Bedürfnis nach Spiritualität trotz Kirchenaustritten

Berliner Fernsehturm mit Lichteffekten
Getty Images/iStockphoto/FredFroese
Das Berliner Forum der Religionen stellt fest: Vor allem am Lebensende nimmt Religiosität wieder zu.
Religion neu entdecken
Bedürfnis nach Spiritualität trotz Kirchenaustritten
Im Berliner Forum der Religionen kommen Menschen aus mehr als 100 Glaubensgemeinschaften zusammen. Vor allem am Lebensende würden Glaube und Religiosität wieder zunehmen, sagt Geschäftsführer Bäumer.

Das Berliner Forum der Religionen sieht trotz des Mitgliederschwunds bei den großen Kirchen bei vielen Menschen ein Bedürfnis nach Religiosität. Der Mitgliederverlust bei katholischer und evangelischer Kirche sei eindeutig, "andere kleinere Gemeinschaften bleiben jedoch stabil oder verzeichnen einen dezenten Zuwachs", sagte Forum-Geschäftsführer Michael Bäumer dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Suche nach Sinn oder Spiritualität bleibe vorhanden: "Das Vertrauen in institutionalisierte Religion schwindet, zumindest bei den großen Kirchen, individualisierte Formen von Religion scheinen teilweise eher attraktiv zu sein", sagte Bäumer. Vor allem am Lebensende würden Glaube und Religiosität wieder zunehmen.

Bäumer sagte mit Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, Polarisierung, Ausgrenzung und Diskriminierung etwa in Form von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus drohten die Gesellschaft zu spalten. Dagegen orientiere sich das Forum an dem Leitspruch: "Wer miteinander spricht, sich begegnet, gewinnt Wertschätzung und Respekt gegenüber den Anderen, die anders glauben." Die Bereitschaft, anderen zuzuhören und deren religiösen Lebensanschauungen kennenzulernen, baue Vorurteile ab und öffne den Weg zu einem ehrlichen Austausch sowie gemeinsamen Handlungen. "In unseren Begegnungen suchen wir das Gemeinsame, ohne die Unterschiede auszublenden", sagte Bäumer.

Das Berliner Forum der Religionen kommt am Mittwoch im Rathaus Schöneberg zu seiner Jahreskonferenz zusammen. "Gerade die Sichtbarmachung der großen religiösen Vielfalt Berlins, die weit über die abrahamitischen Religionen hinausgeht, ist uns ein Anliegen", sagte Bäumer.

In dem vom Senat geförderten Verein kommen seit 2014 nach eigenen Angaben Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 100 Religionsgemeinschaften, religionsübergreifenden Zusammenschlüssen und spirituellen Gruppen zusammen. Das Berliner Forum der Religionen versteht sich dabei als Gesprächsplattform und sucht nach eigenen Angaben zudem den Austausch mit der Zivilgesellschaft.