Samuel Koch setzt auf Hoffnung und Glaube

Schauspieler und Autor Samuel Koch
epd-Bild/Thomas Lohnes
Schauspieler und Autor Samuel Koch spricht auch über die dunklen Seiten seines Lebens nach Unfall und Querschnittslähmung.
Leben mit Querschnittlähmung
Samuel Koch setzt auf Hoffnung und Glaube
15 Jahre nach seinem tragischen Unfall ist Samuel Koch gefragter Schauspieler und Autor. Er hat sich ins Leben zurückgekämpft und dabei auch Halt im Glauben gefunden. Nun wird er Vater.

Vor 15 Jahren erschütterte der Unfall von Samuel Koch die Republik: Der Kunstturner und Schauspielstudent verunglückte am 4. Dezember 2010 in der ZDF-Fernsehshow "Wetten, dass..?" in Düsseldorf schwer, als er vor laufender Kamera versuchte, mit speziellen Sprungstiefeln über fahrende Autos zu springen. Seitdem ist der damals 23-Jährige von den Schultern abwärts gelähmt.

Bei einem Vortrag in Heidelberg in diesem Jahr erzählte Koch davon, wie er sich nach dem Unfall in einem Krankenhausbett wiedergefunden habe - bewegungslos, den Kopf festgeschraubt in einem sogenannten Halofixateur, der die Fraktur stabilisieren sollte. Ärzte und Pflegekräfte mit Mundschutz nannten ihn Simon Schmitz, damit Journalisten nicht herausfinden konnten, welchen Patienten sie gerade betreuten. "Es war ein Albtraum", sagt er im Rückblick. Er habe gedacht: "Hier liegt der falsche Patient, es muss sich um ein Missverständnis handeln", zitiert ihn das katholische "Konradsblatt".

Samuel Koch kämpfte sich ins Leben zurück, setzte sein Schauspielstudium bereits ein Jahr nach dem Unfall an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover fort. "Ohne Hoffnung gibt es kein Morgen, keinen Grund, weiterzumachen und schon gar keinen Optimismus. Und je schlimmer die Krise ist, die man erlebt, desto stärker muss die Hoffnung sein", sagte er vor einigen Jahren in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst.

Phönix aus der Asche

Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, sind er und seine Frau Sarah Elena derzeit "guter Hoffnung": Im Dezember werden sie voraussichtlich Eltern. "Wenn alles gut geht, sind wir bald zu dritt", teilten sie mit, baten aber um Privatsphäre. Damit "wenden wir uns nun aufgeregt-erwartungsvoll der bevorstehenden stillen Adventszeit zu."

2021 trat Koch bei der Musikshow "The Masked Singer" auf - im Phönix-Kostüm, das wie ein Symbol für sein Leben stehen könnte: Der Phönix aus der Asche, der nach seinem Unfall zurück ins Leben findet. Der 38-Jährige, der in Neuwied geboren wurde und im südbadischen Efringen-Kirchen bei Lörrach aufwuchs, ist heute ein gefragter Schauspieler, Autor und Redner.

Auf der Bühne war er zunächst vier Jahre lang Ensemblemitglied am Staatstheater Darmstadt, danach am Nationaltheater in Mannheim. Vor rund einem Jahr wechselte er zu den Münchner Kammerspielen. Dort spielt er zurzeit den "Wallenstein" in Schillers Trilogie - einem Werk, das insgesamt sieben Stunden dauert.

Glaube sehr erleichternd

Auch auf der Leinwand ist er zu sehen: In dem Kinofilm "Honig im Kopf" von Til Schweiger hatte er eine Gastrolle, ebenso in der ARD-Serie "Sturm der Liebe". Dort lernte er die Schauspielerin Sarah Elena Timpe kennen, das Paar heiratete 2016. In "Draußen in meinem Kopf" gab Koch 2018 sein Debüt in einer Kinohauptrolle.

In seinem Buch "Schwerelos" (2023) schreibt er, was ihm gegen Angst und Sorgen hilft: Hoffnung und sein christlicher Glaube. Nach dem Unfall habe er zu seiner eigenen Überraschung die Erfahrung gemacht, dass es immer noch eine Möglichkeit mehr gebe, an die man nicht gedacht habe. Und dass das Leben weiter gehe, als man denkt. Der Glaube an die Anwesenheit Gottes sei für ihn sehr erleichternd: "Dass nicht alles von meinen eigenen Bemühungen abhängt und ich es nicht aus eigener Kraft meistern muss." Er habe die Freiheit und auch die Verantwortung, das Leben selbst zu gestalten. "Aber ich muss es nicht allein schaffen."

Samuel Koch unterstützt die Deutsche Stiftung Querschnittlähmung und "Wings for Life", eine Stiftung für Rückenmarkforschung. Mit dem Verein "Samuel Koch und Freunde" soll Menschen geholfen werden, die anderen helfen und sich dadurch verausgaben, damit sie wieder neuen Mut, Kraft und Hoffnung schöpfen können.

Prozess um Pflegekosten

Neben den beruflichen Erfolgen und seinem Engagement gibt es auch eine bittere, andere Seite: Kochs Pflege, Betreuung und Assistenz kosten viel Geld. Nach eigenen Angaben ist es monatlich ein fünfstelliger Betrag, der von Versicherungsseite bisher nicht gedeckt wird. Ohne die Hilfe seiner Familie könne er den Alltag nicht bewältigen, sagte Koch der "Bild". Sie würden "mit unentgeltlicher Arbeit und ihren eigenen Finanzen dafür sorgen, dass ich nicht ins Heim muss und ich irgendwie meine Pflege und meinen Lebensunterhalt finanzieren kann."

Deshalb will er juristisch klären lassen, ob sein Unfall als Arbeitsunfall gilt und er folglich Leistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung erhalten könnte. Seine Klage war zunächst erfolglos, im September aber verwies das Bundessozialgericht seinen Fall an das Landessozialgericht Baden-Württemberg zurück. Das Gericht muss prüfen, ob ein Unfallversicherungsschutz als Unternehmer vorgelegen habe.

Auf die Frage, welchen Traum er sich unbedingt erfüllen möchte, sagte Samuel Koch im Interview mit dem Magazin "chrismon" vor ein paar Wochen: "Meine Frau meint, dass ich Experte sei, mich von Träumen zu verabschieden. Ich wollte Pilot sein, Kunstturntrainer, Akrobat beim Cirque du Soleil, meinen zahlreichen Kindern Flickflacks beibringen - die Liste ist endlos. Manchmal kann ich gut damit leben, an anderen Tagen denke ich: Mist! Traumhaft wäre es, eines Tages ein Hoffnungsinstitut zu gründen. Und zumindest kein nerviger Bruder, Sohn, Freund und Ehemann zu sein."