Fröhlicher, mitreißender Schwung und exquisite melodische Linien, Leichtigkeit, Fülle und Schönheit der Harmonien, glänzende Instrumentierung - das zeichnet seine Musik aus. Am 25. Oktober 1825, vor 200 Jahren, wurde Johann Strauss bei Wien geboren. Als "Walzerkönig" ging er in die Musikgeschichte ein, auch Operetten wie die "Fledermaus" machten ihn bekannt. Sein berühmtester Walzer, "An der schönen blauen Donau", uraufgeführt zur Weltausstellung 1867 in Paris, wurde schnell ein Welterfolg und ist es bis heute.
Strauss' Musik sei "vordergründig leicht fassbar", so erklärt der österreichische Musikwissenschaftler Thomas Aigner die große Popularität, "man braucht für sie keine besondere Bildung, und doch haben die Walzer eine sehr starke Ernsthaftigkeit". Tatsächlich taucht beim "Donauwalzer" in der zeitgenössischen Presse erstmals der Begriff "Schlager" auf. Die "Comedian Harmonists" haben ihn 1933 gesungen. Und Regisseur Stanley Kubrick verwendete ihn in seinem Film "2001: Odyssee im Weltraum" (1968): Die Planeten kreisen im Dreivierteltakt.
Strauss' musikalischer Werdegang begann mit der zähen Loslösung von seinem gleichnamigen Vater Johann Strauss (1804-1849), der in Wien als Kapellmeister und Komponist ("Radetzkymarsch") populär war. Er verbot seinem Jungen, Berufsmusiker zu werden und legte später dessen Karriere Steine in den Weg. Dennoch debütierte der Sohn 1844 erfolgreich mit Tanzmusik. Als der Sohn 24 war, starb der Vater. Aber erst viel später schaffte der junge Johann es, aus dem Schatten des Älteren zu treten. Dieser galt noch lange bei vielen Wienern als der einzig rechtmäßige "Walzerkönig". Im Jahr 1863 erlangte Johann Strauss den wichtigen Titel des k.k. Hofball-Musikdirektors. Sein Arbeitspensum war gewaltig: Er komponierte ununterbrochen.
Als Unternehmer war er auch Manager seiner Kapelle. Er war auf strapaziösen Tourneen durch halb Europa unterwegs, später auch in den USA. Solche ständigen Kraftakte hatten ihren Preis: Mehrfach brach er zusammen, es folgten Kuraufenthalte. Von 1856 an reiste er zehn Jahre hintereinander zur Sommersaison nach Pawlowsk bei St. Petersburg, trat vor dem Zaren und dem russischen Hochadel auf und galt als "Löwe der Saison". Besonders das weibliche Publikum war hingerissen von dem jungen Kapellmeister. Bis 1870 schrieb Johann Strauss Tanzmusik.
Konzertwalzer war neue Tanzgattung
Er schuf die neue Gattung des Konzertwalzers, komponierte Tänze wie Polkas, Galopps und Quadrillen, außerdem Märsche. Doch nun wollte er das Musiktheater erobern: Nach dem Siegeszug der Operetten von Jacques Offenbach in Wien wandte er sich diesem Genre zu. Erfahrung hatte er hierin nicht. Mit großer Unterstützung des Theaterkapellmeisters und Komponisten Richard Genée entstanden neun Operetten, darunter "Die Fledermaus". Dann bewies Strauss mit dem "Zigeunerbaron", dass er auch ohne fremde Hilfe Operetten komponieren konnte.
"Textierte Tanzmusik" nennt der Musikwissenschaftler Thomas Aigner die 16 Bühnenwerke. Strauss' Weltruhm erstrahlte, als er zum 100-Jahr-Jubiläum der US-amerikanischen Unabhängigkeit 1872 in Boston vor 100.000 Zuhörern ein gigantisches Konzert mit 20.000 Musizierenden leitete, unterstützt von 20 Subdirigenten. "Da wir zusammen angefangen hatten, galt meine ganze Aufmerksamkeit nur der Frage, ob wir auch zusammen enden", sagte Strauss später. Thomas Aigner: "Er hat aus dem Riesenorchester noch Nuancen herausgeholt." Nach Johann Strauss' Tod 1899 folgten in Wien Tausende seinem Sarg auf dem Weg zum Zentralfriedhof, vorbei am Theater an der Wien, an der Hofoper und am Musikverein.
"Die Walzer von Johann Strauss sind nicht kitschig, obwohl es unzählige Möglichkeiten gibt, sie zu verkitschen", schreibt die gebürtige Wienerin Eva Menasse. "Strauss hat mit Noten Zartheit, Witz und Lebensfreude geschaffen, er hat Unbeschwertheit in Musik umgegossen, jenseits aller Plattitüden." Die Schriftstellerin nennt allerdings auch ein aus ihrer Sicht besonders grässliches Beispiel der "Verohrwurmung": In den Maschinen der Fluglinie Austrian Airlines ertönt vor dem Abflug und nach der Landung der "Donauwalzer". Die Unterscheidung zwischen sogenannter ernster und unterhaltender Musik spielte für Strauss keine Rolle. Johann Strauss wollte "sein Publikum bestmöglich unterhalten", sagt Thomas Aigner, "mit Musik in bester Qualität".



