Die Lehramtsausbildung in Bayern soll modernisiert werden. Eine von der Staatsregierung beauftragte Expertenkommission stellte am Mittwoch in München ihre Vorschläge vor, wie die Lehrerausbildung weiterentwickelt werden soll. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) und Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) würdigten die Empfehlungen und kündigten an, auf deren Basis nun einen "Masterplan Lehrkräftebildung Bayern" zu erarbeiten.
Lehrerverbände äußerten sich positiv, von der Landtags-Opposition kam Kritik.
In ihrem Gutachten empfiehlt die Kommission unter anderem, das Studium praxisorientierter zu gestalten, indem "Kernpraktiken" des Lehrerberufs konkretisiert werden. Darunter versteht der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) laut Mitteilung "pädagogische Basistätigkeiten", an denen sich das Studium ausrichten soll. Die Kompetenzen bei angehenden Lehrern sollen kumulativ aufgebaut und die Schulpraktika wissenschaftlich begleitet werden.
Lehrkräften sollen gezielter Kompetenzen zum Umgang mit Heterogenität und Inklusion vermittelt werden. Studium, Referendariat und Fortbildungen sollen enger verzahnt werden und Studierende "ausreichend Raum" zum Ausprobieren erhalten. Wesentlich ist laut Stolz "eine zielgerichtete und praxisorientierte Vorbereitung" auf den Beruf.
Zugleich spricht sich die Kommission gegen eine generelle Strukturreform aus. Für die Zukunft der Lehrkräftebildung gelte: "Evolution, nicht Revolution", sagte Blume. Empfohlen wird etwa, das zentrale Erste Staatsexamen beizubehalten und lediglich die Prüfungsinhalte anzupassen. Zudem sollen Lehrkräfte weiterhin Schulart-spezifisch ausgebildet werden. Die Regelstudienzeit für alle Lehramtsstudiengänge soll künftig zehn Semester betragen.
Attraktivität des Berufs "deutlich verbessern"
Generell müsse die Lehrkräftebildung "evidenzbasiert" weiterentwickelt werden, sich also konsequent an der Forschung orientieren, empfiehlt das Gutachten. Die Ministerien wollen die Empfehlungen nun prüfen und ergänzen. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, die der Kommission selbst angehört, sagte, die Umsetzung der Empfehlungen werde die Bildungsqualität an den Schulen "enorm erhöhen" und die Attraktivität des Lehrberufs "deutlich verbessern". Laut dem Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände, Pankraz Männlein, ist der Vorschlag zur einheitlichen Erhöhung der Regelstudienzeit ein Signal für den höheren Stellenwert der Lehrerbildung und nötig, um Lehrkräften umfassende Kompetenzen zu vermitteln.
Laut dem Landtagsabgeordneten Christian Zwanziger (Grüne) zeigt der Bericht, dass es "dringend eine Reform der Lehrkräfteausbildung" braucht. Was fehle, sei "der politische Wille der Staatsregierung, den Beruf zeitgemäß und attraktiv zu gestalten". Die Grünen fordern, auch neue Wege zu eröffnen - etwa ein duales Studium für Berufstätige.
Die SPD-Fraktion forderte eine zügige Umsetzung der Empfehlungen und kritisierte den fehlenden Mut zur Reform. "Die stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis ist überfällig", sagte Landtagsabgeordnete Nicole Bäumler. Die SPD wünscht sich zudem eine flexiblere Gestaltung der Lehramtsausbildung über Schularten hinweg. SPD-Abgeordnete Katja Weitzel forderte, die Lehrstühle für die Umsetzung der Pläne besser auszustatten.
Der Expertenkommission gehörten seit 2023 Vertreter der Lehrerverbände, Wissenschaftler aus der Lehrerbildung und ein Vertreter der Landesstudierendenvertretung an. Auf den Weg gebracht hatte die Kommission der bayerische Ministerrat.