Kaum Presbyteriumswahlen in Lippe, Westfalen und im Rheinland

Foto: epd-bild/Bertold Fernkorn
Die Protestanten in der rheinischen, westfälischen und lippischen Landeskirche haben am Sonntag (14.2.2016) ihre Leitungsgremien neu gewählt, wie hier in der evangelischen Kirchengemeinde Herne-Rö†hlinghausen.
Kaum Presbyteriumswahlen in Lippe, Westfalen und im Rheinland
Es gab kaum Bewerber für die Presbyterwahlen in der rheinischen, westfälischen und lippischen Landeskirche, so dass nur in wenigen Gemeinden gewählt werden konnte. In Lippe wurde von 69 nur in zwei Gemeinden gewählt. Woran liegt es? Was passiert nun?

In der lippischen Landeskirche wählten nur zwei von 69 Gemeinden ihre Kirchenvorstände. In 67 Gemeinden galten die aufgestellten Bewerber für das Presbyterium als gewählt. In der westfälischen Landeskirche kamen immerhin Wahlen in 106 von 501 Kirchengemeinden zustande. Im Rheinland konnte in 40 Prozent der Gemeinden gewählt werden. Wo es zu wenige Kandidaten für eine Wahl gab, gelangten die aufgestellten Kandidaten direkt in den Kirchenvorstand.

Für alle drei Landeskirchen steht nach der Wahl vom 14. Februar 2016 die Frage an: Was können wir tun, um das Amt des Presbyters attraktiv zu gestalten, so dass der Nachwuchs nicht eines Tages ausbleibt?

Arno Schilberg, juristischer Kirchenrat der lippischen Landeskirche sieht die Gründe in einer allgemeinen Wahlmüdigkeit, die sich auch bei den Landtagswahlen zeige. Zudem sehe die lippische Kirche ihre Aufgabe darin, ihre Hauptamtlichen zu motivieren, sich um Nachwuchs für das Presybterium zu bemühen.

Auch die westfälische Landeskirche will sich mit der Rolle des Pfarramts beschäftigen. Auf der vergangenen Synode hatte die Präses Annette Kurschus diesen Prozess eingeleitet, in dem sie darauf hinwies, dass nur eine klare Rolle der Pfarrer und Pfarrerinnen Klarheit in den zugehörigen Bereichen der Gemeinde schaffen könne. Andreas Duderstedt von der westfälischen Landeskirche sieht auch die veränderte Einstellung zum Amt des Presbyters als Grund für die geringe Bewerberzahl: "Der Stellenwert hat sich verändert. Früher war es eine Ehre, im Presbyterium zu sein. Heute geht das Engagement dafür auch zurück, weil die Bindungskraft der Mitglieder zu ihrer Kirche schwindet."

Der allgemeine Rückbau und die Zusammenführung von Nachbargemeinden könnten zudem die Bindungen zur Kirche insgesamt schwächen, vermutet Duderstedt. "Wir werden die vergangene Wahl sorgfältig auswerten", kündigt er an.

Das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) hatte nach den ebenso niedrigen Wahlen im Jahr 2012 Presbyter innerhalb der hannoverschen, westfälischen und lippischen Landeskirche zu ihrer Arbeit befragt. Auch mit den Ergebnissen dieser Befragung beschäftigten sich die Landeskirchen nun, so Duderstedt.

"Wir brauchen eure Zeit, Kreativität und euren beruflichen Hintergrund"

In der rheinischen Landeskirche wolle sich die Superintendenten-Konferenz Ende Februar ihre Lehren aus der erneut niedrigen Wahlbeteiligung ziehen, sagt Pressesprecher Jens Peter Iven. Er sieht vor allem zwei Gründe für die geringe Attraktivität des Presbyter-Amtes: Zum einen sei es eine Herausforderung an der Leitung einer Gemeinde in Zeiten des Umbruchs mitzuarbeiten. Die Finanzkraft und die Mitgliederzahlen der Kirche seien rückläufig und verlangten von den Gemeinden viele Klimmzüge. "Man braucht einen langen Atem um Presbyter zu sein. Die Leute schrecken davor zurück", sagt Iven.

Zum anderen höre er aus ländlichen Gegenden, dass es unmöglich sei, sich für eine Wahl aufstellen zu lassen, wenn man dann als einziger nicht gewählt werden könnte. Bei ohnehin wenigen Bewerbern würden dann Kandidaturen zurückgezogen. "Deswegen wollen wir den Menschen klarmachen: Wir brauchen eure Zeit, Kreativität und euren beruflichen Hintergrund, auch wenn ihr nicht Presbyter seid", sagt Iven. Der Aussage, dass sich neue Bewerber von den alten, die "immer", seit Jahrzehnten im Amt sind, abschrecken lassen würden, entgegenet er: "Wenn man was bewegen will, muss man sich einbringen und darf sich nicht abschrecken lassen."