Anschläge auf Kopten in Ägypten sorgen für Entsetzen

Eine Frau hat Tränen in den Augen nach der Explosion vor der Kirche St. Markus in Alexandria.
Foto: dpa/Hazem Gouda
Eine Frau hat Tränen in den Augen nach der Explosion vor der Kirche St. Markus in Alexandria.
Anschläge auf Kopten in Ägypten sorgen für Entsetzen
Merkel spricht von "abscheulichen Taten"
Christen, Muslime und Politiker haben die Anschläge auf Kopten in Ägypten verurteilt. Koptische Christen seien in Ägypten nicht mehr sicher, sagte der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian.

Nach den Anschlägen auf koptische Kirchen in Ägypten haben deutsche Politiker und Vertreter von Religionsgemeinschaften ihr Entsetzen geäußert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte die Terrorakte am Montag als "abscheuliche Taten". Der UN-Sicherheitsrat erklärte, Anschläge wie in Ägypten seien eine der ernsthaftesten Bedrohungen des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit. Deutsche Glaubensgeschwister und Vertreter der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland äußerten ihre Anteilnahme nach den Attacken auf Palmsonntagsgottesdienste. Der Plan des ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi, einen dreimonatigen Ausnahmezustand zu verhängen, stieß indes auf Skepsis.

Bei zwei Bombenanschlägen auf Kirchen am Sonntag in Tanta und Alexandria waren etwa 50 Menschen getötet und über 100 verletzt worden. Die Terrororganisation "Islamischer Staat", die sich zu den Taten bekannte, "hat den Kopten den Krieg erklärt", sagte der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Koptische Christen lebten in Ägypten in Angst. Wer einen Gottesdienst besuche, sei nicht mehr sicher.

Gesellschaftliche Klima in Ägypten

In der Vergangenheit hatte es wiederholt Anschläge auf Kopten in Ägypten gegeben. Beim bis zur jüngsten Bluttat schwersten Anschlag im Dezember 2016 auf die St.-Peter-und-Paul-Kirche in Kairo kamen 29 Menschen ums Leben. Erzbischof Damian macht für die Gewalttaten auch das gesellschaftliche Klima in Ägypten verantwortlich. Hass auf Christen werde bereits an den Schulen und in den Moscheen geschürt.

Besorgt äußerte sich auch das evangelikale Hilfswerk Open Doors. Ziel der Anschläge sei, Christen in Angst und Schrecken zu versetzen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, schrieb in einem Kondolenzschreiben an den koptischen Papst Tawadros, in Gedanken und Gebeten sei er bei den Familien und Angehörigen der Opfer und bei der ganzen koptischen Kirche. Im katholischen Marien-Dom in Hamburg soll es am Ostermontag einen Trauergottesdienst mit Bischof Damian und der evangelischen Bischöfin Kirsten Fehrs geben.

Deutsche Muslime verurteilten die Terroranschläge auf Kirchen. "Keineswegs toleriert und erlaubt die islamische Religion solche Taten", erklärte die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib). Auch die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) erklärte, es gebe für solche Taten keine Legitimation.

Für die Bundesregierung wollte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), der gerade in Ägypten ist, die Anteilnahme der Bundesregierung übermitteln, wie eine Ministeriumssprecherin mitteilte. Er will demnach auch mit koptischen Christen zusammentreffen.

Man sei vereint gegen den "perfiden Terror"

Die Bundesregierung appellierte an die ägyptischen Muslime, sich solidarisch mit der christlichen Minderheit im Land zu zeigen. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, man sei vereint gegen "perfiden Terrorismus". Bei diesem Kampf müsse aber die Verhältnismäßigkeit der Mittel gewahrt werden.

Seibert spielte damit auf den dreimonatigen Ausnahmezustand in Ägypten an. Die Gesellschaft für bedrohte Völker kritisierte die Verhängung desselben. Dies werde die Terrorangriffe gegen Christen nicht eindämmen, sondern nur weiter anheizen, warnte der Afrikaexperte der Menschenrechtsorganisation, Ulrich Delius. Die Zahl politisch motivierter Festnahmen werde noch weiter ansteigen und Unmut unter der Zivilbevölkerung schüren.

Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert bereits sei dem ersten Jahrhundert nach Christus. In Deutschland zählt die Kirche nach eigenen Angaben etwa 12.000 Mitglieder. Dienstsitz des Diözesanbischofs Damian ist das koptisch-orthodoxe Kloster in Höxter.