Luther-Vers erklingt zum Reformationsjubiläum im Heiligen Land

Luther-Vers erklingt zum Reformationsjubiläum im Heiligen Land
Drei Fragen an den Jerusalemer Propst Wolfgang Schmidt
Ein Liedvers von Martin Luther (1483-1546) erklingt zurzeit bei einem interreligiösen Kunstprojekt in der Jerusalemer Altstadt. "Unser Projekt steht im Kontext des Reformationsjubiläums", sagte der Jerusalemer Propst Wolfgang Schmidt dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die noch bis 31. Oktober 2017 zu hörende Klanginstallation am Gästehaus der Jerusalemer Erlöserkirche verwendet Texte aus der hebräischen Bibel, dem Neuen Testament in Griechisch und aus dem Koran auf Arabisch. Dazu erklingt Luthers Liedvers "Verleih uns Frieden gnädiglich". Die Initiative geht aus vom Jerusalemer Propst Wolfgang Schmidt. Das von der Bundesregierung geförderte Projekt soll dem Frieden in der Krisenregion dienen. Es bringe die Tradition der drei Religionen zusammen, die für ein friedliches Miteinander einstehen, hieß es.

Sie haben diesen Luther-Vers gewählt: "Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine." Warum?

Wolfgang Schmidt: Unser Projekt steht im Kontext des Reformationsjubiläums, und es war uns wichtig, das Jubiläum mit diesem interreligiösen Akzent zu belegen. Dieser Vers Luthers ist gewissermaßen das Motto. Denn das ist ja das, was wir, die in dieser Stadt leben, uns sehnlichst wünschen, dass es hier zu diesem Frieden kommt. Das ganze Projekt atmet diesen Geist, weil es die Tradition der drei Religionen zusammenbringt, die für ein friedliches Miteinander einstehen.

Wie kam es zu der Klanginstallation?

Schmidt: Dies ist ein Projekt, das ich gemeinsam mit dem Berliner Künstler Michael Muschner entwickelt habe. Wir haben vor einigen Wochen die Texte aufgenommen, aus der hebräischen Bibel in hebräischer Sprache, aus dem Neuen Testament in Griechisch, aus dem Koran auf Arabisch, und ich habe den Luthervers auf Deutsch dazugegeben. Michael Muschner hat daraus eine Komposition gemacht, wie er sagt. Ich würde es eher als Klanginstallation bezeichnen.

Wie arbeiten die drei Religionen Judentum, Christentum und Islam dabei zusammen?

Schmidt: Bei den Muslimen haben wir uns auf jemanden verständigt, der auch sonst den Koran rezitiert. Für den Bereich des Judentums liest Rabbiner David Rosen, der sich sehr starkmacht im Bereich des interreligiösen Dialogs. Bei den Griechen haben wir einen Laien, der Jerusalemer ist und wirklich mit dem Wohl und Wehen dieser Stadt seit über 70 Jahren verbunden ist. Das ist eine schöne Mischung an Charakteren und Repräsentanten der jeweiligen Religionen.