Am Aschermittwoch wird es finster: 40 Tage "Stromfasten"

Am Aschermittwoch wird es finster: 40 Tage "Stromfasten"
Familie Wook hat es sich fest vorgenommen: "Wir wollen bewusster mit der Energie und den Ressourcen umgehen", sagt Insa Becker-Wook (50). Von Aschermittwoch an will die Pastorenfamilie aus Langenhagen bei Hannover ihren Stromverbrauch sieben Wochen lang genau protokollieren.
16.02.2010
Von Thomas Paterjey

Die Familie beteiligt sich an der Aktion "Stromfasten", die von der Klimaschutzagentur Region Hannover und elf Kirchengemeinden ins Leben gerufen wurde. Damit knüpft sie an eine alte Glaubenstradition an, denn seit Jahrhunderten üben sich Christen in aller Welt in den 40 Werktagen vor Ostern im Verzicht.

Nach den Worten von Projektkoordinator Helke Neuendorff ist die Aktion das einzige Angebot im deutschsprachigen Raum, bei der sich Energiesparen mit Frömmigkeit verbindet. "Stromsparen fängt schon beim bewussten Verhalten an", sagt Neuendorff. Im Auftrag seines Hauses geben Energieberater wie Gerhard Braun den teilnehmenden Haushalten Tipps, wie und wo Strom gespart werden kann.

Mit Energiesparlampen noch lange nicht alles getan

Im Vier-Personen-Haushalt Wook baut der Berater erst einmal Energiesparlampen in der Küche ein. Und auch für den Deckenfluter im Wohnzimmer, der jeden Tag für mehrere Stunden in Betrieb ist, rechnet Braun die Einsparpotenziale aus: Eine andere Birne brauche nur 40 statt der 190 Watt - bei gleicher Helligkeit. Bei der Familie brennen die Lampen viel und lang. "Ein Pfarrhaus muss erleuchtet und einladend sein", erzählt Pastor Falk Wook.

Wenn Fernsehen und Hifi-Anlage nicht auf Standby die ganze Nacht über Strom ziehen, ist wieder etwas eingespart. Die Lösung ist eine simple Steckerleiste mit Kippschalter. Allein in Küche und Wohnzimmer lassen sich so mehr als 250 Euro im Jahr sparen.

Die Beleuchtung macht nur rund zehn Prozent der Stromkosten im Haushalt aus. "Das ist der große Trugschluss", sagt Neuendorff. Deswegen sei mit Energiesparlampen noch lange nicht alles getan. Falk Wook denkt deswegen auch darüber nach, einen neuen Kühlschrank anzuschaffen: "Der alte ist schon 17 Jahre alt und noch nicht FCKW-frei." Die Neuanschaffung lohnt sich schon wegen der vielen Gäste im Pfarrhaus. Einstweilen stellt Braun die Temperatur neu ein: "Optimal sind sieben Grad", erläutert der Experte. "Jedes Grad kälter kostet sechs Prozent mehr Energie."

Wook: Strom sparen schont die Umwelt und die Ressourcen

Der evangelische Pastor Wook findet, dass sich diese Form des Fastens auch gut theologisch begründen lasse: Der Prophet Jesaja berichte über "richtiges und falsches Fasten". Nicht so sehr der eigene Verzicht stehe im Mittelpunkt - wichtiger sei, dass das Fasten anderen zugute komme. "Wenn wir Strom sparen, dann schonen wir die Umwelt und die Ressourcen", sagt Wook. Ganz nebenbei würden so auch finanzielle Ressourcen frei. Seine Frau Insa ergänzt, dass die Familie am Ende der Aktion gemeinsam entscheiden wolle, wofür das gesparte Geld eingesetzt werde: "Wir könnten ein soziales oder entwicklungspolitisches Projekt unterstützen."

Damit auch andere stärker auf ihren Energiekonsum achten, öffnete Wook kurzentschlossen sein Gemeindehaus und veranstaltete einen Info-Abend. Allein in seiner Gemeinde nehmen nun 17 Familien am Programm teil. 85 sind es in der ganzen Region, 100 sollen es bis Aschermittwoch werden.

Die Klimaschutzagentur hatte im vergangenem Jahr zum ersten Mal zu der Aktion aufgerufen: "Im Schnitt haben die Haushalte ein Drittel ihrer Kilowattstunden eingespart", sagt Koordinator Neuendorff. Auch nach den sieben Wochen Passion sei der Verbrauch nicht wieder angestiegen. "Die Aktion ist sehr nachhaltig, denn wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, dann geht es wie von alleine."

epd