meditative Minigolfmission

meditative Minigolfmission
Großbritannien geht neue Wege – in den Kirchenräumen

Ferienzeit! Den ganzen Tag sind die lieben Kleinen zu Hause. Keine Schule. Was tun, um sie ein bisschen zu bespaßen? Wie wäre es da mit einer Runde Minigolf? Innerfamiliärer Wettbewerb. Spannung. Frustration und Erfolgserlebnis. Bälle, die ganz knapp am Loch vorbeirollen. 

Dachte sich wohl auch die Kathedrale von Rochester im Südosten Großbritanniens – und räumte das große Kirchenschiff frei für einen Minigolf-Parcours mitten in der Kirche. Die neun Stationen haben als Thema jeweils eine reale Brücke, die in Miniaturausgabe mitten auf dem Spielfeld herumsteht und irgendwie überwunden werden muss. Der „Rochester Bridge Trust“ steuerte die Brücken und auch Informationstafeln bei. Und die Kirche hofft, dass die Menschen nicht nur über das Erreichen des nächsten Zieles nachdenken, sondern auch über Brücken, die sie in ihrem eigenen Leben bauen, begehen oder abbrechen.

Etwas ähnliches gab es übrigens tatsächlich schon mal in Deutschland in der Hamburger Immanuel-Kirche – wenn auch nur für einen Tag, mit viel weniger Aufwand bei der Herstellung der Bahnen, dafür aber mit Live-Musik und Tanz am Abend. 

Ich finde das schön. Menschen sind ja nicht nur Vernunftwesen. Gerade übers Spielen sind Menschen ansprechbar. Es macht Spaß, es ist kommunikativ. Da kommen Leute zusammen, um gemeinsam etwas zu tun. Wofür sonst wäre eine Kathedrale besser geeignet als dafür, Menschen in fröhlicher Runde zusammenzubringen? Gottesdienste sind übrigens in der Zeit der Minigolf-Installation weiterhin möglich – die Kathedrale ist groß genug, um beidem gleichzeitig Raum zu bieten. Und vielleicht gibt es sogar mal einen spielerischen Gottesdienst auf dem Minigolf-Parcours?

Unsere Familie ist allerdings von Minigolf nur so semi-begeistert, wie man heutzutage sagt. Nach einigen wenigen Bahnen überwiegt meistens der Frust, so dass wir um solche Anlagen schon seit Jahren einen Bogen machen. Vielleicht wäre Minigolf in der Kirche auch für uns die Lösung? Schließlich ist das ja unsere christliche Botschaft: Gott liebt alle Menschen. Gerade auch die Versager. Die, die nichts auf die Reihe kriegen. Die, die keine einzige Bahn unter zehn Schlägen zu Ende kriegen. Die, die nach der vierten Bahn einfach keine Lust mehr haben und jetzt lieber was trinken wollen. Die, die nicht über Brücken bauen nachdenken, sondern über die Brücken, die sie abgerissen haben oder die sie einfach nicht bewältigt haben.

Ob die Kathedrale von Rochester allerdings für die Frustrierten unter den Minigolfspielerinnen und Spielern eigene Seelsorgeangebote bereitstellt, ist uns nicht bekannt. Eine Chance wäre es vielleicht. Oder nicht?

weitere Blogs

Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.
Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.

Vom Versuch nicht zu hassen. Biografische Streiflichter von gestern, das irgendwie auch heute ist.