Gemeinde selber bauen

Kirchenrenovierung
Gemeinde selber bauen
Eine Gemeinde renovierte ihre Kirche einfach selbst

Überall in Deutschland stehen sie: Die Kirchen. Oft markante Gebäude, die das Bild eines Dorfes oder einer Stadt prägen. Auch für viele Nichtgläubige sind sie Ausdruck der Heimatverbundenheit (sofern sie nicht direkt daneben wohnen und sich traditionell über das traditionelle Gebimmel aufregen, das zwar schon vor ihnen da war, aber jetzt ruhestört es sie halt, aber das ist eine andere Geschichte).

Doch leider haben Kirchen wie alle Gebäude eine ziemlich blöde und gar nicht so heilige Eigenschaft: Sie gehen kaputt. Sie verfallen. Sie müssen gepflegt und repariert und alle paar Jahrzehnte gründlich renoviert werden.

Besonders kleine Kirchengemeinden aber haben nicht mal ansatzweise genügend Geld für so eine Renovierung. Gleichzeitig sind Kirchengebäude oft auch nicht wirklich leicht zu verkaufen, Ausnahmen bestätigen die Regel. Und dann kommt noch der Denkmalschutz dazu und will diese und jene Maßnahme nicht durchgehen lassen.

Die Kirchgemeinde Remptendorf im Saale-Orla-Kreis stand vor genau diesem Problem, zumal die Renovierungskosten durch Corona und andere Probleme gegenüber der ursprünglichen Planung deutlich gestiegen waren. Sie besann sich auf ein altes Prinzip: Einfach selber machen! Ja, natürlich ist das heute oft nicht so einfach. Haftungsfragen sind zu klären. Und vieles muss halt doch auch von Profis erledigt werden, damit es gut aussieht, Sicherheitsbestimmungen entspricht und so weiter. Aber das sind alles überwindbare Hindernisse.

Und dann ging’s los: Viele im Dorf packten mit an. Denn sie wollten, dass die Kirche ihres Ortes wieder gut aussieht. In drei Arbeitseinsätzen schlugen sie den Putz von der Kirche, andere kümmerten sich darum, die Leute zu verpflegen.

Insgesamt 20.000 € wurden durch die Eigenleistung eingespart – aber es ist noch viel mehr passiert. Etwas, das mit Geld kaum aufzuwiegen ist: Vor allem hat diese Aktion die Menschen im Ort wieder enger zusammengebracht. Ein gemeinsames Projekt, gemeinsam arbeiten, gemeinsam essen und den Abschluss feiern: Das schweißt eben zusammen. Egal, wie sie zum christlichen Glauben und zur Kirchgemeinde stehen: Für diese Menschen ist das Kirchengebäude wieder viel mehr zu „ihrer“ Kirche geworden. Gemeinde und Gemeinschaft – das gehört eben unbedingt zusammen. Mehr davon!

weitere Blogs

Ein spätes, unerwartetes Ostererlebnis der besonderen Art
Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.
Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.