Die Frage der Woche, Folge 94: Was wünschen Sie sich von uns?

Die Frage der Woche, Folge 94: Was wünschen Sie sich von uns?
Das Feedback zu evangelisch.de aus der Fastenwoche.

Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und -Nutzer,

in der fünften Fastenwoche hatten wir sechs Tage lang die Kommentare abgeschaltet und stattdessen um direkte Rückmeldungen zu evangelisch.de gebeten. Einige haben uns erreicht, alle freundlich und zugewandt – das hat mich persönlich gefreut.

Denn das ist nicht immer so, wie unser Nutzer SG aus E feststellte. Mit Blick auf die Nutzerkommentare schrieb er:

"Probleme habe ich allerdings mit den vielen Kommentaren, bei denen ich den Verdacht nicht loswerde, dass einige 'Rechte', die vielleicht gar keine Christen sind, evangelisch.de missbrauchen, um Politik zu machen.

- Was sind das für Leute, die sich so sehr ereifern, wenn der EKD-Ratsvorsitzende in Jerusalem sein Brustkreuz ablegt? Seit wann ist Kreuz-Tragen unter Evangelischen so wichtig?

- Vor dem Islam als Gefahr für das christliche Abendland wird regelmäßig gewarnt – aber müsste man als hyperüberzeugter Christ nicht gleich intensiv die Millionen Konfessionslosen (vor allem im Osten und Norden
Deutschlands) beklagen? 'Horst Weihmann' ist da konsequent: Er fordert Evangelisierung 'für alle'.

Das ist der Unterschied zwischen den Menschen in der realen Kirche und Kommentatoren im Internet: Man weiß nicht, mit wem man es zu tun hat. Manchmal überlege ich, ob es gut wäre, wenn man sich zum Kommentieren bei der Redaktion mit vollem Namen und Anschrift registrieren lassen müsste. Nicht die ganze Welt muss wissen, wer man ist, aber der Redaktion kann man es sagen."

Meine Beobachtung ist, dass gerade die Anti-Islam-Warner ihre Position nicht mit der eigenen christlichen Position begründen, sondern mit der Fremdheit der anderen. Sie wollen nicht ihre eigenen Ideen weitertragen, sondern fremde Ideen aufhalten. Das macht einen wesentlichen Unterschied, wie sie an die Welt herangehen. Für die Kirche sind die Konfessionslosen in der Tat diejenigen Menschen, die mit der Botschaft von Nachfolge besser erreichbar sind. Wie wir heute, am Karsamstag, auch gemeldet haben: Ein Drittel der Deutschen glaubt noch an die Auferstehung. An der leiblichen Auferstehung kann man auch als gläubiger Christ zweifeln, aber das Gespräch darüber muss man erstmal anfangen. Wer die Botschaft des Glaubens weitertragen möchte, sollte andere Gläubige erstmal als Verbündete betrachten. Konfessionslose sind das größte Missionsfeld, das die Kirche beackern kann.

Eine Pflicht zur Registrierung in den Kommentaren haben wir derzeit nicht in Planung, weil mir dieser offene Zugang wichtig ist. Da sind wir eben doch wie eine Kirchentür: Reinkommen darf jede*r, ohne zu sagen, wer er oder sie ist.

In diesem Sinne wünscht sich SG aus E auch noch etwas anders:

"Im Kommentarbereich tauchen immer wieder "Säkulare" auf, die ihre Sicht der Dinge einbringen. Leider finden keine Muslime den Weg zu evangelisch.de. Ob die Redaktion gezielt Muslime einladen könnte, sich an den Diskussionen zu beteiligen? Die bräuchten zwar ein sehr hartes Fell, denn viele Kommentare auf evangelisch.de sind an der Grenze zur Menschenfeindlichkeit, aber der eine oder andere müsste sich doch finden lassen…"

Einen ähnlichen inhaltlichen Wunsch zu Pluralität an die Redaktion hat uns Martinus geschickt:

"Das Portal evangelisch.de sollte mit dem Pfund der Pluralität wuchern! […] Die Helden des Protestantismus bliesen nicht alle in dasselbe Horn, sondern exponierten sich mit sehr besonderen Ansätzen, von denen kein vernünftiger Mensch erwarten konnte, dass sie sich irgendwann einmal als allgemeinverbindlich durchsetzen würden. Nicht 1 Luther führte uns an, sondern 20, 50, 100 reformatorische Persönlichkeiten." Konkret wünscht sich Martinus: "Richtet eine historische Rubrik ein, in der nacheinander und gleichberechtigt solche Ikonen wie Comenius, Lessing, Bayle, Roger Williams, Zinzendorf, Bodelschwingh, Sölle usw. usw. vorgestellt werden!"

Dem Wunsch können wir entsprechen. Wir haben so etwas in diesem Jahr mit den bekannteren Reformatoren schon gemacht. Aber für das Buch zum Protestant-O-mat "Überzeugend evangelisch" haben wir die Biografien der dort vertretenen Protestanten noch deutlich ausgeweitet. Diese 16 Poträts werden wir auch auf evangelisch.de in den nächsten Monaten veröffentlichen. Damit sind dann schon einige protestantische Helden porträtiert, und wir schauen, welche wir noch dazu nehmen können!

Eine beliebte Serie sind außerdem unsere AHA-Podcasts und die Gemeindeserien. Beides hat Susanne in den vergangenen Monaten vermisst:

"Kann die Serie "AHA - Ein Audioangebot von Evangelisch.de" und die Serie "Evangelisch.de besucht Freikirchen" noch weiter fortgesetzt werden? Beide Serien haben mir sehr gut gefallen und ich habe keinen Beitrag ausgelassen zu hören bzw. zu lesen."

Die AHAs werden von Claudius Grigat und Frank Muchlinsky geplant und aufgenommen. Beide hatten in den vergangenen Wochen sehr viel zu tun – gerade Claudius hat seit Jahresanfang den Großteil seiner Arbeitszeit mit dem Relaunch von chrismon.de zugebracht. Das hat sich gelohnt, aber dahinter mussten andere Projekte zurückstecken, wie zum Beispiel die AHAs. Nach dem Kirchentag wird das besser, dann werden wir die AHAs fortsetzen.

Im Sommer gibt es auch wieder eine Gemeindeserie. Weil wir gerade 500 Vaterunser suchen (in unserem Quiz könnt ihr übrigens eure Sprachenkenntnisse testen!), werden wir Auslandsgemeinden in Deutschland besuchen. Also Gemeinden, in denen Ausländer in Deutschland ihr eigenes Gemeindeleben weiterführen, wie es Deutsche im Ausland in ihren Auslandsgemeinden auch tun.

Susanne hat uns noch einen Gedanken mitgegeben, mit dem ich diesen Eintrag am Karsamstag abschließen möchte:

"Es ist schon komisch, dass virtuelle Unterhaltungen und Diskussionen in der digitalen Welt in mir einen Geräuschpegel erzeugen, als wäre es gesprochenes Wort. Wenn es diese "Schweige-Woche" bei Evangelisch.de nicht geben würde (nicht gegeben hätte), wäre mir dies so nie bewußt geworden."

Angesichts der Diskussion um #DigitaleKirche, die auf Twitter und im Netz gerade Fahrt aufgenommen hat, schließe ich mich diesem Gedanken an: Die Gespräche und Gedanken, die wir von Menschen bekommen, die wir nur aus den Kommentaren kennen, sind ebenso wertvoll und können genauso verletzend sein wie Gespräche von Angesicht zu Angesicht.

Ich habe nach Ostern eine Woche Urlaub und werde dann keinen Blogeintrag schreiben. Wir lesen uns also wieder am Samstag, 29. April – wenn nichts anderes dazwischen kommt, nehme ich dann den Zwischenstand zu #DigitaleKirche wieder auf.

Ich wünsche euch und Ihnen gesegnete Ostertage!


Wenn Sie Fragen zu evangelisch.de oder unseren Themen haben, sind die Redaktion und ich auf vielen verschiedenen Kanälen erreichbar:

- unter diesem Blogeintrag in der Kommentarfunktion

- evangelisch.de auf Twitter als @evangelisch_de und auf Instagram als evangelisch.de

- ich selbst auf Twitter unter @dailybug

- evangelisch.de auf Facebook

Alle Fragen zu Kirche und Glauben beantwortet Ihnen unser Pastor Frank Muchlinsky auf fragen.evangelisch.de.

Ich werfe immer am Samstag an dieser Stelle einen Blick auf die vergangene Woche und beantworte außerdem Ihre Fragen zu evangelisch.de, so gut ich kann. Ich wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Start ins Wochenende!

weitere Blogs

Symbol Frau und Sternchen
Geschlechtsneutrale oder geschlechtssensible Sprache erhitzt seit Jahren die Gemüter. Nun hat die Bayrische Landesregierung das Gendern verboten. Die Hessische Landesregierung will das Verbot ebenfalls einführen.
Eine Ordensschwester im Kongo wurde wieder freigelassen – weil der Bandenchef keinen Ärger wollte.
Ein spätes, unerwartetes Ostererlebnis der besonderen Art