Der kleine Prinz: "Man sieht nur mit dem Herzen gut"

Buchcover Der kleine Prinz
Anaconda Verlag
"Der kleine Prinz" erschien 1943 in New York, wo sich Antoine Saint-Exupéry im Exil aufhielt, und wurde zu seinem bekanntesten Werk.
125 Jahre Saint-Exupéry
Der kleine Prinz: "Man sieht nur mit dem Herzen gut"
Seine Leidenschaft waren die Fliegerei und das Schreiben: Der Franzose Antoine de Saint-Exupéry schrieb zahlreiche Bestseller, meist über sein Leben als Pilot. "Der kleine Prinz" machte ihn weltberühmt.

"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." Das Zitat aus dem Buch "Der kleine Prinz" des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry ist weltweit bekannt. Es gilt als Märchen für Kinder, ist aber weit mehr als das.

Als philosophische Betrachtung über Freundschaft, Liebe und den Sinn des Lebens ist es auch bei Erwachsenen beliebt. Antoine de Saint-Exupéry wurde vor 125 Jahren, am 29. Juni 1900, in Lyon geboren. Die Geschichte, die der Autor selbst bebildert hat, handelt von einem kleinen Prinzen, der auf einem winzigen Asteroiden mit einer Rose lebt.

Saint-Exupéry zeichnet ihn als etwa zehnjährigen Jungen mit langen Beinen in einem grünen Hosenanzug, großen Augen und lockigem blondem Haar. So begibt er sich auf eine Reise zu den Menschen und besucht verschiedene Planeten, bevor er auf der Erde landet. Hier lernt er den Ich-Erzähler kennen, der nach einer Notlandung in der Wüste sein havariertes Flugzeug repariert.

Weltweit meistverkauftes Werk nach Bibel & Koran

Als das Buch am 6. April 1943 erschien, waren die Fans zunächst enttäuscht. Sie hatten eine Abenteuergeschichte erwartet und kein Märchen über ein außerirdisches Kind. Dennoch entwickelte es sich zum Bestseller und wurde in mehr als 300 Sprachen und Dialekte übersetzt. Mit rund 140 Millionen Exemplaren gilt es als das weltweit meistverkaufte Werk nach der Bibel und dem Koran.

Ein Grund für den Erfolg könnte sein, dass der kleine Prinz mit den Augen eines Kindes auf die Welt blickt und eine vollkommen neue Sicht auf das Leben präsentiert. Der französische Autor Stéphane Garnier ("Die Weisheit des kleinen Prinzen") betrachtet das Buch als "Stein der Weisen", mit dem man das Kind in sich wiederentdecken könne. Dabei sei der kleine Prinz eine Art Coach, der helfe, ein besseres und glücklicheres Leben zu führen.

Anselm Grün: Sichtweise des Herzens fasziniert

Der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün (Münsterschwarzach) sagt, wer den kleinen Prinzen lese, komme mit der Sehnsucht nach einer anderen Welt in Kontakt, in der die Menschen nicht nach Leistung bewertet würden. Die Sichtweise des Herzens fasziniere Menschen bis heute, obwohl sie nur noch selten mit dem Herzen sehen würden.

"Wenn wir mit dem Herzen sehen, werden wir Freundschaft als hohes Gut achten", schreibt er in seinem Buch "Der kleine Prinz für kleine und große Leute" (Herder). Am Ende der Geschichte verschwindet der kleine Prinz spurlos im Wüstensand. Für Anselm Grün ist es deshalb auch eine Geschichte über das Geheimnis der Auferstehung Jesu und zeigt, dass Liebe stärker als der Tod ist.

Fliegen und Schreiben

Antoine de Saint-Exupéry entstammt einem alten französischen Adelsgeschlecht. Als er drei Jahre alt war, starb sein Vater. Mit seinem jüngeren Bruder wurde er von der Mutter katholisch erzogen und besuchte Jesuitenschulen. Dass sein jüngerer Bruder 1917 verstarb, machte ihm zeitlebens zu schaffen. Weil er die Zulassung zu mehreren Hochschulen nicht schaffte, ließ er sich zum Flugzeugmechaniker ausbilden und erwarb 1921 den Flugschein.

Nach einigen Jahren beim Militär wechselte er zur Air France und wurde Pilot für Postflüge in Afrika. 1926 veröffentlichte er sein erstes Buch L' Aviateur" (Der Flieger). Er wurde Direktor einer Fluggesellschaft in Buenos Aires. Als Saint-Exupéry 1931 nach Paris zurückkehrte, heiratete er die salvadorianische Künstlerin Consuelo Sandoval de Gómez und arbeitete weiter als Pilot und Autor. 

Mitte Februar 1938 unternahm Antoine de Saint-Exupéry den Versuch eines Rekordfluges, stürzte aber in Guatemala ab. Mehrere Autoren behaupten, dass die Kolonialstadt Antigua und ihre Umgebung mitsamt dem Atitlán-See Inspirationsquellen für den Kleinen Prinzen  gewesen seien.

1935 überlebte er mit viel Glück einen Absturz in der Wüste. Insgesamt stürzte er mehrmals ab, was damals gar nicht so selten war. 1939 stellte er einen Rekord im Überfliegen des Atlantiks auf. Im Zweiten Weltkrieg emigrierte er als Fliegerhauptmann nach der Besetzung Frankreichs in die USA, kehrte aber mit der Invasionsarmee 1944 nach Frankreich zurück.

Seine Bücher, in deren Mittelpunkt meist die Fliegerei steht, wurden Welterfolge. Dazu gehören etwa "Südkurier", "Wind, Sand und Sterne", "Flug nach Arras" und sein autobiografisch geprägter Roman "Nachtflug". Derzeit läuft in den Kinos der französisch-belgische Spielfilm "Saint-Exupéry - Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen" von Pablo Agüero.

So ähnlich wie der kleine Prinz verschwand auch Saint-Exupéry spurlos: Am 31. Juli 1944 wurde er bei einem Aufklärungsflug über dem Mittelmeer in der Nähe von Marseille abgeschossen und galt als verschollen. Erst mehr als 60 Jahre später lüftete sich das Geheimnis. Nachdem ein Fischer 1998 an einem Flugzeug-Wrack ein silbernes Armband mit dem berühmten Namen gefunden hatte, erforschte der Unterwasserarchäologe Luc Vanrell die Fundstelle.

An den Forschungen war auch der Unterwasserarchäologe Lino von Gartzen beteiligt. Er identifizierte 2006 den Jagdflieger Horst Rippert (1922-2013) als Piloten, der Saint-Exupéry abgeschossen hatte. Der ZDF-Sportreporter Rippert und Bruder des Sängers Ivan Rebroff erklärte später in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Ich bedauere es zutiefst, den verehrten Autor getötet zu haben". Schließlich hätten ihn dessen Bücher zur Fliegerei gebracht.