Neues Jahr, neues Los

Neues Jahr, neues Los

Wir Menschen sind unvernünftig. Beweise? Schauen Sie sich doch mal die Scharen an, die jede Woche Lotto spielen. Trotz der geringen Chancen, etwas zu gewinnen. Ja, auch ich habe schon mal mitgespielt. Anders als der Beter in dem Witz, der Gott täglich um einen Lottogewinn bat – bis die Stimme von oben kam: „Gib mir eine Chance, füll einen Lottoschein aus!“

Auch Christen spielen Lotto. Mit der Bibel. Irgendwie. Gewinnen kann man dabei allerdings kein Geld, sondern manchmal ein paar gute Gedanken zum Tag. Eine Anregung, weiterzudenken. Anfragen an sich selbst. Oder auch Bestärkung des eigenen Wegs. Seit 1731 gibt die Herrnhuter Brüdergemeine, eine evangelischen Freikirche, ihre Losungsbücher heraus – für jeden Tag eine geloste Bibelstelle, dazu noch ein so genannter „Lehrtext“, der von einem Gremium dazu passend herausgesucht wird. Für heute, 31.12.2011, ist es diese Losung:

HERR, wenn Trübsal da ist, so suchen wir dich. (Jesaja 26,16)

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind. (2.Korinther 1,3-4)

Trübsal, heute, am Tag der großen Partys? Ja, ich denke, es gibt viele, die heute voller Trauer zurückschauen auf dieses Jahr 2011. Ich glaube, es ist gut, das nicht zu verdrängen. Auch der Trauer Raum zu geben. Und dann, vielleicht, Trost bei Gott zu finden – und andere zu trösten. Was für eine schöne Losung für den letzten Tag des Jahres.

Darüber hinaus gibt es aber auch noch Losungen für jeden Monat und für das ganze Jahr. Die werden nicht von den Herrnhutern ausgesucht, sondern in einem ziemlich komplizierten Modus von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen. Eine Jahreslosung – das ist so etwas wie eine Überschrift über das ganze Jahr. Die für 2011 lautete:

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Römer 12,21)

Hätte man viel draus machen können. Haben wir das Böse mit Gutem überwunden? Wie sind Sie mit „bösen“ Menschen oder Situationen umgegangen? Zeit, das Jahr nochmal Revue passieren zu lassen. Ab morgen gilt schließlich eine andere.

Jesus Christus spricht: "Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." (2. Korinther 12,9)

Für mich eine Aufforderung, noch mehr auf die vielen Schwachen zu achten. Ihnen Raum zu geben. Sie nicht zu unterschätzen. Auch Jesus war ein kleines Kind in der Krippe. Die Aufständischen in den arabischen Ländern waren zuerst ganz schwach. Die Umweltbewegung war einmal ein kleiner, belächelter Haufen. Die Menschen, die sich für eine gerechtere Wirtschaftsordnung einsetzen (wie auch immer die aussehen mag), waren es auch einmal. Die Schwachen sind nicht unbedingt schwach. Sie können die Welt verändern. Und ich hoffe, sie tun es im kommenden Jahr. Ich wünsche Ihnen alles Gute dafür. 

weitere Blogs

Symbol Frau und Sternchen
Geschlechtsneutrale oder geschlechtssensible Sprache erhitzt seit Jahren die Gemüter. Nun hat die Bayrische Landesregierung das Gendern verboten. Die Hessische Landesregierung will das Verbot ebenfalls einführen.
Ein spätes, unerwartetes Ostererlebnis der besonderen Art
Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.