Kirchen nehmen Vandalen ins Visier

Mitarbeiterin Alexandra Hanitzsch sichert mit einer Eisengittertür die evangelische Kirche Leubnitz-Neuostra.
epd/Matthias Rietschel
Mitarbeiterin Alexandra Hanitzsch sichert mit einer Eisengittertür die evangelische Kirche Leubnitz-Neuostra im Dresdner Süden ab, um sich vor Vandalismus zu schützen.
Ehrenamtliche passen auf
Kirchen nehmen Vandalen ins Visier
Kirchen setzen auf moderne Sicherheitstechnik oder ehrenamtliche Aufpasser, um ihre heiligen Orte besser zu schützen: Zum Einsatz kommen Alarmanlagen oder Videokameras - manchmal müssen Kirchen auch Öffnungszeiten einschränken.

Alarmanlagen und Videotechnik - Kirchengemeinden ergreifen Maßnahmen gegen Vandalismus. Neben Kontrollen durch Ehrenamtliche setzen sie auf Überwachungstechnik und bauliche Sicherungen wie Gitter, um ihre Gebäude zu schützen. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd), an der sich 17 von 20 evangelischen Landeskirchen und 24 von 27 Bistümern  beteiligten. Demnach bleiben Einbrüche, Diebstähle, Verwüstungen und Beschaffungskriminalität eine anhaltende Belastung.

Umfassende Zahlen zu einer Zu- oder Abnahme der Delikte konnten die meisten Kirchen jedoch nicht angeben, weil diese nicht zentral erfasst werden. Die möglichen Sicherungsmaßnahmen sind vielfältig. Im Zuge von Umbauten können Sicherheitsglas oder verstärkte Türen eingesetzt werden, Opferstöcke können diebstahlsicher gestaltet werden. Anti-Graffitibeschichtungen an den Fassaden kommen ebenfalls zum Einsatz.

Der Geschäftsführer des Versicherungsdienstleisters Ecclesia, Lutz Dettmer, beobachtet keine Zunahme bei Fällen von Zerstörungswut in Kirchen. "Dass in Kirchen eingedrungen und etwa ein Opferstock aufgebrochen wird, das passiert selten", sagt er dem epd. Die Ecclesia wird von einem Großteil der Landeskirchen und Bistümer in Deutschland über Einbruchdiebstähle in Kirchengebäuden in Kenntnis gesetzt, nicht aber über andere Akte von Vandalismus, wie eingeworfene Kirchenfenster oder Graffiti.

Vandalismus an Kirchen in Deutschland reicht von Graffiti und eingeritzten Hakenkreuzen bis hin zu Brandstiftungen. Im Juli war durch Brandstiftung ein Feuer in Deutschlands größter Holzkirche in Clausthal-Zellerfeld ausgelöst worden. Fassade und Dachstuhl wurden beschädigt. Hohe Schäden entstehen insbesondere durch aufgebrochene Opferstöcke. Dabei werden mitunter auch Wertgegenstände wie Altarschmuck, Kerzenständer, Altarbibeln, Kollektenkästen oder technische Geräte entwendet.

Zudem berichten Gemeinden von Glasschäden an Fenstern und Schaukästen sowie von Beschädigungen an Feldkapellen. Insgesamt zählen Sachbeschädigungen, Diebstähle sowie Verunreinigungen, auch durch Fäkalien, zu den häufigsten Delikten. Ebenfalls genannt wurden politisch oder religiös motivierte Schmierereien. Einige Bistümer und Landeskirchen nehmen aber durchaus eine Zunahme von Respektlosigkeit und mutwilligen Beschädigungen wahr.

Im Erzbistum Paderborn wurden zwischen dem 1. August 2024 und dem 31. Juli 2025 insgesamt 65 Schadenfälle mit Bezug auf mutwillige Sachbeschädigung gemeldet, darunter 21 Gebäudebeschädigungen und 23 Fälle von Vandalismus. Die Schadensumme belief sich auf knapp 104.000 Euro. Im Jahr 2014 waren lediglich zehn Schadensfälle erfasst worden, die Schadenssumme lag damals bei rund 21.500 Euro. Die evangelische Landeskirche Sachsens berichtet trotz zuletzt rückläufiger Fallzahlen von einer weiter hohen Belastung. 55 Fälle von mutwilliger Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Diebstahl und Brandstiftung kamen zur Meldung.

"Die beste Alarmanlage ist der Beter"

Im Bistum Regensburg und im Erzbistum Köln sieht man zunehmend Lust an der Beschädigung in sakralen Räumen. Aus der Pressestelle des Erzbistums Köln heißt es, grundsätzlich scheine eine gewisse Unwissenheit oder Respektlosigkeit gegenüber sakralen Gebäuden und Gegenständen zuzunehmen. In Köln sei zudem erkennbar, dass sich Diebstähle im Zusammenhang mit Beschaffungskriminalität in Kirchen und Kapellen häuften. In Regensburg beobachtet man zudem Übergriffe wie das Umstoßen von Heiligenfiguren oder Kerzenständern, das Urinieren in Kirchenräumen, das Köpfen von Madonnenfiguren oder Abbrechen etwa von Hirtenstäben bei Heiligenfiguren.

In Regensburg zieht man deswegen auch Konsequenzen. In zahlreichen Pfarrgemeinden werden Kirchen nur noch zu Gottesdienstzeiten oder in Anwesenheit ehrenamtlicher Aufseher geöffnet. Aber diese, wie auch hauptamtliche Mitarbeiter, könne man nicht zwölf Stunden am Tag verpflichten. Leider bleibe oft nur die Möglichkeit, Gotteshäuser nur in Kernzeiten zu öffnen und ansonsten verschlossen zu halten. "Das aber entspricht nicht unserem Prinzip eines Ortes des Gebets, einem Ort, der den Menschen offen stehen soll", erklärt Pressesprecher Jakob Schötz. "Die beste Alarmanlage ist der Beter!" - so laute ein Ausspruch des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer.