Die Geschichte der Friedensbewegung ist vermutlich so alt, wie es Kriege gibt. Bereits am 18. Mai 1898 wurde anlässlich der 1. Haager Friedenskonferenz ein Friedenstag beschlossen. Nach der "Novemberrevolution" (1918-1919) haben die beiden damaligen bedeutendsten pazifistischen Friedensorganisationen, die "Deutsche Friedensgesellschaft (DFG)" und der Bund Neues Vaterland (BNV), unter dem Motto "Nie wieder Krieg!" zu Massenkundgebungen am 1. August, dem Tag des Beginns des 1. Weltkriegs, aufgerufen. Auch der 27. August, der Tag, an dem 1928 in Paris Vertreter von 15 Staaten einen Kriegsächtungspakt unterzeichnet hatten, geriet als vom Kongress der Europäischen Union vorgeschlagener Weltfriedenstag schnell wieder in Vergessenheit.
Nach ihrem Volontariat in der Pressestelle der Aktion Mensch arbeitete Alexandra Barone als freie Redakteurin für Radio- und Print-Medien und als Kreativautorin für die Unternehmensberatung Deloitte. Aus Rom berichtete sie als Auslandskorrespondentin für Associated Press und für verschiedene deutsche Radiosender. Seit Januar 2024 ist sie als Redakteurin vom Dienst für evangelisch.de tätig.
Bis heute geblieben sind der 1. Januar, an dem die römisch-katholische Kirche seit 1967 den Weltfriedenstag – inklusive der Botschaft des Papstes – feiert, und der Antikriegstag am 1. September. Zum ersten Antikriegstag - das Datum erinnert an den deutschen Überfall auf Polen 1939 – hatte am 1. September 1957 die "Antimilitaristische Aktion", ein Bündnis der Sozialistischen Jugend - Die Falken, der Solidaritätsjugend, der Naturfreundejugend und der Verband der Wehrdienstverweigerer, aufgerufen. Anlass waren die im Juli 1956 beschlossene allgemeine Wehrpflicht und der Einzug der ersten Wehrpflichtigen am 1. April 1957.
Rund 55 Jahre nach ihrer Einführung setzte der Bundestag die allgemeine Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 aus. Ob sich durch den kürzlich beschlossenen neuen "Gesetzesentwurf zur Modernisierung des Bundeswehrdienstes" daran etwas ändern wird, daran scheiden sich jetzt die Geister: Von den einen wird sie als "Game-Changer" begrüßt, von der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB) als "Wehrpflicht durch die Hintertür" befürchtet. Zwar sei zunächst nur die verpflichtende Musterung für Menschen mit einem männlichen Passeintrag bis 2027 geplant, aber "ab dann könnte bei zu geringen Freiwilligenzahlen eine Pflicht greifen", hieß es in einer Mitteilung der EJB.
Eine Wehrpflicht sei aktuell nicht geplant, hieß es in der Pressemitteilung der Regierung zum Gesetzesentwurf. Das neue Modell sehe aber vor, dass sie wiederkommen kann, wenn der Bedarf an Soldatinnen und Soldaten wegen der Sicherheitslage steigt, aber nicht durch Freiwillige gedeckt werden kann (evangelisch.de berichtete). Wie es zurzeit um die Sicherheitslage steht, zeigt ein Blick auf eine Grafik des Statistikamts Statista. Demnach hat die Anzahl der Kriege, Bürgerkriege und zwischenstaatlichen Konflikte nach Art des Konflikts seit 2012 stetig zugenommen. Auch die Bundeszentrale für Politische Bildung schreibt: "Seit Mitte der 1990er Jahre eskalieren weltweit mehr und mehr Konflikte – mit fatalen Folgen für die Bevölkerung der betroffenen Regionen."
Mehr als 473 Millionen Kinder in Krisengebieten
Die Hilfsorganisation Save the Children berichtet, dass mehr als 473 Millionen Kinder – etwa eines von sechs Kindern weltweit – in Regionen aufwachsen, die von bewaffneten Konflikten geprägt sind. Besonders alarmierend ist, dass sich der Anteil der Kinder, die in Konfliktgebieten leben, seit den 1990er-Jahren fast verdoppelt hat – von 10 auf heute fast 19 Prozent. Laut dem Global Peace Index (GPI) 2024 waren 2024 mehr als 92 Länder in Konflikte außerhalb ihrer Grenzen verwickelt, mehr als jemals zuvor seit Einführung des GPI. Wohl auch deshalb boomt zurzeit die Rüstungsindustrie.
Bei den Rüstungsexporten stand Deutschland im Jahr 2024 an 5. Stelle, vor den USA, Frankreich, Russland und China. Der Großteil deutscher Rüstung ging laut einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im vergangenen Jahr an die Ukraine, die Waffen und Kriegsgerät im Wert von 8,15 Milliarden Euro erhielt. Die Exporte dorthin machten damit fast zwei Drittel deutscher Rüstungsexporte aus. Nach einem Bericht des Portals "Politico" wurden in die EU, die NATO oder in der NATO gleichgestellte Länder 2024 Rüstungsgüter im Wert von 1,58 Milliarden Euro exportiert. Exporte an Partner hätten damit zwölf Prozent der Ausfuhren ausgemacht, 2023 seien es noch die Hälfte gewesen.
Deutsche Rüstungsexporte auf Höchststand
Der bekannteste Rüstungsproduzent in Deutschland ist Rheinmetall, der an zweiter Stelle gelistet wird. Wohl auch deshalb richtet sich der Protest maßgeblich gegen den deutschen Konzern. Bei einer Demonstration gegen Militarisierung und Aufrüstung in Köln ist es am Samstagabend (30. August) zu Gewalt zwischen Polizei und Demonstrierenden gekommen.
Die Proteste richteten sich laut dem Bündnis "Rheinmetall entwaffnen" unter anderem gegen Waffenexporte, Aufrüstung und eine Wehrpflicht in Deutschland. Das Bündnis "Rheinmetall entwaffnen" hatte vom 26. bis 31. August ein Protestcamp am Fuß des Fernsehturms Colonius in Köln errichtet. Das Camp war zunächst von der Polizei verboten worden. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte das Verbot jedoch gekippt.
Laut der Friedenskooperative flacht die Friedensbewegung immer mal wieder ab, wird aber stärker nach Kriegen oder wenn Kriege befürchtet werden. Für den heutigen Antikriegstag sind laut dem Netzwerk mehr als 200 Veranstaltungen geplant. Bei den Terminen stehen laut den Organisatoren neben dem Gedenken an die Opfer der Kriege auch die aktuellen militärischen Auseinandersetzungen, die Debatte um die "Kriegstüchtigkeit" sowie die Ablehnung des Wehrpflichtgesetzes in Deutschland im Fokus.
"Seit Ende des Zweiten Weltkrieges gab es noch nie so viele bewaffnete Konflikte weltweit wie 2025", sagt die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in NRW, Anja Weber, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Die meisten Kriegstoten seien in der Ukraine und im Nahen Osten, vor allem im Gazastreifen, zu beklagen. Der DGB warnte davor, dass zusätzliche Rüstungsausgaben zu Lasten des Sozialstaates und des gesellschaftlichen Zusammenhalts gehen könnten.