Streit unterm Weihnachtsbaum

Zwei Frauen diskutieren vor einem Weihnachtsbaum
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Nicht immer geht es über die Weihnachtsfeiertage besinnlich zu.
Psychologin weiß Rat
Streit unterm Weihnachtsbaum
Ein rundum harmonisches Weihnachten ist nach Aussage der Hamburger Psychotherapeutin Johanna Zabell eine Illusion. Durch gewisse Verhaltensregeln könne man Eskalationen aber vorbeugen.

Familienzoff an den Weihnachtstagen ist nach Meinung der Hamburger Psychotherapeutin Johanna Zabell absolut in Ordnung. "Kinder streiten sich ja häufig bereits, wenn sie sich vor der Bescherung an Heiligabend auf einen Film im Fernsehen einigen sollen. Das lässt sich nicht vermeiden", sagt die Leitende Psychologin der Schön Klinik Hamburg Eilbek im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Erwachsene sollten aber darauf achten, dass sie selbst untereinander ein gewisses Niveau halten. "Wenn ein Streit eskaliert, dürfen die Gastgeber auch einschreiten, Gäste im Notfall vor die Tür setzen und Regeln aufstellen", findet Zabell. Sei etwa bekannt, dass Tante Gerda unter Alkoholeinfluss verbal entgleise, könne man entscheiden, zu den Familienfeiern keine Spirituosen auszuschenken.

Auszeiten nehmen

Außerdem fordert sie dazu auf, sich an den Feiertagen Auszeiten zu nehmen. Es sei legitim, zwischendurch allein einen Spaziergang zu unternehmen oder sich mit einem Buch oder dem Smartphone für eine kleine Weile von der Feier zurückzuziehen. "Es muss aber auch jedem klar sein, dass man Konflikte, die seit Jahrzehnten in der Familie bestehen, nicht gerade an Weihnachten versuchen sollte zu lösen. Das wird nicht klappen", sagt die Psychotherapeutin.

Ein gutes Weihnachten zeichne sich dadurch aus, Beziehungen zu pflegen und sich gesehen zu fühlen. Zabell: "Dazu gehört auch, dass man selbst nett zu sich ist und nicht versucht, gerade an Weihnachten mit dem Rauchen aufzuhören." Die Erwartungen an sich und das Fest sollte man herunterschrauben. Den Braten könne man gegen ein einfacheres Gericht tauschen und den Besuchsmarathon bei den Verwandten reduzieren.

Das erste Fest nach dem Tod eines Angehörigen

Besonders schwierig würden die Festtage, wenn sich Familienkonstellationen das Jahr über geändert hätten. "Wenn sich Eltern trennen oder ein Familienmitglied stirbt, ist das erste Weihnachten oft sehr schwer", sagt Zabell. Da helfe kein Zuckerguss oder Extra-Stollen, die verstorbene Person fehle eben. "Es wäre unrealistisch, in so einer Situation das gleiche Weihnachten zu erwarten wie vorher. Was aber gewiss ist: Künftige Feste werden wieder besser. Und man ist nie allein. Viele andere teilen dieses Schicksal."

Alleinstehenden rät Zabell, an Weihnachten Hilfe in Anspruch zu nehmen. "Viele soziale Einrichtungen und Kirchengemeinden laden an den Feiertagen ein, gemeinsam Kaffee zu trinken oder zu essen. Niemand sollte an Weihnachten allein sein müssen."