Schnell noch eine Nachricht auf dem Smartphone senden oder schauen, was die Freunde gepostet haben. Soziale Netzwerke und Messenger wie Facebook oder WhatsApp sind oft praktisch im Alltag und auf den ersten Blick kostenfrei.
Der Nutzer zahlt nicht mit Geld, sondern mit Daten, sagt IT-Experte Joachim Selzer: "Allein aus den Metadaten, wann redet wer mit wem, kannst du Sachen ablesen wie sozialer Status, sexuelle Orientierung, Bildungsniveau und ungefähre politische Einstellung."
Selzer ist seit 2013 Mitglied im Chaos Computer Club, einer bundesweiten Vereinigung von Hackern und IT-Fachleuten. Das Thema Datenschutz begleitet ihn schon länger, wie er selbst sagt. "Die großen Unternehmen, die dir gratis irgendetwas anbieten, die wissen dann eine ganze Menge über dich."
User können Grenzen setzen
Thomas Fuchs ist oberster Datenschützer in Hamburg. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bundesländern setzt er sich seit Jahren für mehr Kontrolle im Internet ein. Er meint, dass Nutzerinnen und Nutzer mit etwas Geduld und Arbeit dem Datenhunger der Anbieter Grenzen setzen können. "Die Dienste bieten sehr viel mehr Einstellungsmöglichkeiten an, als die meisten Menschen nutzen. Also wer sich die Zeit nimmt, um in die Einstellungen zu gehen, der kann doch relativ gut steuern, welche Datenschutzeinstellung genutzt wird, welche Werbung er bekommt."
Wem das nicht reicht, der kann zu Alternativen greifen. Messenger wie Signal oder Threema und Netzwerke wie Mastodon oder Bluesky achten mehr auf Datenschutz als die Marktführer. Die Software Mastodon zum Beispiel wirbt mit dem Slogan "Soziales Netzwerk nicht zum Verkauf".
Alternativen und Einstellungen in den Apps.
Umstieg fordert Umgewöhnung
Aber es gibt einen Nachteil: "Man muss Überzeugungsarbeit leisten, weil diese Alternativen nicht so bekannt sind. Und es kann sein, dass die Anwendungen eben nicht ganz so aussehen, wie du es gewohnt bist", erklärt Jochim Selzer. Neben der Arbeit für den Chaos Computer Club ist er auch Datenschutzbeauftragter der beiden evangelischen Kirchenkreise Bonn und Bad Godesberg-Voreifel. Beim Umstieg auf andere Anwendungen gäbe es einen "gewissen Umgewöhnungseffekt" meint Selzer. Dennoch ist er überzeugt: "Es gibt Alternativen und das sind auch echte Alternativen."
Ein Wechsel kann sich mit Blick auf die eigenen Daten lohnen. Denn seit einiger Zeit werden persönliche Nutzerdaten bei Anbietern wie Facebook oder Google auch zum Training der hauseigenen KI-Software genutzt. "So spannend ich künstliche Intelligenz persönlich finde, muss man sagen, dass diese ganzen Problematiken, über die wir gesprochen haben, massenhafte Datenerhebungen, sich durch KI noch einmal potenzieren", sagt Datenschützer Thomas Fuchs. Das könne man zwar ausschalten, meint er, aber: "Das machen eben auch nicht viele. Und deswegen muss man sich noch einmal bewusst machen, es geht jetzt eben nicht nur noch um Profiling für Werbung, sondern es geht auch um Training der KI mit meinem Nutzungsverhalten. Und wenn ich das nicht möchte, dann muss ich aktiv widersprechen."
Alternativen ohne KI
Auch für die Browser-Suche mit Google gibt es Ausweichmöglichkeiten. Anbieter wie Ecosia oder DuckDuckGo versprechen, weniger bis gar keine Nutzerdaten zu sammeln und schulen auch keine KI-Software.
Fazit: Es gibt Möglichkeiten, die digitalen Marktführer bei sozialen Netzwerken und Messengern zu umgehen. Wer die Priorität bei mehr Datenschutz setzt, muss aber bereit sein, etwas Arbeit zu investieren.



