Weitere Flüchtlingsunglücke im Mittelmeer

Weitere Flüchtlingsunglücke im Mittelmeer
Im Mittelmeer sind vor der libyschen Küste erneut zahlreiche Flüchtlinge ertrunken.

Laut der Internationalen Organisation für Migration berichteten vier gerettete Migranten, sie seien mit mehr als 40 weiteren Menschen auf einem Schlauchboot unterwegs gewesen, das gekentert sei. Die italienische Küstenwache hatte die Überlebenden am Donnertag an Bord eines ihrer Schiffe genommen und nach Sizilien gebracht, wie die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Freitag meldete.

Bei der Überfahrt eines weiteren Flüchtlingsboots endete ein offenbar religiös motivierter Streit tödlich. Nach Angaben von Überlebenden warfen Muslime zwölf Christen über Bord. Die Staatsanwaltschaft Palermo ließ inzwischen 15 Männer aus Mali, Senegal, Guinea-Bissau und der Elfenbeinküste unter Mordverdacht festnehmen. Unter den Verhafteten befindet sich italienischen Medienangaben zufolge auch ein Minderjähriger.

Am vergangenen Sonntag waren vermutlich rund 400 Flüchtlinge ertrunken, als ihr Boot vor der libyschen Küste untergegangen war. Insgesamt starben in den ersten vier Monaten des Jahres bei Überfahrten von Libyen nach Italien Schätzungen zufolge 900 Menschen.

Den sizilianischen Hafen Trapani erreichten allein am Donnerstag 600 aus Seenot gerettete Flüchtlinge. Weitere 900 würden an Bord von Schiffen der italienischen Küstenwache und Frachtern in Kürze die Insel erreichen, hieß es am Freitagmorgen. Wegen des großen Andrangs bringen die italienischen Behörden Flüchtlinge mittlerweile in behelfsmäßig eingerichteten Gebäuden und Zelten unter.

Amnesty International verlangt wegen der Bootsunglücke sichere Wege für Flüchtlinge nach Europa. Der Generaldirektor der Organisation in Italien, Gianni Rufini, forderte im Deutschlandfunk, eine Möglichkeit, schon vor der Überfahrt über das Meer Asyl zu beantragen. Dies könne etwa in den nordafrikanischen Städten geschehen. Dadurch ließe sich der Menschenhandel stark verringern.

Rufini warf der Europäischen Union Fehlverhalten vor. Es geschehe nichts, um das Flüchtlingsproblem an der Wurzel zu packen. Rufini forderte die EU auch zu einer ausgedehnten Such- und Rettungsoperation im Mittelmeer auf, die bis an die libyschen Hoheitsgewässer heranreiche. Die derzeitige Mission Triton sei viel zu schwach, um der wachsenden Zahl der Flüchtlinge wirksam begegnen zu können.

Grüne werfen de Maizière in Flüchtlingsdebatte "Unmenschlichkeit" vor

Die Grünen verurteilten unterdessen Äußerungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) zu den Flüchtlingstragödien als "Gipfel der Unmenschlichkeit". In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagsausgabe) bezog sich Grünen-Chefin Simone Peter dabei auf die Warnung des Ministers, bei der Hilfe für die Bootsflüchtlinge Schleppern in die Hände zu arbeiten. "Wenn die Rettung von Menschen aus dem Mittelmeer Beihilfe für Schlepper ist, dann macht sich die Feuerwehr der Beihilfe für Brandstifter schuldig", erklärte Peter.

Der Bundesinnenminister hatte im ZDF ein neues Seenotrettungsprogramm abgelehnt und erklärt: "Würden wir jetzt jeden, der im Mittelmeer ankommt, einfach aufnehmen nach Europa, dann wäre das das beste Geschäft für die Schlepper, was man sich denken könnte. Das wäre Beihilfe für das Schlepper-Unwesen." De Maizière plädierte ebenfalls für Einrichtungen in Transitländern, an die sich Flüchtlinge für eine legale Einreise nach Europa wenden könnten.