Pfingsten in Brasilien

Taube als Symbol für den Heiligen Geist
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Die Taube wird oft als Symbol für den Heiligen Geist genommen.
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Pfingsten in Brasilien
In manchen Orten Brasiliens ist die Festa do Divino Espírito Santo, also Pfingsten, eine große Sache. In anderen Gegenden nicht so sehr. Die Pfarrerin der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB), Dr. Claudete Beise Ulrich, erklärt in einem Interview, dass es ganz darauf ankomme,wo man ist und welcher Konfession man angehört.

mission.de: Wie wird Pfingsten (Festa do Divino Espírito Santo) in Brasilien gefeiert? Was ist das Besondere daran?

Claudete Beise Ulrich: Große Feiern sind eher in der katholischen Gemeinde üblich. An verschiedenen Orten in Brasilien wird das Fest mit einer großen Prozession gefeiert. Ursprünglich kommt dieser Brauch aus Portugal. Ziel ist es natürlich, den Heiligen Geist zu feiern. Aber inzwischen mischt sich darin auch eine Art "Volkskatholizismus", wie wir sagen, mit anderen in Brasilien beheimateten Einflüssen, wie etwa aus der afrikanischen oder der indigenen Kultur.

In anderen Regionen gibt es keine Prozessionen, sondern eher Pfingstmärkte mit Essen und Trinken, das aus kleinen Hütten verkauft wird. Manchmal wird eine Art Kirmes-Baum, ganz ähnlich zum deutschen Maibaum, von den Männer aufgestellt, um ihre Kräfte zu zeigen.

In der evangelischen Kirche, lutherisch und presbyterianisch, also den eher historischen evangelischen Kirchen, ist es, denke ich, wie in Deutschland. Nur dass wir den Montag nicht haben. Wir haben nur den Sonntag. Da gehen wir in die Kirche, feiern einen besonderen Gottesdienst, oft wird danach im Gemeindekreis noch miteinander gegessen und in manchen Gemeinden gibt es vielleicht sogar ein Fest mit Essen, Torte und Tanz. In der historischen evangelischen Kirche ist das das Normale.

Es gibt eine wachsende Anzahl von Neo-Pfingstkirchen. Haben diese Kirchen einen besonderen Bezug zum Pfingstfest? Wissen Sie, wie dort Pfingsten gefeiert wird?

Beise Ulrich: Interessanterweise haben die neueren Pfingstkirchen das alles nicht. Sie feiern Pfingsten nicht besonders, denn der Heilige Geist ist etwas, das für sie immer da ist. Er steht im Mittelpunkt. Aber sie feiern auch Advent oder die Passionszeit vor Ostern nicht. Sie haben nicht so eine feste Liturgie. Das Kirchenjahr mit seinen liturgischen Festzeiten ist dementsprechend nicht ganz so wichtig. Die charismatischen Aspekte sind wichtiger.

Die Umzüge, die in manchen Städten wie z. B. in Paraty abgehalten werden, sind ja vom Ursprung her eher katholisch. Aber die Anzahl der anderen christlichen Denominationen steigt. Feiern alle Christ*innen mit?

Die Gegenden, in denen die großen Feste gefeiert werden, sind nach wie vor eher katholisch geprägt. Dementsprechend sind es viele Katholik*innen, die kommen. Aus den anderen Denominationen kommen die, die mitfeiern möchten. Menschen aus den Pfingstgemeinden wird man aber wohl eher weniger dort treffen, da die dem Feiern in der Regel eher kritisch gegenüberstehen.

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