Kirche und Showbiz fordern Aufnahme von Afghanen

Afghanische Flüchtlinge demonstrieren
Nikolas Georgiou/ZUMA Press Wire/Nikolas Georgiou
Bereits im Sommer 2021 demonstrierten afghanische Flüchtlinge für die Aufnahme von Ortskräften und deren Familien aus Afghanistan.
Offener Brief an Kanzler Merz
Kirche und Showbiz fordern Aufnahme von Afghanen
Vom TV-Moderator bis zum Bischof: Zahlreiche Prominente appellieren an die Bundesregierung, die in Pakistan ausharrenden Afghaninnen und Afghanen nach Deutschland zu bringen.

Gut 50 Prominente aus Medien, Literatur und anderen Bereichen drängen die Bundesregierung zur Hilfe für Afghaninnen und Afghanen mit einer früheren Aufnahmezusage für Deutschland. "Erlauben Sie ihnen die Einreise nach Deutschland und retten Sie damit ihr Leben", heißt es in einem offenen Brief, der am Dienstag von der Organisation Kabul Luftbrücke in Berlin veröffentlicht wurde. Das wäre "ein Akt der Humanität".

Unterzeichnet wurde der Brief laut Kabul Luftbrücke unter anderem von Komiker Hape Kerkeling, Musiker Herbert Grönemeyer, Moderator Günther Jauch und Schriftstellerin Herta Müller. Mit dabei sind außerdem der Flüchtlingsbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Berliner Bischof Christian Stäblein, und der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Joachim Rock.

Das Schreiben richtet sich an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und Außenminister Johann Wadephul (CDU). "Bitte zeigen Sie, dass wir ein verlässlicher Staat sind", heißt es. Die derzeit in Pakistan lebenden Menschen aus Afghanistan hätten "für die Bundesrepublik Deutschland, für unsere Werte und Interessen" ihre Existenz aufs Spiel gesetzt.

Den in Pakistan auf Ausreise wartenden Afghaninnen und Afghanen droht mit dem Jahreswechsel die Abschiebung in ihr Herkunftsland. Laut Bundesregierung können mehrere hundert Betroffene nicht mehr mit einem Visum für Deutschland rechnen. Einreisen sollen nur noch Menschen mit Aufnahmezusagen über das Ortskräfteverfahren und das Bundesaufnahmeprogramm.

Fehrs: Humanität nicht aus dem Blick verlieren

Zum Thema Migration im Allgemeinen hat sich die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs geäußert. Sie plädiert für eine bessere Steuerung der Zuwanderung. Rückführungszentren außerhalb Europas lehnt die Spitzenvertreterin der evangelischen Kirche ab. Bei der Migrationspolitik darf nach der Theologin die Humanität nicht aus dem Blick geraten. Nötig sei eine Asylpolitik, die die Zuwanderung in Europa besser steuert, wie dies mit dem neuen Gemeinsamen Asylsystem Geas beabsichtigt gewesen sei, so Fehrs gegenüber der "Kölnischen Rundschau" (Dienstag).

Inzwischen gehe die Debatte jedoch über das Geas-System hinaus, erklärt Fehrs. Sie kritisierte die von den EU-Innenministern ins Auge gefassten Rückführungszentren außerhalb Europas. "Eine Grenze wäre jedenfalls in dem Moment überschritten, in dem Geflüchtete faktisch inhaftiert würden", betont Fehrs. "Wo ihnen Freiheit und Würde genommen wird, ziehen wir Kirchen die Grenze."

Fehrs rechtfertigt die evangelische Beteiligung an Rettungsmissionen im Mittelmeer. "Die Rettungsschiffe wurden nötig, weil die staatliche Seenotrettung nicht mehr funktioniert hat", sagte sie. "Wir haben sie in einer Situation unterstützt, in der sich die humanitäre Lage stark verschlechtert hatte." In solch einer Situation könne man nicht wegsehen.