Football-Coach darf auf Spielfeld beten

Trainer Joe Kennedy in Gebetspose vor dem Supreme Courtin Washinghton
© Getty Images/Win McNamee
Vor dem Supreme Court in Washinghton nimmt Trainer Joe Kennedy die Gebetspose ein, in der er öffentlich auf dem Spielfeld gebetet hatte. Die Klage wegen religiöser Diskriminierung hat er gewonnen.
US-Rechtsstreit zu Religion und Staat
Football-Coach darf auf Spielfeld beten
Das Oberste Gericht der USA hat die Rechte konservativer Christen gestärkt: Ein Football-Coach an einer staatlichen High School in den USA habe das Recht gehabt, entgegen der Anweisung seiner Vorgesetzten öffentlich auf dem Spielfeld zu beten.

Die Richter urteilten am Montag mit sechs zu drei Stimmen. Bei dem Spruch ging es um Auslegung des Verfassungsprinzips, dass der Staat Religionen weder bevorzugen noch benachteiligen darf. In dem Rechtsstreit klagte der frühere Football-Trainer Joseph Kennedy wegen religiöser Diskriminierung.

Als Coach in der "Bremerton High School" im Bundesstaat Washington hat Kennedy nach Spielen auf der Höhe der 50-Yard-Linie mit gebeugten Knie gebetet, gelegentlich zusammen mit Spielern. Die Schulbehörde hat das verboten. Kennedy widersetzte sich und verlor seinen Job.

Die Behörde vertrat die Auffassung, Kennedy dürfe als Staatsangestellter keine religiöse Praxis fördern. Kennedy protestierte, seine Anstellung raube ihm nicht das Recht zum Beten. Er habe in jungen Jahren als Marineinfanterist "für die US-Verfassung gekämpft", und der Gedanke, dass er nicht öffentlich beten dürfe, weil sich "jemand dabei unbehaglich fühlt, das ist nicht Amerika", sagte Kennedy im Rundfunksender NPR.

Der Verband "Vereinigte Amerikaner für Trennung von Kirche und Staat" erklärte in einem Antrag zum Gericht, Kennedys Recht zum Beten werde nicht bestritten. Es gehe alleine um die demonstrative Art und Weise des Gebets. Und es gehe um die Religionsfreiheit der jungen Football-Spieler, die sich von ihrem Coach bedrängt fühlen könnten.

In dem Urteil am Montag heißt es, die Verfassung schütze Kennedy. Sie käme am besten zum Tragen in einer Tradition von "gegenseitigem Respekt und Toleranz" und nicht der "Unterdrückung von religiösen sowie nicht religiösen Ansichten".

In Dissens erklärte Richterin Sonia Sotomayor, das Urteil widerspreche der Verpflichtung zur Trennung von Kirche und Staat. Es gehe nicht um persönliches Gebet, sondern die Frage, ob die Schulbehörde eine "Darbietung des religiösen Glaubens eines Angestellten" erlauben müsse.

Der Streit um die Trennung von Kirche und Staat läuft in den USA seit Jahrzehnten. 1962 hat das Oberste Gericht vom Staat vorformulierte Gebete in staatlichen Schulen untersagt. 1963 wurde von Lehrkräften vorgeschriebenes Bibellesen verboten. Sechs der neun amtierenden Richterinnen und Richter gelten als konservativ. Drei wurden vom früheren US-Präsidenten Donald Trump ernannt.