"Jute statt Plastik": Die Taschen mit diesem eingängigen Slogan haben in der alternativen Szene in Deutschland eine Epoche geprägt und sind im kulturellen Gedächtnis verankert. Zu verdanken ist die Erfolgsgeschichte Gerd Nickoleit, einem Pionier des fairen Handels, der die Jutetasche von Bangladesch vor Jahrzehnten nach Deutschland brachte. Mittlerweile ist der Mitbegründer der Fair-Handelsgesellschaft Gepa in Wuppertal 81 Jahre alt. Für die Idee des gerechten Handels brennt er nach wie vor.
"Die Idee des fairen Handels ist weiterhin richtig und wichtig - auch in Zukunft", sagt Nickoleit im großen Verkaufsraum der Gepa-Firmenzentrale im Wuppertaler Westen. "Sie wird daher neue Überzeugungstäter finden." Am 14. Mai feiert das Unternehmen sein 50-jähriges Bestehen.
Dem "Überzeugungstäter" Nickoleit ging es in seiner Arbeit immer darum, "soziale und betriebswirtschaftliche Aspekte zusammenzubringen". Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann in einem Textilunternehmen in der Nähe von Hamburg und einem Studium der Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Siegen habe es ihn schon als jungen Mann in die weite Welt getrieben, erzählt er. Nickoleit lebte und arbeitete drei Jahre in Peru sowie als Entwicklungshelfer im Iran. Bei seinen Aufenthalten in den Ländern erlebte er auch, wie ungerecht das globale Wirtschaftssystem gerade für Kleinbauern sein kann.
Nach einer Beschäftigung unter anderem für das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" wurde Nickoleit erster Geschäftsführer der "Aktion Dritte Welt Handel", die aus Kritik an der offiziellen Entwicklungspolitik entstanden war. 1974 schrieb er den Antrag zur Gründung einer Importgesellschaft bei den kirchlichen Hilfswerken "Brot für die Welt" und Misereor. Die offizielle Gründung erfolgte dann 1975, also ein Jahr später.
Vom Verkauf der Waren leben Kleinbauern
Im fairen Handel, der damals noch "alternativer Handel" genannt wurde, gab es durchaus unterschiedliche Erwartungshaltungen. So setzten etwa die Weltläden bei ihrem Geschäftsmodell sehr stark auf Bildungsarbeit und weniger auf Warenabsatz und Marketingkonzepte. Die Kooperativen, Kleinbauern und Handwerker in den Ursprungsländern mussten aber von dem Verkauf der Waren leben. Damals sei erkannt worden, dass "man die Partner stärker in den Mittelpunkt stellen" muss, sagt Nickoleit.
Zur Handelspalette der Gepa ("Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt") gehören heute Kaffee, Tee und Schokolade sowie weitere Lebensmittel wie Süßwaren, Honig, Brotaufstriche, Wein oder Reis. Zudem wird mit Korbwaren, Textilien, Kerzen oder Seifen gehandelt. Gepa-Produkte finden sich bundesweit in 900 Weltläden und vielen Supermärkten, im Biohandel, in Restaurants und Kantinen sowie in kirchlichen und sozialen Einrichtungen.
Der faire Handel ist inzwischen ein umkämpfter Markt, auf dem sich die Gepa behaupten muss. "Wir müssen von der Referenz zur Relevanz kommen", sagt Geschäftsführer Peter Schaumberger. Während in den Weltläden mit dem Kauf jedes Produkts auch eine Geschichte erzählt werden solle, gehe es bei der Distribution über den Lebensmitteleinzelhandel darum, mit Produkten und Markenartikeln zu überzeugen und überhaupt ins Regal genommen zu werden.
"Bislang ist Gepa eine Marke, die vor allem für Kaffee, Schokolade und Tee bekannt ist", erklärt Schaumberger. Diese Warengruppen machten über 85 Prozent des Umsatzes aus. Gerade beim Verkauf über den Einzelhandel und die Biomärkte müsse es darum gehen, "mehr Breite" im Regal zu erhalten.
Nach den Worten von Gepa-Mitgründer Nickoleit hat die Gepa als Pionierin des fairen Handels wichtige Veränderungen erreicht. Allerdings müsse der faire Handel "immer wieder neu interpretiert und an sich verändernde Situationen angepasst werden", betont er.