Medienbischöfin Wüst: "Das Buch hat nicht ausgedient"

Medienbischöfin Dorothee Wüst
epd-bild/Klaus Landry
Der Zugang zu Lesestoff "hängt nicht am Geldbeutel", sagt die pfälzische Kirchenpräsidentin und Medienbischöfin Dorothee Wüst.
Vermittlung von Lesekompetenz
Medienbischöfin Wüst: "Das Buch hat nicht ausgedient"
Die evangelische Medienbischöfin Dorothee Wüst hat die Vermittlung von Lesekompetenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen als eine "gesamtgesellschaftliche Aufgabe" bezeichnet.

Gut erzählte und anspruchsvolle Geschichten könnten die Menschen in die spannende Welt der Bücher hineinziehen, sagt die evangelische Medienbischöfin Dorothee Wüst dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Speyer: "Das Buch hat nicht ausgedient, Lesen kommt nicht aus der Mode."

Der Zugang zu Lesestoff "hängt nicht am Geldbeutel", sagt die Präsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, die 16. Oktober zu einem Rundgang auf die Frankfurter Buchmesse kommt. Zahlreiche öffentliche Bibliotheken - auch der Kirchen - lüden zum Stöbern in ihren Angeboten ein. Eingeladen zu dem Messerundgang hat der Evangelische Medienverband in Deutschland (EMVD).

Die Pfälzer Kirchenpräsidentin ist seit Januar Aufsichtsratsvorsitzende des Gemeinschaftswerkes der evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main und damit Medienbischöfin in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das GEP trägt auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Bei ihrem ersten Rundgang über die Buchmesse als Medienbischöfin freut sich Wüst besonders auf die Gespräche mit Ausstellern der evangelischen Verlage in der Messehalle 3. "Mich interessiert, wie es ihnen geht, welche Themen die Leserschaft nachfragt, welches Bücherangebot es gibt und wie der Bücherverkauf läuft", sagt die Kirchenpräsidentin. Christliche Literatur sei ein wichtiges Segment auf dem Buchmarkt. Bücher zu religiösen oder ethischen Themen eröffneten Diskussionsräume über gesellschaftliche Fragen.

Bücher mit Tiefgang und Lesespaß

Die evangelische Publizistik mit ihren verschiedenen Medienangeboten stehe unter Spardruck und müsse sich an den sich wandelnden Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer orientieren, sagt die Medienbischöfin. Nötig sei es, sich besser auf die digitale Welt einzustellen, mehr Ausspielwege für Informationsinhalte zu nutzen und auch Kooperationen mit anderen Partnern einzugehen.

Gerne liest die in Kaiserslautern lebende 60-jährige Theologin nach eigenen Worten in ihren Freizeit Bücher "mit Tiefgang", bei denen der Lesespaß nicht zu kurz kommt. Belletristik und Sachbücher sollten den Lesenden neue Einblicke erschließen, sagt Wüst, die besonders Kinderbilderbücher liebgewonnen hat. Faszinierend sei es, wenn in den Geschichten Texte und Bilder harmonierten. Die Künstliche Intelligenz (KI) könne kaum tolle Lesebücher erzeugen, ist die Kirchenpräsidentin überzeugt: Die Fantasie von menschlichen Autorinnen und Autoren sei unersetzbar.

Mit der Verleihung des Deutschen Buchpreises startet am 13. Oktober die Buchmessen-Woche in Frankfurt am Main. Die renommierte Auszeichnung wird am Montagabend im Kaisersaal des Frankfurter Römers verliehen, bevor die Buchmesse am nächsten Abend eröffnet wird. Die Literaturschau empfängt Besucherinnen und Besucher von Mittwoch bis Sonntag. Die ersten beiden Messetage sind der Buchbranche vorbehalten.

Der Deutsche Buchpreis zeichnet den besten deutschen Roman des Jahres aus. In der Endrunde wetteifern um den mit 25.000 Euro dotierten Preis sechs Autorinnen und Autoren: Dorothee Elmiger mit "Die Holländerinnen", Kaleb Erdmann mit "Die Ausweichschule", Jehona Kicaj mit "ë", Thomas Melle mit "Haus zur Sonne", Fiona Sironic mit "Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft" und Christine Wunnicke mit "Wachs". Erst am Abend der Preisverleihung wird bekanntgegeben, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht. Die fünf übrigen Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro.