Ewiges Leben dank KI

Avatar einer Frau
Laurence Dutton/iStockphoto/Getty Images
Eine Frau lässt ein digitales Abbild ihrer selbst erstellen.
Trauerprozess gestört
Ewiges Leben dank KI
Der Tübinger Soziologe und Ethiker Matthias Meitzler sieht die Möglichkeit, mithilfe von Künstlicher Intelligenz digitale Abbilder von Verstorbenen zu erstellen, kritisch.

Für die Verarbeitung eines Verlusts sei es wichtig, den Tod als unumkehrbar zu begreifen, sagt der Tübinger Soziologe und Ethiker Matthias Meitzler

Trauerbegleiter warnten zudem, dass solche Technologien einen gesunden Trauerprozess erschweren könnten. Eine Künstliche Intelligenz (KI), die einen Verstorbenen in Stimme, Aussehen und Ausdrucksweise imitiert, könne diese notwendige Akzeptanz untergraben.

Die meisten Menschen empfänden die Vorstellung, mit einem künstlichen Abbild eines Toten zu sprechen, als befremdlich oder gruselig, sagt Meitzler. Eine Tübinger Untersuchung im deutschsprachigen Raum habe gezeigt: Die Berührungsangst sei "noch sehr, sehr groß". Mit der Technologie sind dem Forscher zufolge weitere Risiken verbunden. So bestehe die Sorge, dass ein KI-Avatar private oder kompromittierende Informationen preisgibt oder sogar Unwahrheiten erfindet.

Dies könnte das Bild, das Hinterbliebene von einem Verstorbenen haben, negativ beeinflussen. Ungeklärt seien zudem Fragen des Datenschutzes und der dauerhaften Verfügbarkeit. Ein technischer Defekt oder die Insolvenz eines Anbieters könnten zum Verlust des Avatars führen, was Trauernde "zusätzlich verletze".

Der Markt für solche Anwendungen befindet sich laut Meitzler noch in einer frühen Phase. Einfache Apps, die auf zuvor aufgezeichneten Sprachnachrichten basieren, seien bereits erhältlich. Komplexe und realistische Avatare, die eigenständig neue Sätze formulieren, würden derzeit erprobt. Der Forscher geht davon aus, dass der Markt mit dem technischen Fortschritt weiter wachsen wird.