Gedenken an Loveparade-Katastrophe 2010

Kerzen brennen im Tunnel am Unglücksort der Loveparade 2010.
Christoph Reichwein/dpa
Gedenken am Karl-Lehr-Tunnel in Duisburg an die Opfer der Loveparade 2010.
Letzte "Nacht der 1000 Lichter"
Gedenken an Loveparade-Katastrophe 2010
Zum letzten Mal in gewohnter Form: Am Mittwochabend haben Menschen mit einer "Nacht der 1.000 Lichter" an die Opfer der Loveparade-Katastrophe erinnert. Die bisher zuständige Stiftung "Duisburg 24.7.2010" löst sich auf.

In der Nacht zum Donnerstag haben Menschen mit Grablichtern in Duisburg der Opfer der Loveparade-Katastrophe gedacht. Eine kleine Gruppe von Menschen hatte sich am Mittwochabend an der Gedenkstätte am Karl-Lehr-Tunnel versammelt, wo Fotos der Todesopfer, kleine hölzerne Grabkreuze, große und kleine Plakate und Hinweisschilder an die Katastrophe bei dem riesigen Techno-Event erinnern.

Das Gedenken in der "Nacht der 1.000 Lichter" fand zum letzten Mal in gewohnter Form statt. Die Stiftung "Duisburg 24.7.2010", die bislang dazu eingeladen hat, löst sich satzungsgemäß auf. Künftig wird die Stadt Duisburg für die Gedenkveranstaltungen zuständig sein.

Bei der Katastrophe auf dem Musikfestival waren am 24. Juli 2010 insgesamt 21 Menschen in einem Massengedränge gestorben und Hunderte zum Teil schwer verletzt worden. Ein Strafprozess am Landgericht Duisburg gegen Angeklagte der Stadt und des Veranstalters wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung war 2020 eingestellt worden. Nach Überzeugung der Richter war keinem der Angeklagten eine relevante individuelle Schuld zuzuschreiben.

Für Donnerstag sind weitere Gedenkveranstaltungen geplant: eine nicht-öffentliche Andacht für die Angehörigen der Todesopfer in der evangelischen Salvatorkirche und ein öffentliches Gedenken am Ort der Katastrophe am Tunnel.

An der Stelle, an der 21 junge Menschen im Gedränge starben und viele Hundert verletzt wurden, entzündeten gestern Menschen Lichter zum Gedenken.

Der Vorstand der Stiftung, der evangelische Pfarrer Jürgen Widera, zeigte sich am Mittwochabend überzeugt davon, dass die "Nacht der 1.000 Lichter" am Vorabend der offiziellen Gedenkveranstaltungen auch in Zukunft stattfinden wird. Auf einem großen eingerahmten Plakat an der Unglücksstelle heißt es, die 21 Toten seien "Opfer der Konsum- und Spaßindustrie" geworden. Verantwortlich sei das "Versagen der Gehirne der Entscheidungsträger".

Unglück dürfe nicht in Vergessenheit geraten

Laut Widera hat der Evangelische Kirchenkreis Duisburg "zugesagt, die Andacht in der Salvatorkirche für die Eltern der Todesopfer weiterzuführen". "Wir stehen zusammen", betonte er. 15 Jahre nach der Katastrophe würden viele Hinterbliebene und Opfer auf ein großes öffentliches Gedenken verzichten. Das Bedürfnis nach einer großen öffentlichen Gedenkveranstaltung habe deutlich abgenommen, sagte der Pfarrer dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Für manche war bereits der zehnte Jahrestag Anlass, für sich selbst einen Abschluss zu finden." 

Pfarrer Jürgen Widera spricht auf Gedenkfeier am 24.07.15.

Künftig könne es noch Gedenkveranstaltungen in kleinerem Rahmen geben, etwa die jährliche Andacht für Hinterbliebene in der Duisburger Salvatorkirche. "Das wäre wichtig dafür, dass die Loveparade-Katastrophe nicht in Vergessenheit gerät", sagte am Mittwochabend eine Frau, die Blumen mitgebracht hat. Vera, eine junge Frau aus Oberhausen, deren Mutter damals bei der Loveparade dabei war und die Massenpanik überlebt hatte, verwies am Mittwochabend auf ein Zitat des US-Schriftstellers William Faukner, das ebenfalls an einer Betonwand am Ort der Katastrophe hängt. "Das Vergangene ist nicht tot. Es ist nicht einmal vergessen."

Auch Fahnen lagen am Vorabend der Katastrophe an der Gedenkstätte. Sie repräsentieren die Länder, aus denen die Techno-Fans stammten, die damals in dem Gedränge ihr Leben verloren: Australien, China, Deutschland, die Niederlande, Spanien, Italien.

2015 war auf Initiative von Hinterbliebenen und Überlebenden die Stiftung "Duisburg 24.7.2010" ins Leben gerufen worden, die sich um Unterstützung der Angehörigen, die Pflege der Gedenkstätte am Unglücksort und die Organisation der jährlichen Gedenkfeier kümmert. Da sie als "Verbrauchsstiftung" für zehn Jahre befristet gegründet wurde, wird sie in diesem Jahr satzungsgemäß aufgelöst.