Unsere Sukka, die Laubhütte, entspricht nicht den genauen Vorschriften. Das ist mir einerseits ein bisschen peinlich, aber andererseits rechtfertige ich das damit, dass die Sukka uns ja in erster Linie an die provisorischen Wohnzelte (Sukkot) erinnern soll, die unsere Vorfahren während der vierzig Jahre Wüstenwanderung bewohnt haben, und dass - unter diesem Aspekt - mein Blätterhaus insgesamt eine ganz passable Bude darstellt.
Dennoch muss ich jedes Mal an die alte IKEA-Werbung denken: "Wohnst du noch oder lebst du schon?" - den Slogan, der seit 2002 verwendet wird und die Idee vermitteln soll, dass ein Zuhause mehr als nur ein Dach über dem Kopf ist. Eben ein Ort der Sicherheit, des gemütlichen Zusammenseins mit der Familie und ein Ort des Wachsens (und manchmal auch ein Ort der Nervenzusammenbrüche, wenn man versucht, einen IKEA-Schrank aufzubauen, aber das tut grad nichts weiter zur Sache, zumal man in der Sukka sowieso keine Schränke aufbaut....).
Jedenfalls ist der Aspekt der instabilen, vorübergehenden Bleibe ein wichtiger Teil von Sukkot, auch wenn das Fest allgemein eher als jüdisches Pendant zum christlichen Erntedankfest wahrgenommen wird. Dabei ist es wirklich viel mehr, als nur Dankbarkeit für die Ernte. Natürlich soll man auch in die eigene Laubhütte Gäste einladen, Fremde und Freunde, und gemeinsam teilen, was die Natur uns geschenkt hat usw.,- aber Sukkot geht weit über ein einfaches "meet & eat" hinaus.
In einer Sukka zu wohnen, besonders im Herbst, wenn es dunkler und kälter wird, ist nämlich eine ziemliche Zumutung, (der ich mich auch nur sehr partiell aussetze). Dennoch macht uns das einwöchige Leben in einem instabilen Haus einiges klar. Selbst wenn es nur das Bewusstsein dafür ist: Unsere Sukka lehrt uns: Auch wenn das aktuelle Zuhause nur provisorisch ist, und die Welt immer dunkler und kälter wird und vielleicht sogar ein Sturm aufzieht und die Grundfesten deines (Zu-)Hauses erschüttert und alles durcheinanderwirbelt, sollst Du Dich erinnern, dass du auch im schlimmsten Chaos von der Liebe Gottes umgeben bist.
Diese Erinnerung an Gottes Treue zu uns, hilft uns, nicht die Hoffnung zu verlieren. Und so wird paradoxerweise eine wacklige Hütte zum Symbol unserer inneren Ruhe. Eine eigenwillige Art von Gemütlichkeit. Denn unabhängig davon, wo der Sturm des Lebens uns hinweht: Gott ist bei uns. Er ist unser Zuhause, egal wo wir grade sind.