Das 1960 erschienene Strategiespiel war ungemein beliebt, erst recht zu Beginn der Siebzigerjahre, als der "Ölpreisschock" die enorme Abhängigkeit vom Erdöl verdeutlichte. Heute würde so ein Brettspiel vermutlich "Wasser für alle" heißen, und das nicht nur, weil die Abhängigkeit vom Öl dank erneuerbarer Energien deutlich zurückgeht: Der globale Wasserverbrauch steigt doppelt so schnell, wie die Weltbevölkerung wächst. In manchen Regionen gibt es zudem schon lange kein Trinkwasser mehr, weil gierige Konzerne die Ressource geplündert und den Einheimischen das Wasser abgegraben haben.
Davon kann in Münster zwar noch keine Rede sein, aber dennoch geht es genau darum. Dass aus dem Wasserhahn von Antiquar und Privatdetektiv Wilsberg nur noch Luft kommt, hat zwar andere Gründe, hängt jedoch letztlich trotzdem eng mit seinem jüngsten Fall zusammen, als ihn eine Freundin seiner gelegentlichen Helferin Merle um Hilfe bittet: Clara (Sonja Joanne Geller) vermisst ihren Freund Edgar. Der junge Mann ist der Gründer einer Initiative gegen "Münster Quell".
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die Stadt Münster hat dem Unternehmen die Wasserversorgung übertragen; prompt sind die Preise "explodiert". Clara erzählt, Edgar habe sich mit einem "Whistleblower" treffen wollen: Der Informant hat angeblich brisante Informationen über Münster Quell. Als sich Wilsberg beim Wasserwerk selbst ein Bild machen will, findet er prompt einen Toten: Der persönliche Assistent von Geschäftsführerin Julia Brosenius (Alice Dwyer) ist an einer Überdosis K.o.-Tropfen gestorben. Offenbar war er der Mann, mit dem sich Edgar treffen wollte. Dessen Leiche entdecken der Detektiv und seine Klientin kurz drauf ebenfalls.
Clever konstruiert Markus Thebe in seinem ersten Buch für die vor vierzig Jahren gestartete Reihe – Lansink hat die Hauptrolle allerdings erst im zweiten Film (1998) übernommen – nun eine Krimigeschichte, in der Overbeck (Roland Jankowsky) wieder mal gründlich auf dem Holzweg ist. Der Kriminaloberkommissar, seit Episode Nummer drei (1999) dabei, hat seine Funktion als Trottel vom Dienst schon lange hinter sich gelassen, zumal seine philosophischen Exkurse eine echte Bereicherung sind, aber als Kriminalist kann er Wilsberg nicht das Wasser reichen; auch wenn er das selbstredend ganz anders sieht. Eine entsprechende Bemerkung kontert der Detektiv mit der Feststellung, man könne den Esel zwar zur Quelle führen, aber trinken müsse er selbst. Jedenfalls ist Overbeck überzeugt, dass es sich bei den Todesfällen um ein Eifersuchtsdrama handelt: Der Informant war mit Edgars Ex-Freundin liiert; das wäre das Motiv für den ersten Mord. Der zweite Todesfall wirkt wie ein Unglücksfall. Edgars sterbliche Überreste liegen in einer Waldhütte. Er ist an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben, weil eine Abzugsklappe am Ofen geschlossen war, wie Clara feststellt. Umgehend mutmaßt Overbeck, sie habe ihren Freund auf dem Gewissen.
Natürlich ahnt Wilsberg, dass das alles Quatsch ist, weil es in Wirklichkeit ums Wasser geht. Allerdings gibt es keinerlei Hinweise auf illegale Machenschaften. Außerdem hat die Chefin von Münster Quell einflussreiche Unterstützerinnen: Sie engagiert sich gemeinsam mit Kommissarin Springer (Rita Russek) und Mechthild Eckes (Ann Kathrin Kramer), Direktorin der städtischen Wasserwerke, für ein Netzwerk, das Frauen zu Führungspositionen verhelfen will. Brosenius war vor ihrem Wechsel zu Münster Quell Eckes’ Assistentin; ein typisches Beispiel für einen Drehtür-Effekt, wenn Menschen aus Ämtern in Politik oder Verwaltung in die verwandte Bereiche der Privatwirtschaft wechseln. Wilsberg setzt seinen Kumpel Ekki (Oliver Korittke) auf Münster Quell an. Der Finanzprüfer kann zunächst jedoch nichts Verdächtiges in den Unterlagen entdecken.
Natürlich lässt sich erahnen, wer in diesem Krimi Dreck am Stecken hat, aber der eigentliche Hintergrund für die Verbrechen ist tatsächlich verblüffend. Regisseurin Britta Keils hat auch den letzten Film ("Achtsam bis tödlich", 2025) gedreht. Ihre Inszenierung kommt ohne optische Auffälligkeiten aus, ist aber im besten Sinn solide. Das Titelthema dominiert auch die heitere Präsidiumsebene: Overbeck wird zum Wasserbeauftragten ernannt und schießt dabei weit übers Ziel hinaus. Ebenfalls passend ist die großzügige Verwendung der Farbe Blau: Der Grundton dominiert viele Innenaufnahmen, findet sich aber auch in diversen Ausstattungsdetails.