Das "Haus der Religionen" in Hannover sei ein unverzichtbarer Ort der Verständigung, des Friedens und der Hoffnung, sagte Hannovers Oberbürgermeister und Schirmherr Belit Onay (Grüne) laut Redemanuskript. "Es zeigt, dass Menschen unterschiedlichen Glaubens gut miteinander leben können." Das "Haus der Religionen" ist das erste und bisher einzige Zentrum für interreligiöse und interkulturelle Bildung in Deutschland.
Die Bedeutung von Verständigung, Respekt und interreligiösem Dialog hob auch die Bundestagsabgeordnete Aydan Özoguz (SPD) in ihrer Festrede hervor, die per Video nach Hannover übermittelt wurde. Religiöser Extremismus, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, Hass und Hetze würden immer spürbarer und lauter, sagte Özoguz. Allein im Zeitraum von 2022 bis 2023 habe sich die Zahl der antisemitischen Straftaten verdoppelt.
Professor Wolfgang Reinbold, Vorsitzender des "Hauses der Religionen", betonte, dass eine religiös vielfältige Stadt ein interreligiöses Bildungszentrum brauche. "Das war und ist unsere Überzeugung seit der Gründung des 'Hauses der Religionen' vor 20 Jahren." Die evangelisch-katholische Epoche sei vorüber, sagte Reinbold. "Jede Schulklasse ist heute religiös bunt - das bringt viele neue Fragen und Herausforderungen mit sich, auf die wir gute Antworten geben müssen." Die Basis dafür sei gegenseitiger Respekt und die freiheitlich-demokratische Grundordnung. "Dafür steht das 'Haus der Religionen' heute und in Zukunft."
Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde der neue Skulpturengarten vor dem "Haus der Religionen" offiziell eröffnet. Die 630 Quadratmeter große Grünoase hatten Besucher des Deutschen Evangelischen Kirchentags Anfang Mai angelegt. Sie pflanzten klimaangepasste Bäume sowie insektenfreundliche Stauden und bearbeiteten Sandsteinquader und -stelen. Der Garten steht Besuchern des "Hauses der Religionen" ebenso wie der Nachbarschaft zur Verfügung.
Langjährige Partnerschaft mit religionen-entdecken.de
Zwischen dem Haus der Religionen und der vom GEP getragenen Kinderseite religionen-entdecken.de besteht seit Jahren eine intensive Partnerschaft. So können Besucherinnen und Besucher ihren Ausstellungsbesuch auch zu Hause fortsetzen: Auf dem Bildungsportal findet sich ein virtuelles Abbild in Form von 360-Grad-Ansichten, die jederzeit abrufbar sind. Außerdem geben beide Institutionen den umfassendsten interreligiösen Kalender weltweit heraus.
Mittels der App HolyDays oder als Abonnement in Kalender-Anwendungen lassen sich 140 Feste und Feiertage aus neun Religionen kostenlos abrufen. Die Partnerredaktion gratulierte im Rahmen eines Blitzlichtes herzlich zum 20. Geburtstag und freut sich auf zukünftige Projekte. In den Startlöchern steht die Zusammenarbeit bei der Bereitstellung geeigneter Unterrichtsmaterialien über die Weltreligionen. "Wir von der Redaktion freuen uns auf zukünftige Projekte", erklärt religionen-entdecken.de-Redakteur Moritz Vogel.
Verständnis für andere Religionen und entwickeln
Das "Haus der Religionen" in Hannover ist das erste und bisher einzige Zentrum für interreligiöse und interkulturelle Bildung in Deutschland. Seine Wurzeln reichen bis ins Jahr 1991 zurück. Während des zweiten Golfkriegs schlossen sich damals engagierte Frauen und Männer zu interreligiösen Gesprächskreisen zusammen. Hintergrund waren auch die fremdenfeindlichen Anschläge von Hoyerswerda, Mölln und Solingen und die Sorge um den künftigen Kurs der deutschen Gesellschaft nach der Wiedervereinigung.
In Hannover traf sich die Gruppe an wechselnden Orten, bis sie schließlich 2005 als Mieterin ein festes Domizil in der damaligen Athanasiuskirche fand. Hier unterhielt sie Büroräume und eine kleine Ausstellung, die von Schulklassen und anderen Gruppen besucht wurde. Hinter dem "Haus der Religionen" stehen die Gemeinschaften der Christen, Juden und Muslime, der Hindus, Buddhisten und Bahai sowie der Aleviten, Jesiden und Humanisten. Ihr Ziel ist, Verständnis für andere Religionen und Weltanschauungen zu entwickeln.
Im Herbst 2022 nahm die Einrichtung an ihrem bisherigen Standort neue, stark erweiterte Räume in Betrieb. Eine vergleichbare Bildungsstätte gibt es nach Angaben der Initiatoren seit 2014 nur in Bern. Zwar entsteht gerade in Berlin das "House of One", doch dieses richtet sich nur an die monotheistischen Religionen. Finanziert wird das "Haus der Religionen" langfristig vor allem von der Stadt Hannover und den Kirchen. Schirmherr ist Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne).