Die deutsche Seite von Cincinnati

epd-bild/Miriam Rüscher
Don Heinrich Tolzmann, Präsident der "German-American Citizen League", steht vor dem "German Heritage Museum", dem Deutschen Museum in einem Vorort von Cincinnati in Ohio.
FC Bayern München in den USA
Die deutsche Seite von Cincinnati
Wenn am 15. Juni der FC Bayern München in Cincinnati spielt, können sich mitgereiste Fans fast heimisch fühlen. Etwa die Hälfte aller Einwohner der Stadt im US-Bundesstaat Ohio soll deutsche Wurzeln haben.

Ein Museum, Biergärten, Brauereien und ein ganzes Viertel - in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio wimmelt es nur so von deutschen Bezügen. Die Bewohner sind so stolz auf ihre Herkunft, dass sie das deutsche Erbe in etwa 40 Vereinen und Verbänden pflegen und mit "America's Oktoberfest Zinzinnati", das nach eigenen Angaben größte Oktoberfest außerhalb Münchens feiern.

Am 15. Juni spielt der FC Bayern München in Cincinnati gegen Auckland City FC. Einige Tage später wird auch Borussia Dortmund im Rahmen der FIFA Klub-WM im TQL-Stadion in Cincinnati spielen. Es scheint fast selbstverständlich, dass es in der Stadt auch einen FC Bayern München-Fanklub gibt. Immerhin ist Cincinnati durch eine Städtepartnerschaft eng mit München verbunden.

Don Heinrich Tolzmann, Präsident der "German-American Citizens League" erklärt, dass mittlerweile viele in das "German Heritage Museum", das Deutsche Museum in einem Vorort von Cincinnati, kommen, um mehr über ihre Vorfahren zu erfahren. Er selbst kennt seine Familiengeschichte. Seine Vorfahren kamen aus Pommern und wurden 1945 vertrieben. Deutsch hat er von seinen Eltern zu Hause gelernt.

Woher ausgerechnet Cincinnatis Nähe zu Bayern kommt, kann er nicht so genau sagen. Eigentlich kam die Mehrheit der Deutschen aus Niedersachsen, aus dem Raum Oldenburg und Hannover, und aus Westfalen, so Tolzmann. Die zweitgrößte Gruppe machten die Donau-Schwaben aus. "Die Zahl der bayerischen Einwanderer war weniger als zehn Prozent."

Mit "America's Oktoberfest Zinzinnati", das nach eigenen Angaben größte Oktoberfest außerhalb Münchens, feiert die deutsche Gemeinde in Cincinnati ihr deutsches Erbe.

Die ersten Deutschen erreichten die Stadt in Ohio 1788. Im Jahr 1819 wurde der erste deutsche Verein gegründet. Die "German-American Citizens League" entstand 1895. Deutscher Tag, Schützenfeste, Nikolaus-Feste - der Verein unterstützt und veranstaltet zahlreiche Feierlichkeiten jedes Jahr. Deutsche Sprache, Handwerk und Kultur werden hier hochgehalten, das dokumentiert auch die Sammlung des Museums. Die reicht von Holzschuhen, Koffern, Gemälden und Fotos bis hin zu Werkzeugen, Büchern und auch einer alten Bibel.

Das Museum, wurde im Jahr 2000 fertiggestellt und ist in der Region das erste seiner Art. Es legt einen besonderen Fokus auf die Deutsch-Amerikaner in der Region Cincinnati, eines der größten deutsch-amerikanischen Zentren der USA. Dem Verband geht es um die Verbindung und Traditionen beider Länder. "Wir wollen das Beste beider Welten vereinen", betont Tolzmann. So steht es auch auf dem Denkmal, das vor dem Museum errichtet wurde.

Deutsche vor 200 Jahren in die USA eingewandert

Das deutsche Herz der Stadt schlägt vor allem in dem Stadtteil "Over-the-Rhine", einem der größten historischen Viertel der USA und dem ältesten der Stadt. Benannt wurde es nach den vielen deutschen Immigranten, die sich vor rund 200 Jahren dort niederließen. Sie bezeichneten den heute stillgelegten Kanal, der das Gebiet begrenzte, wohl als Rhein. Angeblich fühlten sich die meisten von ihnen erst dann richtig heimisch, wenn sie über den Kanal, ihren "Rhein", übersetzten.

"Over-the-Rhine" war Anfang der 2000er Schauplatz von sozialen Unruhen in Cincinnati, die gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus gerichtet waren. Es galt lange als die gefährlichste Nachbarschaft der Stadt. Nach Jahren intensiver Wiederbelebung ist es heute ein trendiges Quartier mit vielen Restaurants. Auch der Findlay Market liegt in dem historischen Quartier. Hier herrscht sechs Tage die Woche reges Treiben. Die Produkte und Angebote von Kaufleuten und Farmern ziehen zahlreiche Touristen an.

Anti-German Hysterie und Bremen Street

"Bremen Street" steht auf einem der Straßenschilder. Darunter ist eine Plakette angebracht, die über die "Anti-German Hysterie" berichtet. Im Zuge der antideutschen Stimmung nach dem Ersten Weltkrieg wurden sämtliche deutsche Straßennamen geändert, aus German Street wurde English Street, Bremen Street zu Republic Street, Bismarck zu Montreal - um nur ein paar zu nennen.

Nach den Jahren, in denen alles Deutsche verpönt war, erlebte es in den 70er Jahren ein Revival. Schließlich sorgte die German-American Citizens League 1996 dafür, dass Schilder über frühere deutsche Straßennamen informieren. Heute ist man wieder stolz auf die deutschen Einflüsse und das Viertel zählt zu den angesagtesten der Stadt.

Gleich um die Ecke von "Over-the-Rhine" findet sich auch das vor wenigen Jahren neu gebaute Fußballstadion. Die deutschen Fußballfans haben es also nicht weit, wenn sie ein Stück Heimat erleben wollen. Und feiernde Bayern-Fans wiederum dürften den Menschen in Cincinnati bekannt sein. Das Oktoberfest "Zinzinnati" gibt es immerhin schon seit 1976. In diesem Jahr wird es vom 18. bis 21. September stattfinden.