Ermittlungen zu Anti-Kolonialem Weihnachtsmarkt dauern an

Die evangelische Michaelskirche in Darmstadt mit Weihnachtsbaum
epd-bild/Thomas Lohnes
Die evangelische Michaelskirche in Darmstadt. (Archivbild)
Morddrohungen nach Weihnachtsmarkt
Ermittlungen zu Anti-Kolonialem Weihnachtsmarkt dauern an
Der Weihnachtsmarkt der Michaelsgemeinde in Darmstadt vor einem Jahr hatte ein Nachspiel: Fünf Anzeigen wegen des Vorwurfs der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen.

Ein Jahr nach den bundesweiten Schlagzeilen zum "Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt" in der evangelischen Michaelsgemeinde in Darmstadt sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in der südhessischen Stadt noch nicht abgeschlossen. Wegen des Vorwurfs der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie Volksverhetzung lägen fünf Anzeigen vor, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es hätten viele Zeugen vernommen werden müssen, die Ermittlungen stünden kurz vor dem Abschluss. Auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hatte Anzeige erstattet.

Auf dem Weihnachtsmarkt 2024 hatte die Gruppe "Darmstadt4Palestine" Symbole und Parolen verwendet, die mit der verbotenen Terrororganisation Hamas und der palästinensischen Bewegung in Verbindung gebracht werden - darunter das rote Dreieck und den Slogan "From the river to the sea", der von vielen als Forderung nach der Auslöschung Israels verstanden wird. Die Ermittlungen richteten sich gegen den Organisator des Weihnachtsmarkts sowie gegen die mutmaßlich vor Ort verantwortliche Person, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Der für die Organisation des Weihnachtsmarkts verantwortliche Kirchenvorsteher war nach Angaben der EKHN vom Kirchenvorstand ausgeschlossen worden. Den erforderlichen Beschluss des Kirchenvorstands für den politischen Weihnachtsmarkt habe es nicht gegeben.

Pfarrer sprach von Morddrohungen

Dem Pfarrer der Gemeinde war in der Folge zunächst die Ausübung seines Amtes untersagt worden. Inzwischen erfolgte auf Beschluss der Kirchenleitung "ein Einsatz des Pfarrers außerhalb des kirchengemeindlichen Dienstes", teilte eine Sprecherin der EKHN mit.

Der Pfarrer hatte gegenüber dem epd im vergangenen Dezember erklärt, nichts von den israelfeindlichen und antisemitischen Slogans auf dem Weihnachtsmarkt gewusst zu haben. Er und seine Familie hätten nach deren Bekanntwerden Morddrohungen erhalten.

Die Michaelsgemeinde wurde nach dem Vorfall unter die Verwaltung des Evangelischen Dekanats Darmstadt gestellt. Ab Januar 2026 ist sie Teil der neuen Evangelischen Segensgemeinde Darmstadt, die sich aus mehreren Kirchengemeinden bildet.