Zehn Tote bei Protesten in Tansania

Ein Mann trägt eine Cap und grinst, als er seinen Wahlsein einwirft.
Brian Inganga/AP/dpa
Ein Mitglied des Sicherheitspersonals gibt seine Stimme während der vorgezogenen Stimmabgabe bei den Parlamentswahlen im Wahllokal in Sansibar, Tansania ab. (28.10.2025)
Präsidentschaftswahl
Zehn Tote bei Protesten in Tansania
In Tansania hat es am Tag nach der Präsidentschaftswahl weitere Proteste gegeben. Besonders in der Küstenmetropole Daressalam kam es laut dem britischen Sender BBC auch am Donnerstag zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Schulen blieben geschlossen. Der US-Botschaft zufolge waren Straßen im ganzen Land blockiert, auch die Zufahrten zum Flughafen von Daressalam. Das Internet sei seit Mittwoch weitgehend unterbrochen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden mindestens zehn Menschen getötet. Sie seien durch das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Demonstrationen in den Städten Daressalam, Morogoro und Sinyanga gestorben, teilte das UN-Menschenrechtsbüro am Freitag in Genf und Nairobi mit.

Die Behörden seien mit Schusswaffen und Tränengas gegen die Oppositionsanhänger vorgegangen. Das Menschenrechtsbüro rief die tansanische Regierung zur Deeskalation auf.

Unter Ausschluss von Teilen der Opposition wurden in dem ostafrikanischen Land am Mittwoch ein neues Staatsoberhaupt und Parlament gewählt. Dabei gab es bei Protesten laut Amnesty International mehrere Todesopfer.

Die Regierung verhängte nach Schließung der Wahlbüros eine allgemeine Ausgangssperre und rief Beamte dazu auf, von zu Hause zu arbeiten. Lokale Medien konnten nach Berichten des TV-Senders Mwanzo aufgrund von Internetsperren und Zensur kaum ihrer Arbeit nachgehen.

Landesweit gingen Menschen trotz der Ausgangssperre auch am Freitag auf die Straße. Berichten zufolge war das Militär gegen die Protestierenden im Einsatz. Schon vor den Wahlen gingen die Behörden mit Verhaftungen gegen Oppositionspolitiker vor, der Kandidat der Partei Chadema, Tundu Lissu, ist im Gefängnis und wurde des Hochverrats angeklagt. Das UN-Menschenrechtsbüro forderte die Freilassung "aller willkürlich inhaftierten Personen" und die Wahrung des Rechts auf ein faires Gerichtsverfahren.

Chancen auf einen Sieg werden nur der amtierenden Präsidentin Samia Suluhu Hassan ausgerechnet, die in ersten Hochrechnungen der Wahlkommission vorne liegt. Das EU-Parlament bezeichnete die Wahl am Donnerstag als "weder frei noch fair".

Insgesamt traten 17 Kandidatinnen und Kandidaten für das Präsidentenamt an. 37,6 Millionen Stimmberechtigte waren zur Wahl registriert. Suluhus Partei CCM regiert das ostafrikanische Land seit der Unabhängigkeit 1961.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte vor den Wahlen eine gravierende Menschenrechtskrise beklagt und schwere Vorwürfe gegen die Regierung erhoben. Samia Suluhu Hassan wurde nach dem Tod ihres Vorgängers John Magufuli Anfang 2021 die erste Frau an der Spitze des Landes.

Weitere Links:

Englischer Bericht The Standard

Bericht der BBC

Mitteilung der US-Botschaft