Ein Lob auf das Weniger

Geistvoll in die Woche
Ein Lob auf das Weniger
Wir sind in der Fastenzeit. Die Zeit des Weniger. Und ich habe eine große Sehnsucht nach Pausen, nach Stille, nach Tagen mit nur einer Aufgabe und nicht 87, von denen 85 eigentlich zu groß für mich sind. Tage, an denen ich nebenbei noch die Demokratie retten, mich zu Trumps Bosheit verhalten, alle meine Glaubensgeschwister verstehen und zu allen Brücken bauen soll, die ganz anders sind als ich.

Deshalb heute: Ein Lob auf das Weniger. Geschrieben für euch - und auch für mich selbst.

Gelobt sei das Weniger

Der verlorene Mantelknopf (es sind noch genug da)
Das verliehene Buch
Die zerbrochene Tasse
Die heruntergebrannte Kerze


Gelobt sei das fallende Blütenblatt

Es ist der Anfang der Beere

Gelobt sei das Handy, das in der Tasche bleibt
Gelobt seien die für einmal nicht gelesenen News
Gelobt seien die klitzekleinen Momente, in denen wir nur im Moment sind
Nur gehen
Nur Bus fahren

Nur schaukeln
Nur sind

Gelobt sei die weiße Fläche zwischen den Worten des Gedichts
Die Pause zwischen den Terminen
Gelobt seien alle, die es aushalten, sie nicht sofort mit etwas zu füllen (ich weiß, das ist so schwer)

Gelobt sei das Shavasana, diese letzte Übung im Yoga, in der man einfach nur liegt

Gelobt sei die Stille nach dem Amen.

Gelobt sei das Versprechen:
Dass das rechte Wort zur rechten Zeit da sein wird
Dass G*tt da sein wird
Und Liebe. Und Brot.
Dass wir es schaffen.

Gelobt seien der Mut, die Schönheit und der unaufhaltsame Frühling.


Wochenaufgabe: 
Jeden Tag eine Sache weniger machen.

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