Sachsens neuer Landesbischof Carsten Rentzing im Amt

Sachsens neuer Landesbischof Carsten Rentzing im Amt
Vorgänger Bohl als "differenzierter Denker" gewürdigt
Sachsens neuer Landesbischof Carsten Rentzing hat seinen Dienst angetreten. Feierlich wurde ihm am Samstag das Bischofskreuz übergeben. Für seine umstrittenen Äußerungen zur Homosexualität gibt es allerdings auch Gegenwind.

Sachsen hat einen neuen evangelischen Landesbischof: Carsten Rentzing (47) ist am Samstag mit einem Festgottesdienst in der voll besetzten Dresdner Kreuzkirche offiziell in sein Amt eingeführt worden. Zugleich verabschiedete und entpflichtete der leitende Bischof der Vereinigen Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich, Rentzings Amtsvorgänger Jochen Bohl. Der 65-Jährige stand der sächsischen Landeskirche seit 2004 vor und geht nun nach mehr als 40 Dienstjahren in den Ruhestand. 

In seiner Predigt verurteilte Rentzing Gewalt gegen Flüchtlinge und kritisierte eine "Taubheit" gegenüber Bedürftigen. "Notleidenden Menschen mit Hass und Ablehnung zu begegnen entspricht niemals dem Geiste Christi. Und so können Menschenhass und Gewalt nur unseren entschiedenen Widerspruch hervorrufen", sagte Rentzing.

Der 47-Jährige soll die sächsische Landeskirche, zu der rund 740.000 Protestanten zählen, in den nächsten zwölf Jahren leiten. Bei der Amtseinführung betonte Ulrich: Nach innen gelte es den Schrumpfungsprozess der Kirche zu gestalten, nach außen der Umgang mit den Fremden".

"Differenzierter Denker" - Jochen Bohl als Landesbischof in Sachsen verabschiedet

Ulrich würdigte den bisherigen Bischof Bohl als "begnadeten Prediger" und "einen differenziert denkenden Theologe mit großer geistlicher Kraft". Mit ihm werde ein leitender Geistlicher verabschiedet, "der mit Lust und Verlässlichkeit an vielen Stellen Verantwortung getragen hat".

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) bezeichnete Bohl als wachen, überzeugten Gestalter der sächsischen Gesellschaft: "Er war diesbezüglich ein politischer Bischof, der klare und deutliche Worte zu aktuellen Themen fand und der für viele Menschen auch außerhalb der Kirche im wahrsten Sinne ein Seelsorger ist." Immer habe Bohl Hass und Gewalt gegen Flüchtlinge verurteilt und zu Integration und Nächstenliebe aufgerufen.

Der Berliner Landesbischof, Markus Dröge, erinnerte an Bohls Wirken auch in internationalen und ökumenischen Kontexten. Ebenso sei er maßgeblich am Reformprozess der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beteiligt gewesen. Noch bis November ist Bohl stellvertretender EKD-Ratsvorsitzende. Vor seinem Bischofsamt stand er als Direktor der Diakonie Sachsen vor.

Rentzing, der erst als Erwachsener bekennender Christ wurde, war Ende Mai von der sächsischen Synode zum Bischof gewählt worden. Der bisherige Pfarrer aus Markneukirchen ist Mitbegründer der Initiative "Zeit zum Aufstehen", die eine konservativ-evangelikale Ausrichtung hat. Klar spricht er sich seit Jahren gegen die Homo-Ehe in sächsischen Pfarrhäusern aus.

Auch wenige Tage vor seiner Amtseinführung bekräftigte Rentzing seine Haltung zur Homosexualität. In einem Zeitungsinterview sagte er, dass eine "homosexuelle Lebensweise nicht dem Willen Gottes entspricht". Vertreter aus Politik und Kirchen hatten deutliche Kritik an Rentzings Haltung zur Homosexualität geäußert.

Auch nach der Bischofseinführung am Samstag protestieren einige Demonstranten vor der Kreuzkirche gegen Homophobie. An dem Gottesdienst nahmen neben Tillich weitere Vertreter der Politik sowie mehrere evangelische Bischöfe und der Dresdner katholische Bischof Heiner Koch teil. Mehrere SPD-Politiker blieben allerdings der Veranstaltung fern, darunter auch Sachsens Wissenschafts- und Kunstministerin Eva-Maria Stange.