Gedenken an DDR-Kinderopfer

Die Berliner Mauer in der Abenddämmerung.
epd/Rolf Zöllner
Heutzutage sind die Reste der Berliner Mauer ein beliebter Treffpunkt, früher bestand Lebensgefahr, wenn man der Grenze zu nah kam.
64 Jahre Mauerbau
Gedenken an DDR-Kinderopfer
Die Berliner Mauer teilte nicht nur eine Stadt, Freunde und Verwandte. Es kamen auch mindestens 140 Menschen ums Leben. Am 64. Jahrestag des Mauerbaus wurde bei einem zentralen Gedenken an in der Spree ertrunkene Kinder erinnert.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat am Mittwoch mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft an den Bau der Berliner Mauer vor 64 Jahren erinnert. "Wir trauern um die Opfer der Mauer - und werden sie nie vergessen", betonte Wegner bei dem zentralen Gedenken in der Kapelle der Versöhnung der Mauergedenkstätte. In den 28 Jahren zwischen dem Mauerbau am 13. August 1961 und dem Mauerfall am 9. November 1989 starben an den Sperranlagen in Berlin mindestens 140 Menschen. Davon wurden 91 bei Fluchtversuchen von DDR-Grenzern erschossen.

In diesem Jahr standen die Schicksale von Kindern aus West-Berlin im Fokus, die auf der Kreuzberger Seite des damaligen Grenzflusses Spree ums Leben kamen, weil das Gewässer zum DDR-Gebiet gehörte.

Die Autorin Dilek Güngör erinnerte in ihrer Rede an Andreas Senk, Cegaver Katranci, Siegfried Kroboth, Giuseppe Savoca und Cetin Mert. Die Kinder im Alter zwischen fünf und acht Jahren ertranken in den Jahren zwischen 1966 und 1975 am Kreuzberger Gröbenufer, dem heutigen May-Ayim-Ufer.

Vier von ihnen wurden nicht gerettet, da die DDR-Grenztruppen nicht eingriffen. West-Berliner Rettungskräfte durften den Fluss nicht befahren. Erst rund fünf Monate nach dem Tod von Cetin Mert am 11. Mai 1975, der an seinem fünften Geburtstag in der Spree ertrank, wurde ein Abkommen über Rettungsaktionen zwischen Ost und West unterzeichnet.

Dilek Güngör sagte, sie habe zum 25. Todestag von Cetin Mert im Jahr 2000 den Kontakt zu dessen älterem Bruder gesucht. Seine Mutter weine nicht nur an Cetins Todestag: "Sie weint immer." Die Familie sei vor Jahren nach Düzce im Nordwesten der Türkei zurückgekehrt. "Dort liegt Cetin begraben. Auf seinem Grabstein steht: Opfer der Ostberliner Schandmauer", berichtete die Autorin.

An dem Gedenken mit anschließender Kranzniederlegung nahmen neben dem Regierenden Bürgermeister auch weitere Politikerinnen und Politiker von Bund und Land, Vertreter von Botschaften und Angehörige von Maueropfern teil. Den Gedenkgottesdienst leitete der Pfarrer an der Kapelle der Versöhnung, Thomas Jeutner.

Die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, Evelyn Zupke, sagte, es "liegt an uns, dass die Erinnerung an die Opfer der SED-Diktatur nicht verblasst". Zupke erwähnte konkret die erste Mauertote, Ida Siekmann. Die damals 58-Jährige sprang am 21. August 1961 aus ihrem an der Grenze liegenden Haus in der Bernauer Straße in den Westteil der Stadt. Sie starb an den Sturzverletzungen.

Für Mittwochmittag (13. August) war ein weiteres Gedenken in Berlin-Kreuzberg für den am 17. August 1962 nahe des Checkpoint Charlie erschossenen Peter Fechter geplant. Fechter wurde beim Fluchtversuch von DDR-Grenzern angeschossen und verblutete im Grenzstreifen.