Das "Foto des Jahres 2025" der Kinderhilfsorganisation Unicef zeigt das Bild eines zehnjährigen Mädchens in Afghanistan beim Hausaufgaben machen. Das Siegerbild der französischen Fotojournalistin Elise Blanchard (34) stehe "für die stille, aber unbeirrbare Widerstandskraft von Millionen afghanischer Mädchen, denen seit mehr als vier Jahren der Zugang zur weiterführenden Schulbildung verwehrt bleibt", hieß es in der Begründung der Unicef-Jury am Freitag in Berlin.
Das Bild von dem Mädchen Hajira wurde in der afghanischen Provinz Nangarhar aufgenommen und stammt aus Blanchards Reportage "Girlhood in Afghanistan". Der zweite Preis ging an die in Russland geborene und in Frankreich lebende Natalya Saprunova (39) für ein Bild aus einem Kindergarten in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator (Ulaanbaatar).
Dort steht inmitten schlafender Kinder ein Luftfilter. Hintergrund sind den Angaben zufolge die katastrophalen Auswirkungen der Feinstaubbelastung in der Stadt durch das weit verbreitete Verbrennen von Kohle zur Energiegewinnung:
Der indische Fotograf Sourav Das (41) erhielt den dritten Preis für ein Bild seiner Reportage über Kinder in den Kohlefeldern von Jharia, auch als "burning city" bekannt, im Nordosten des Subkontinents. Der Titel des Bildes lautet "Eine Kindheit zwischen Rauch und Feuer." Alle drei ausgezeichneten Arbeiten zeigten unterschiedliche Facetten der prekären Lebenssituation von Millionen Kindern weltweit, hieß es.
Präsentiert wurden die Siegerfotos am Freitag zur Preisverleihung in Berlin von Unicef-Schirmherrin Elke Büdenbender. Das Siegerbild führe vor Augen, dass viele Mädchen in Afghanistan um etwas kämpfen müssten, "das selbstverständlich sein sollte - das Recht zu lernen", sagte die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Peter-Matthias Gaede von Unicef betonte als Juryvorsitzender: "Blanchards Arbeit zeigt, was journalistisches Erzählen im besten Falle vermag: Sie schafft Empathie, Respekt und Nähe."
Ausstellung bis Ende Januar in Berlin
Eine Ausstellung mit allen prämierten Arbeiten ist bis Ende Januar 2026 im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin zu sehen. Mit der Auszeichnung "Foto des Jahres" prämiert Unicef Deutschland Fotos, die die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren. Außerdem wurden sieben Reportagen mit ehrenvollen Erwähnungen hervorgehoben. Darunter sind Reportagen aus der Ukraine, eine von Sandro Maddalena ("Aufwachsen im Krieg") und eine von Anya Tsaruk ("Ich hoffe, Deine Familie ist sicher").
Eine Reportage von Saher Alghorra (Gaza) widmet sich dem Leid der Kinder in Gaza ("Die Flucht, der Hunger, der Schmerz"). Die Reportage "Miss Vogue" von Emilie Toldam (Dänemark) begleitet in Großbritannien eine Neunjährige zu Schönheitswettbewerben. Weitere herausragende Reportagen stammen von Arez Ghaderi (Iran) über Kinderarbeit in einer afghanischen Ziegelei und von Hossein Beris (USA) über den Alltag eines iranischen Mädchens mit einer Beinprothese ("Yeganehs Schritte ins Leben").
Bereits am Mittwoch hatte das UN-Kinderhilfswerk Unicef in der Berliner U-Bahn-Station Alexanderplatz ein temporäres Klassenzimmer errichtet, um auf die schwierige Lage von Kindern in der Ukraine aufmerksam zu machen. Mit Unterstützung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) werde das Klassenzimmer bis Sonntag zu sehen sein.
Seit fast vier Jahren findet für viele Kinder in der Ukraine der Unterricht in U-Bahn-Stationen und Schutzkellern statt. Mehr als 3.120 Kinder wurden laut Unicef seit Februar 2022 getötet oder verletzt. Allein in diesem Jahr seien 340 Bildungseinrichtungen zerstört worden, seit Kriegsbeginn mehr als 1.600. Die U-Bahn-Aktion ist Teil der Unicef-Kampagne "Es ist nicht ihr Krieg. Aber ihr Leben", mit der das Kinderhilfswerk auf die Lage der Kinder in Kriegen und Konflikten aufmerksam machen will.



