Zwischen Sturm und Segen

Zwischen Sturm und Segen
Wie eine Unwetterwarnung nochmal neu zum Nachdenken über den eigenen Glauben anregt.

Neulich: Ein Sturm zieht auf. Im Tagesspiegel wurde er bereits angekündigt. Orkanböen. Unwetterwarnung. Windstärke 12. Der Zoo schließt heute früher. Die Bahn kommt nicht. „Bleiben Sie besser im Haus“, rät die Feuerwehr. Und so sitze ich am Donnerstagnachmittag an meinem Schreibtisch und sehe durchs Fenster, wie sich die Bäume und Sträucher im Wind wiegen und biegen. Seit Stunden regnet es. Die Wetterkarte leuchtet dunkelrot. Ich sitze im Warmen und denke an Hurrikans im Süden der USA. An Sturmfluten an der Küste und an Elb-Hochwasser. So schlimm wird es bei uns an diesem Tag nicht werden. Ein bisschen mulmig ist mir doch zu Mute. Bedrohlich wirken dunkler Himmel und pfeifender Wind.

Dieser Blog trägt den Titel „Vom Sehnen und Suchen“. Seit ein paar Wochen nun schon, suche ich in meinem Alltag nach spirituellen Spuren. Ich sehne mich nach Verbundenheit mit meinen Mitchristen und vor allem mit Gott. An diesem stürmischen Nachmittag schaue ich deswegen in die Bibel. Vielleicht weiß sie eine Antwort auf Sturm und Regen. Vielleicht auf mein mulmiges Gefühl.

Die Geschichte von Jesus im Sturm ist mir seit Kindertagen vertraut. Bei Matthäus, Markus und Lukas finde ich sie wieder. Ich lese von wütenden Wellen, einem Boot, das unterzugehen droht und von einem schlafenden Jesus. Und dann von den Jüngern, die sich ängstigen, die schreien und weinen und sich vor dem Ertrinken fürchten. Ich verstehe sie gut und staune mit ihnen, als Jesus sich in Seelenruhe erhebt und den Sturm besänftigt. „Und es entstand eine große Stille“, heißt es. Ich würde mich gern anstecken lassen von dieser Stille. Jetzt scheint doch alles wieder gut. Doch Jesus fragt: „Wo ist euer Glaube?“ Und setzt damit einen neuen Sturm frei. Nicht am Himmel und im Wasser, sondern in Herz und Kopf. Bei den Jüngern vielleicht, auf jeden Fall aber bei mir. „Wo ist mein Glaube?“

An diesem Donnerstagnachmittag, an dem Sturm „Xavier“ durch meine Stadt fegt, finde ich keine endgültige Antwort. Meine Suche ist längst nicht zu Ende. Diese Frage, gestellt mitten im Sturm, lässt mich weitersuchen, weiterblättern, weiterfragen. Sollte ich mich schlafen legen? Wie Jesus? Darauf vertrauen, dass alles gut werden wird? Die Bilder und Berichte von Sturmopfern, die mich am nächsten Tag aus Hamburg erreichen, ignorieren? „Theodizee“, wispert es in meinem Kopf. Ich lasse es wispern und bete. Heute und morgen und längst nicht nur für mich allein: Möge es einen geben, der es gut mit uns meint, und der auf Regen Segen folgen lässt.

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