde.

In den vergangenen Jahren waren bei der Eröffnungszeremonie oft nur ausgewählte Fans und Medienvertreter zugelassen. In diesem Jahr säumen rund 100.000 Zuschauende die Strecke. Zeitweise ist vor dem berühmten historischen Rathaus vor lauter Menschenmassen kein Durchkommen mehr. Dort steigen die Sängerinnen und Sänger in Oldtimer-Trams und -Busse ein, die sie bis zum Euro-Village, der Fanmeile, bringen.

Blockade bei Anreise der israelischen Künstlerin

Am Straßenrand schwenken Fans Fahnen, auch zahlreiche palästinensische Flaggen sind zu sehen. Demonstrierende rufen ihre Parolen gegen das Vorgehen der israelischen Regierung im Gaza-Streifen nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023. Es kommt zu einer kurzen Sitzblockade vor der Bahn der israelischen Künstlerin. Wie "Yedioth Ahronoth" berichtet, enthält das Lied für den diesjährigen Wettbewerb Verse aus der Bibel, genauer gesagt, aus dem Hohelied Salomos. 

Im selben Waggon sitzt auch das Geschwisterpaar "Abor und Tynna", die Deutschland dieses Jahr beim ESC vertreten. Die 24-jährige Sängerin Tynna erzählt später, dass sie die Nähe zu den Menschen genossen habe. "Ich habe versucht mit vielen Augenkontakt herzustellen", sagt sie. Auch die Leiterin der deutschen Delegation, Alexandra Wolfslast, berichtet von Gänsehaut-Momenten bei der Parade. Für die Demonstrationen hat sie wenig Verständnis: "Das hat hier nichts zu suchen." Vor allem treffe der Protest eine junge israelische Sängerin, für die das bestimmt nicht leicht sei, fügt Wolfslast hinzu. Yuval Raphael ist eine Überlebende des Hamas-Angriffs auf das Nova-Musikfestival am 7. Oktober 2023.

Im Vorfeld des ESC haben einzelne Länder, Sender und Künstler den Ausschluss Israels vom Wettbewerb gefordert. Die European Broadcast Union, der Zusammenschluss aller teilnehmenden Rundfunkanstalten, und Organisatorin des ESC hatte sich aber dagegen entschieden und setzt auf das Motto "United by Music", das seit 2023 dauerhaft gilt.

"Baller" heißt der deutsche Beitrag

Deutschland ist als einer der größten Geldgeber im Finale gesetzt. Das Duo "Abor und Tynna" kommt aus Wien und hat ungarische und rumänische Wurzeln. Ihr Song "Baller" ist auf Deutsch, zum ersten Mal seit 2007 ist der deutsche Beitrag in Landessprache. 65 Prozent aller Teilnehmenden dieses Jahr singen in Landessprache.

Fan Lesly Sim im Kostüm beim ESC in Basel.

Fan Lesly Sim freut sich auf die Shows. Seit 16 Jahren reist sie in die Teilnehmerländer. Als Andenken bastelt sie sich Armbänder und Ketten und häkelt die nächste Flagge an ihren bunten Poncho. Auf die Frage, ob sie eine Lieblings-ESC-Stadt hat, muss sie kurz überlegen. "Liverpool, eventuell", sagt sie zögernd und fügt sofort hinzu: "Es könnte Basel werden!" Die Eröffnungsparade sei für sie ein unvergessliches Erlebnis, sagt die 65-Jährige.