Laut dem am Donnerstag in Hannover veröffentlichten Appell ist eine Wirtschaft, die das Gemeinwohl sowie den Umwelt- und Klimaschutz in den Mittelpunkt stellt, Voraussetzung für den Frieden. Verabschiedet wurde der Appell von einer unabhängigen "Friedenssynode" in Hannover, die parallel zum 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag stattfindet.
Schirmfrau ist die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und frühere hannoversche Landesbischöfin, Margot Käßmann. Die Theologin hat ihre pazifistische Grundhaltung beim evangelischen Kirchentag in Hannover bekräftigt: "Gerade in einer Welt, die ständig nach Waffen und Rüstung schreit, müssen Christinnen und Christen immer wieder schauen, wer denn die Opfer dieser Waffen sind."
"Am Ende werden Waffen produziert, um damit Menschen zu töten", so die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag. Jeder sechste Mensch auf der Erde lebe in einem aktiven Kriegszustand. "Dazu haben wir als Christinnen und Christen doch etwas zu sagen. Dass auch eine Welt ohne Waffen möglich ist und Menschen ganz anders zusammenleben können."
"Friedensbewegung Gottes gibt dem Friedenshandeln als Christenmensch Kraft und Richtung."
Der "Christliche Friedensruf Hannover 2025" sei verabschiedet, nun beginne aber erst die Arbeit. Dies betont der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), Jochen Cornelius-Bundschuh, in einem Impuls beim Ökumenischen Friedenszentrum während des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Hannover. Der frühere badische Landesbischof in Hannover macht deutlich, dass auf dem Weg zum Frieden Geduld, Mut und Hartnäckigkeit nötig sei, ebenso die Fähigkeit, Ambivalenzen auszuhalten.
Dabei gebe die Friedensbewegung Gottes dem Friedenshandeln als Christenmensch Kraft und Richtung, unterstreicht Cornelius-Bundschuh. "Unsere Perspektiven werden auf Widerspruch stoßen. Manche werden uns vorwerfen, dass wir naiv sind und in den achtziger Jahren steckengeblieben", so Cornelius-Bundschuh weiter. Dass das nicht stimme, sollte in inhaltlichen Auseinandersetzungen deutlich gemacht werden.
"Andere werden unsere christlichen Grundlagen als unrealistisch oder fundamentalistisch in Frage stellen; wir werden öffentlich verständlich Rechenschaft geben müssen über die Hoffnung, die uns ist", gibt Jochen Cornelius-Bundschuh zu bedenken. Und macht deutlich: "Wir wollen mit diesem Ruf nicht Recht behalten; wir wollen, dass sich viele Füße in Kirche und Öffentlichkeit in Richtung Frieden bewegen."
"In Betrieben, in Schulen, in Institutionen Frieden einüben, zur Stärkung der Zivilgesellschaft."
Wichtig ist für den AGDF-Vorsitzenden, für den Frieden zu bilden und in zivile Konfliktbearbeitung einzuüben. In Betrieben, in Schulen, in Institutionen, zur Stärkung der Zivilgesellschaft. Und weiter: "Wir setzen uns für eine regelbasierte internationale Ordnung und die Stärkung entsprechender Organisationen ein", betont der frühere Landesbischof. Wer mittel- und langfristig zu einem gerechten und nachhaltigen Frieden beitragen wolle, müsse sich schon heute dafür einsetzen, so Jochen Cornelius-Bundschuh.
Der Friedensappell richtet sich unter anderem gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern in Europa sowie gegen ein mögliches europäisches Atomwaffenprogramm. Auch die "Militarisierung von Wirtschaft, Bildung und Gesundheitswesen" wird abgelehnt. Kritisiert wird zudem eine Erhöhung von Rüstungsausgaben auf Kosten sozialer, ökologischer und pädagogischer Belange. Die Initiatoren des Appells fordern entschlossenen diplomatischen Einsatz für gewaltfreie Konfliktlösungen, die Auflösung der Militärbündnisse und die Schaffung einer globalen Sicherheitsstruktur.