Nach Kritik: Aus für Kinderbibel "Löwe von Juda"

epd-bild/Heike Lyding
Die originelle Kinderbibel "Löwe von Juda" wird nicht weiter aufgelegt. Grund dafür seien bestimmte Passagen, dich sich als problematisch zeigten im Blick auf den jüdisch-christlichen Dialog, so die Deutsche Bibelgesellschaft.
Deutsche Bibelgesellschaft
Nach Kritik: Aus für Kinderbibel "Löwe von Juda"
Eine Kinderbibel, in der alle Menschen Tiere sind - das ist der "Löwe von Juda". Doch nach Kritik von christlichen Theologinnen und Theologen beendet die Bibelgesellschaft wenige Wochen nach dem Start das Projekt - und entschuldigt sich.

Die Deutsche Bibelgesellschaft (DBG) mit Sitz in Stuttgart führt das Kinderbibelprojekt "Löwe von Juda" nicht weiter. Die Ausgabe werde nicht weiter ausgeliefert, eine neue Auflage sei nicht geplant, teilt der Leiter der Kommunikation, Sven Bigl, dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage mit.

"Durch verschiedene Rückmeldungen ist für uns sichtbar geworden, dass wir bei der Beurteilung dieser Kinderbibel Fehler gemacht haben", heißt es dazu in einer Stellungnahme auf der Internetseite der DBG.

In der "Löwe von Juda" werden alle Menschen zu Tieren: Adam und Eva sind Elefanten, der Biber Noah baut eine Arche und Mose ist ein Nilpferd. Da Jesus im biblischen Buch der Offenbarung "Löwe von Juda" genannt wird und auch von ihm als Lamm die Rede ist, übernimmt die Tierkinderbibel diese Bilder im dritten Band für ihn.

DBG-Chef Rösel: Kritik wird ernst genommen

"Bestimmte Passagen zeigten sich als problematisch im Blick auf den jüdisch-christlichen Dialog. Dazu kam Kritik an der stereotypen Darstellung von Geschlechterrollen und der Visualisierung von Gewalt", schreibt der Generalsekretär der DBG, Christoph Rösel, in der Stellungnahme. Man nehme diese Kritik, die hauptsächlich von christlichen Theologinnen und Theologinnen aus dem Bereich des jüdisch-christlichen Dialogs gekommen sei, sehr ernst. "Und es tut uns leid, dass wir durch dieses Produkt Irritationen herbeigeführt haben."

Erst im Oktober wurde der erste Band unter dem Titel "Reise ins versprochene Land" auf der Frankfurter Buchmesse der Öffentlichkeit vorgestellt. Geplant war, in Deutschland insgesamt drei Bände zu veröffentlichen. Entwickelt wurde die tierische Bibel für Kinder ab 8 Jahren von dem norwegischen Illustrator Haakon Lie. In Norwegen ist die Bibel, die im "Fennec Vorlag" erschienen ist, zum Bestseller geworden und ist in allen Bibliotheken des Landes erhältlich.

Bereits vor der deutschen Veröffentlichung gab es kritische Stimmen, die befürchteten, dass biblische Geschichten durch Tierfiguren banalisiert oder zu sehr verfremdet würden. Damals wurde jedoch vonseiten der DBG betont, dass die Tiere im "Löwe von Juda" nicht willkürlich ausgewählt, sondern theologisch reflektiert seien und man vor allem Kinder ansprechen wolle, die mit klassischen Kinderbibeln nicht erreicht würden.

Der Verkauf der Bibel sei mit rund 1.500 verkauften Exemplaren gut gestartet, sagte Bigl dem epd auf Anfrage. "Das zeigt uns, dass es auf jeden Fall ein Interesse an Kinderbibeln gibt, die auf den ersten Blick ungewöhnliche Wege beim Erzählen biblischer Geschichten gehen."