Seenotretter: Nach Schiffen auch Aufklärungsflugzeug festgesetzt

Das Aufklärungsflugzeug "Moonbird" zur Seenotrettung von Sea-Watch wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt.
Foto: Chris Grodotzki/jib collective for Sea-Watch/flickr
Bereits 2017 unterstützte die Evangelische Kirche Deutschland die Anschaffung der Moonbird mit 100.000 Euro. Anfang 2018 konnte Sea-Watch eine großzügige Förderzusage der EKD für die Jahre 2018 – 2020 entgegennehmen, womit die wesentlichen Kosten des Projektes gesichert sind.
Seenotretter: Nach Schiffen auch Aufklärungsflugzeug festgesetzt
Die zivile Seenotrettung im Mittelmeer beklagt eine immer lähmendere politische Kampagne gegen ihren Einsatz.

Nach der Blockade mehrerer Schiffe sei nun auch das Aufklärungsflugzeug "Moonbird" auf Malta festgesetzt worden, erklärte die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch am Mittwoch in Berlin. Das auf Malta stationierte Flugzeug wird von Sea-Watch und der Schweizer Humanitären Piloteninitiative (HPI) betrieben und von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt.

Die maltesischen Behörden hätten ab sofort alle weiteren Flüge in das Suchgebiet vor der libyschen Küste untersagt, teilte Sea-Watch mit. Dabei sei das Flugzeug im vergangenen Jahr an der Rettung von 20.000 Menschen beteiligt gewesen. "Mehr als 1.000 Menschen wären fast sicher gestorben, hätte die 'Moonbird'-Crew die sinkenden Boote nicht in letzter Sekunde gefunden", betonte die Organisation.

"Die Menschen auf den Booten werden nicht gerettet, sondern ertrinken ungesehen"

Die "Moonbird" habe über ein Jahr lang fast täglich von Malta aus Einsätze geflogen, "stets in bester Zusammenarbeit mit den maltesischen Behörden und der italienischen Küstenwache". Das einmotorige Flugzeug vom Typ Cirrus SR22 erfülle alle gesetzlichen Voraussetzungen.

"Den politisch Verantwortlichen sollte klar sein, was dieses Flugverbot bedeutet: Die Menschen auf den Booten werden nicht gerettet, sondern ertrinken ungesehen", sagte Pilot und HPI-Gründer Fabio Zgraggen. "Seitdem die zivilen Rettungskräfte nicht mehr helfen dürfen, erleben wir einen massiven Anstieg der Opferzahlen."

Sea-Watch Suchflugzeug “Moonbird”, finanziert von der EKD, während eines Rettungseinsatzes auf dem zentralen Mittelmeer, fotografiert vom zivilen Rettungsschiff “Lifeline”. Das Flugzeug gibt seine Informationen an alle Rettungsschiffe weiter.

"Moonbird"-Einsatzleiter Ruben Neugebauer sprach von politischem Kalkül: "Ganz offensichtlich soll es keine unabhängigen Augenzeugen geben, die das Sterben und die Menschenrechtsverstöße auf dem Mittelmeer dokumentieren." Die europäische Öffentlichkeit solle nicht erfahren, "wie barbarisch die Abschottungspolitik an den Außengrenzen" durchgesetzt werde. "Es soll keine Beweise geben, wie Menschen ertrinken oder wie die sogenannte libysche Küstenwache agiert."

Auch der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der EKD, Präses Manfred Rekowski, betonte, es brauche die Beobachtung aus der Luft: "Damit das Sterben auf dem Mittelmeer nicht aus dem Blick gerät, damit Rettung geschehen kann und auch, damit wir uns unabhängig informieren können, was zwischen Libyen und Italien auf dem Wasser geschieht." Ein politisches Vorgehen gegen Menschenrechtsorganisationen, willkürliche Verbote oder Beschlagnahmungen seien aus anderen Teilen der Welt bekannt, erklärte der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland der Mitteilung zufolge. "Mitten in Europa, im Rechtsraum der Europäischen Union ist das ein Skandal."

Ein Großteil der Menschen sticht von Libyen aus in See, wo viele von unerträglichem Leid in Flüchtlingslagern berichten. Der Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration (IOM), William Swing, forderte am Mittwoch von der libyschen Regierung die Schließung der berüchtigten Lager für Menschen auf dem Weg nach Europa. Libyen und andere Länder müssten Menschenleben schützen und die Rechte der Migranten respektieren, erklärte Swing in Tripolis, wo die von den UN anerkannte libysche Regierung sitzt.

Die Bedingungen in den Camps seien unmenschlich, betonte Swing. Der IOM-Chef verlangte als einen ersten Schritt, Frauen und Kinder aus den Lagern freizulassen. In Libyen herrscht seit Jahren ein blutiges Chaos. Die anerkannte Regierung, eine andere Regierung und Warlords agieren nebeneinander. Verschiedene bewaffnete Gruppen und Vertreter der Regierung in Tripolis greifen Migranten auf und sperren sie in den Lagern ein.

Spendenkampagne von Böhmermann mit viel Resonanz

Unterdessen stößt die Spendenkampagne von Fernsehmoderator Jan Böhmermann für die Seenotretter von "Mission Lifeline" auf viel Resonanz. Über die Internetplattform "Leetchi" kamen bis Mittwochmittag nach deren Angaben mehr als 144.000 Euro für den Dresdner Verein zusammen. Ziel der Kampagne ist, der Besatzung des in Malta festgesetzten Flüchtlingsrettungsschiffes "Lifeline" rechtlichen Beistand sichern zu können. Bisher beteiligten sich fast 7.000 Unterstützer mit Spenden. Die Aktion läuft noch fünf Tage.