Was tun mit teuren, leeren Kirchen?

Mann beim Klettern in der "Boulderchurch" in Bad Orb
epd-bild/Tim Wegner
An manchem Ort werden Kirchen bereits anders genutzt. Etwa zum Klettern, wie in der "Boulderchurch" im hessischen Bad Orb
Neue Ideen für Kirchengebäude
Was tun mit teuren, leeren Kirchen?
Immer mehr Kirchen stehen leer, immer weniger Gemeinden können sich die teure Instandhaltung leisten. Diesem Problem widmet sich die "Zukunftswerkstatt Potential!" im Trinitatisquartier in Hamburg. "Vor allem haben Kirchen eine soziale Funktion, die unbedingt erhalten bleiben sollte", sagt Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), im Interview .

Warum stehen so viele kirchliche Gebäude leer?

Johann Hinrich Claussen: Da kommen verschiedene Gründe zusammen. Kirchen wurden über viele Jahrhunderte zahlreich gebaut. Mit dem demografischen Wandel und dem Rückgang der Kirchenmitgliedschaften werden sie weniger genutzt. Vor allem auf dem Land nimmt auch die Bevölkerungszahl durch Wegzug weiter ab und Kirchengemeinden werden immer kleiner. Für Gemeinden wird es deshalb immer schwieriger, die teuren Gebäude zu halten und zu finanzieren.

Warum sollten leer stehende Kirchen überhaupt erhalten bleiben, wenn Gemeinden sie nicht finanzieren können?

Claussen: Einmal sind Kirchen natürlich historische Gebäude und oftmals auch denkmalgeschützt. Vor allem haben Kirchen eine soziale Funktion, die unbedingt erhalten bleiben sollte. Das gilt nicht nur für die christlichen Gemeinschaften, die die Kirchen zum Gottesdienst nutzen. Sie sind Gedenkorte, historische Wahrzeichen und Gemeinschaftsorte. Als solche haben sie großes Potenzial, gemeinsam von christlichen Gemeinden und zivilgesellschaftlichen Akteuren genutzt zu werden. Das können unter anderem Vereine, Schulen, Stiftungen und Museen sein.

In einigen Dorfgemeinden wird dieses Potenzial bereits genutzt. Vereine, die sich für den Erhalt von kirchlichen Gebäuden engagieren, organisieren dort etwa Konzerte. So hat die ganze Dorfgemeinschaft etwas vom Erhalt der Kirchen. An diesen positiven Beispielen wollen wir uns orientieren.

Was soll die "Zukunftswerkstatt" in Hamburg bei diesem Problem bewirken?

Claussen: Die Entscheidung darüber, welche Kirchengebäude erhalten werden können, liegt am Ende natürlich bei den einzelnen Gemeinden und Kirchenkreisen. Diese Gebäudeprozesse laufen teilweise schon seit zehn Jahren. Die Zukunftswerkstatt hat da keine Beschlusshoheit.

Neben diesen wichtigen finanziellen Entscheidungen spielen aber auch Prozesse des Überlegens, Nachdenkens und Anregens eine wichtige Rolle. Darum geht es in der Zukunftswerkstatt: Ideen zu verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten von kirchlichen Gebäuden sollen ausgetauscht werden. Die Teilnehmenden sollen sich gegenseitig inspirieren und verschiedene Lösungsansätze aufwerfen. Am Ende wird es keine einheitliche Lösung für jede Gemeinde oder jeden Kirchenkreis geben. Die Zukunftswerkstatt soll aber zum Austausch und zur Vernetzung dienen.