Die Dokumentation von Regisseur Christian Spangenberg rückt die Geschichten der Geflüchteten in den Mittelpunkt. Fahad erzählt von seiner Flucht über den Libanon, der syrische Arzt Amjad Hamoudeh berichtet von seiner riskanten Reise "im Gummiboot". Beide kommen in Egelsbach an. Ein Glück, denn hier gibt es schon lange eine etablierte Flüchtlingshilfe, die Christliche Flüchtlingshilfe Egelsbach-Erzhausen (CFEE).
"In meinem Film wollte ich den Menschen wirklich nahe kommen", sagt Christian. In den fast intimen Momenten bekommst du Einblicke ins ganz persönliche Umfeld dieser Menschen. Denn Integration bedeutet vor allem eines: Eine Beziehung zu anderen Menschen aufbauen. Das ist nicht immer einfach, denn die meisten Menschen fliehen vor Kriegen und Konflikten. Das hinterlässt Spuren.
Besonders eindrücklich ist die Geschichte von Jamshid Qaderi aus Afghanistan. Er erzählt von dem Anschlag auf seine Universität in Kabul, bei dem er seine Schwester verlor. Die Kamera bleibt nah bei ihm, wenn er von Albträumen und dem Gefühl blutiger Hände berichtet. Im Gespräch mit Psychotherapeutin Isabel Hausmann in Frankfurt wird deutlich, wie verstörend diese Erlebnisse waren.
Trauma statt Therapie: Versagt Deutschland?
So macht die Doku sichtbar, was in Statistiken leicht untergeht: Ein Drittel der Geflüchteten zeigt Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung, doch nur ein Bruchteil erhält Hilfe. Während in Egelsbach die Integration zu gelingen scheint, stehen andere Kommunen vor einer anderen Realität. Seit 2015 leben im mittelhessischen Neustadt Geflüchtete in einer ehemaligen Kaserne. Laut dem Regierungspräsidium Gießen läuft im Ort mit der Erstaufnahmeeinrichtung alles friedlich und reibungslos.
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Der Bürgermeister sieht das nicht ganz so positiv. Im August 2025 leben rund 750 Menschen hier, zu Spitzenzeiten waren es bis zu 1.100. Für die Kleinstadt mit gerade einmal 10.000 Einwohnern eine Herausforderung, sagt Bürgermeister Thomas Groll. Der filmische Wechsel zwischen den Orten zeigt auf: Zwei Kommunen, zwei Welten – und die Frage, welche Strukturen Integration fördern oder verhindern.
Streit ums "Wir schaffen das"
Was ist dran an Angela Merkels Kultsatz: "Wir schaffen das"? Im Film kommen jene zu Wort, die diese drei Worte mit Leben füllen. Ihr Fazit ist sehr durchwachsen: Thomas Groll aus Neustadt sagt: "Ich glaube, dass der Satz von Frau Merkel falsch war." Tobias Wilbrand Bürgermeister in Egelsbach widerspricht: "Wir haben es geschafft, viele Menschen hier zu integrieren. Aber wir haben möglicherweise nicht alle mitgenommen."
Was läuft wirklich schief? Was ist dran an den ganzen Vorurteilen? Welche Spannungen gibt es in der Flüchtlingspolitik? Diesen Fragen ist Christian in seiner Doku nachgegangen. Sein Fazit: "Klar gibt es Orte und Fälle, die negativ auffallen. Auf der anderen Seite gibt es allerdings auch viele Dinge, die positiv laufen, oft schon seit vielen Jahren." In seinen Interviews hat er erlebt, dass wir als Gesellschaft, aber auch Medien und Politik "einfach konstruktiver auf das Thema Migration blicken müssen". Es gebe keine einfachen Antworten. Deswegen setzt er auf die Bilder und Geschichten, die Integration als einen Prozess zeigen: voller Erfolge, aber auch Konflikte und offener Baustellen.
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