Jüdischer Professor kritisiert "brutale Polizeigewalt"

Jüdischer Professor kritisiert "brutale Polizeigewalt"
Der jüdische Professor, der nach einem tätlichen Angriff in Bonn irrtümlich von der Polizei für den Täter gehalten wurde, wirft den Polizisten "brutale Polizeigewalt" vor.

Die Beamten hätten ihn zu Boden geworfen und ihm mehrmals ins Gesicht geschlagen, sagte der in den USA lebende Philosophieprofessor den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" (Samstag).  "Ich war geschockt, und ich rief: Ich bin die falsche Person", berichtete der Mann. Zu dem Vorfall kam es am Mittwoch im Bonner Hofgarten, nachdem ein 20-Jähriger dem Professor die Kippa vom Kopf geschlagen hatte.

Der Professor bestreitet zudem, dass er Gegenwehr geleistet habe. "Ich war nicht zu 100, sondern zu 500 Prozent passiv, ich habe nichts gemacht", erklärte er. Die Polizei gab an, den Professor aus Baltimore mit dem Angreifer verwechselt zu haben. Deswegen sei er zunächst festgehalten worden. Die Polizei hatte erklärt, dass der Wissenschaftler geschlagen worden sei, nachdem er sich gewehrt habe. Der Professor sagte dazu: "Ganz sicher habt ihr ein Problem mit dem Antisemitismus, aber ihr habt auch ein Problem mit brutaler Polizeigewalt." Das sei ein "abscheuliches Polizeiverhalten".



Der mutmaßliche Täter, ein 20-jähriger Deutscher mit palästinensischen Wurzeln, hatte dem Professor zuvor die jüdische Kopfbedeckung Kippa heruntergeschlagen und ihn zudem geschubst und geschlagen. Dabei soll der offenbar psychisch verwirrte junge Mann unter anderem "Kein Jude in Deutschland" gerufen haben. Als die von der Begleiterin des Angegriffenen alarmierte Polizei vor Ort erschien, flüchtete der Angreifer. Der Professor verfolgte ihn und wurde von der Polizei fälschlicherweise für den Angreifer gehalten.

Gegen die Beamten, die den Wissenschaftler bei dem Einsatz verletzt hatten, wird wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt. Aus Neutralitätsgründen übernahm das Polizeipräsidium Köln die Ermittlungen.