Kirchräume

Kirchräume
manche jüngeren Kirchengebäude werden bald weggegeben

Kirchräume sind ohne Nutzen. Sie machen Sinn, aber man kann sie nicht für die  Produktion verwenden, man kann da kein Marketing Seminar anbieten, und als Sporthalle eignet sie sich auch nicht wirklich. Die Allgemeinheit leistet sich in großem Stil solch freien Raum. Manchen ist das ein Dorn im Auge. Denn ohne Tendenz sind diese Kirchen ja nicht. Wer sie betritt , spürt die starke Prägung. Deswegen gehen viele Menschen hinein, wenn sie Zeit haben und wenn sie da weitgehend allein sein können. Jedenfalls ohne die Gefahr von vermeintlicher Indoktrination.

Sie ahnen, was Kirchräume meinen:
Sie sind so groß, damit die Menschen in ihr mitsamt ihrer Krone aufrecht stehen können.
Sie richten Menschen nach Osten zur aufgehenden Sonne aus -weg vom Sonnenuntergang,  dem Dunkel und hin ins Licht. Sie lenken die Füße über den Boden, der oft aus Gräbern besteht. Über ihnen ein Dach, das den Himmel nachbildet. Also auf der Basis der Toten himmelwärts leben. Sie singen die Lieder der Vorfahren, sie denken ihre schönsten Geschichten und möchten endlich so groß und so ehrlich sein wie sie gemeint sind. So ein alter Raum ist auch wie eine überdimensionierte Höhle. Die birgt und gewährt gleichzeitig freien Raum. In Kirchen ohne Bänke merkt man das besonders stark.

Überall in der Welt pflegt die Menschheit solche Orte, Tempel, Säulen, Gebetsräume, Wege, Kapellen. Gehäuse voller Vergangenheit in der Gegenwart. Spiel-Räume des Geistes, Stationen des Unermesslichen. Kirchtürme wie senkrechte Fingerzeige  am Horizont. Man stelle sich Stadt und Land ohne diese Silhouette vor. Was würde fehlen?
Überall ahnen Menschen, dass hier Würde und Trost möglich ist, Unterschlupf und Seelenraum. Egal, ob sie nun gläubig sind oder nicht.

Die ev. Kirche in Hamburg  wird nun 50 % ihrer Gebäude abgeben. Darunter manche Kirchen. Auch viele, die in den 60er Jahren gebaut wurden und nicht unbedingt erhaltenswürdig erscheinen.  Vielleicht gibt es speziell in der Stadt wirklich zu viele Kirchen. Gleichzeitig möchte ich darüber nachdenken, welche Räumen stattdessen Geistesfreiheit, Schutz und zweckfreies Sein ohne Kommerz erlauben. Wird es die geben?

 

weitere Blogs

Ein mysteriöser Todesfall, das Mauern der Einheimischen und eine latente Homophobie begegnen einer lesbischen Pastorin bei ihrer Ankunft in einer ostdeutschen Kleinstadt. Aus der Großstadt bringt sie zudem ihre persönlichen Konflikte mit. Beste Zutaten für den Debütroman „In Hinterräumen“ von Katharina Scholz.
Nach 15.000 Kilometern und fünf Monaten ist Leonies Reise vorbei. Was bleibt? In ihrem letzten Blogbeitrag schaut sie auf ihre Erfahrungen zurück.

Ein gut zugängliches und dabei sehr gehaltvolles Buch über die Geschichte, Kämpfe, Begriffe und die Vielfalt von LGBTIQ und deren breites Themenspektrum, mit anschaulichen Bildern, spannenden Erklärungen und historischen Facts aus aller Welt. Das hat Katharina Payk für Sie entdeckt.